Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
beiße die Zähne aufeinander. » Du bedeutest ihm nämlich so gut wie nichts. Und je mehr Zeit vergeht, desto weniger bedeutest du ihm.«
Marcus gibt mir keine Antwort, sondern richtet seine Aufmerksamkeit auf den Wasserreiniger. Ich stehe einen Moment da und koste meinen Triumph aus, in meinen Ohren vermischt sich das Rauschen des Wassers mit dem Pochen meines Herzschlags. Dann verlasse ich das Gebäude, aber ich habe das davorliegende Feld noch nicht einmal zur Hälfte überquert, als mir klar wird, dass ich gar nicht gewonnen habe. Marcus hat gewonnen.
Was auch immer die Wahrheit ist, ich kenne sie immer noch nicht und muss sie mir auf anderem Weg beschaffen, denn ihn werde ich nicht noch einmal fragen.
In dieser Nacht träume ich davon, dass ich auf einem Feld stehe, auf dem eine Horde Krähen am Boden kauert. Als ich ein paar von ihnen wegscheuche, sehe ich, dass sie auf einem Mann sitzen und an seinen Kleidern picken, die altruangrau sind. Ohne Vorwarnung fliegen sie davon, und da merke ich erst, dass dieser Mann Will ist.
Dann wache ich auf.
Ich vergrabe mein Gesicht in den Kissen, und statt seinen Namen zu rufen, schluchze ich so laut, dass mein Körper in die Matratze gepresst wird. Ich spüre wieder, wie sich das Monster aus Trauer und Schmerz in den leeren Platz hineinschlängelt, in dem einmal mein Herz und mein Magen gewesen sind.
Keuchend presse ich beide Handflächen gegen die Brust. Jetzt packt mich das Ding an der Kehle und drückt mir die Luft ab. Ich winde mich und stecke schweratmend den Kopf zwischen die Knie, bis das Würgen nachlässt.
Mich fröstelt, obwohl es warm ist. Ich stehe auf und schleiche durch den Gang zu Tobias’ Zimmer. Meine nackten Beine leuchten in der Dunkelheit. Als ich die Tür öffne, quietscht sie so laut, dass er aufwacht. Er starrt mich einen Moment lang an.
» Komm her«, sagt er, noch ganz schlaftrunken. Er rutscht an den Bettrand, um mir Platz zu machen.
Ich hätte vorher überlegen sollen, was ich tue. Ich schlafe in einem langen T-Shirt, das die Amite mir gegeben haben. Es reicht gerade über den Po, aber ich habe vergessen, eine Hose anzuziehen, bevor ich hierher kam. Tobias mustert meine nackten Beine und mein Gesicht beginnt zu glühen. Ich lege mich neben ihn und sehe ihn an.
» Schlecht geträumt?«, fragt er.
Ich nicke.
» Was ist passiert?«
Ich schüttle den Kopf. Ich kann ihm nicht sagen, dass ich wegen Will Albträume habe, denn dann müsste ich ihm erklären, weshalb. Wie würde er von mir denken, wenn er wüsste, was ich getan habe?
Er legt seine Hand auf meine Wange und streicht mit dem Daumen über den Wangenknochen.
» Wir sind in Sicherheit, du und ich«, sagt er. » Okay?«
Meine Brust tut weh, aber ich nicke.
» Überall sonst ist alles aus dem Lot geraten.« Sein Flüstern kitzelt mich an der Wange. » Aber bei uns ist alles in Ordnung.«
» Tobias…« Was immer ich sagen will, es verschwindet aus meinem Kopf, und ich drücke meine Lippen auf seine, denn ich weiß, wenn ich ihn küsse, lenkt mich das von allem anderen ab.
Er erwidert meinen Kuss. Seine Hand gleitet erst über meine Wange, dann an meiner Seite entlang und zeichnet den Schwung meiner Taille nach, streicht über die Hüfte und von dort zu meinem nackten Bein, bis ich anfange zu zittern. Ich drücke mich enger an ihn und umschlinge ihn mit meinem Bein. Vor Aufregung summt mein Kopf, aber der Rest von mir scheint ganz genau zu wissen, was er tut, denn alles pocht im selben Rhythmus. Mein Körper möchte aus sich selbst fliehen und stattdessen mit ihm verschmelzen.
Sein Mund berührt meinen und seine Hand fährt unter den Saum meines T-Shirts; ich halte sie nicht auf, obwohl ich es eigentlich tun sollte. Stattdessen seufze ich nur leise und die Hitze steigt in mein Gesicht und färbt es rot. Entweder hat er es nicht bemerkt oder es macht ihm nichts aus, denn er fasst meinen Rücken fester, drückt mich noch enger an sich. Seine Finger bewegen sich langsam entlang meiner Wirbelsäule nach oben. Mein T-Shirt rutscht hoch, aber ich ziehe es nicht wieder herunter, obwohl ich die kalte Luft an meinem Bauch spüre.
Er küsst mich auf den Nacken und ich halte mich an seiner Schulter fest, umschließe mit der Faust sein T-Shirt. Seine Hand ist ganz oben angelangt und schmiegt sich an meinen Hals. Mein Shirt hat sich um seinen Arm gewickelt. Unsere Küsse werden leidenschaftlicher, meine Hände beben, so nervös und elektrisiert bin ich; deshalb klammere ich mich noch
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