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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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werde ich mich sogar leichter fühlen, wenn ich endlich ehrlich sein kann.
    Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn ich schrecke hoch, als sich die Tür öffnet. Wir stehen auf und ein paar Ferox kommen herein. Eine von ihnen ruft meinen Namen. Christina drängt sich vor die anderen und umarmt mich. Ihre Finger graben sich in die Wunde an meiner Schulter und ich schreie auf.
    » Bin angeschossen worden«, stoße ich hervor. » Meine Schulter. Ahh.«
    » Oh Gott.« Sie lässt mich los. » Tut mir leid, Tris.«
    Sie sieht ganz anders aus als die Christina, die ich kenne. Sie trägt die Haare jetzt fast so kurz wie ein Junge und der warme Braunton ihrer Haut wirkt fahl. Sie lächelt mich an, aber ihre Augen lächeln nicht mit, ihr Blick ist müde. Ich möchte das Lächeln erwidern, aber ich bin zu nervös. Christina wird bei meiner Befragung anwesend sein. Sie wird hören, was ich Will angetan habe. Sie wird es mir niemals verzeihen.
    Es sei denn, ich kämpfe gegen das Serum an– oder versuche es zumindest.
    Aber will ich das wirklich? Soll die Wahrheit für immer in mir vergraben bleiben und an mir nagen?
    » Geht’s dir gut? Ich habe gehört, dass du hier bist, deshalb habe ich darum gebeten, dich abholen zu dürfen«, sagt sie, während wir die Zelle verlassen. » Ich weiß, dass du es nicht getan hast. Du bist keine Verräterin.«
    » Mir geht’s gut«, sage ich. » Danke. Und dir?«
    » Oh, mir…« Sie verstummt und beißt sich auf die Lippe. » Hat dir schon jemand gesagt, dass… jetzt ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, aber…«
    » Was? Um was geht es denn?«
    » Ähm… Will ist beim Angriff ums Leben gekommen«, sagt sie.
    Sie wirft mir einen besorgten, fragenden Blick zu. Was erwartet sie von mir?
    Oh. Ich dürfte eigentlich überhaupt nicht wissen, dass Will tot ist. Ich könnte so tun, als würde mich diese Nachricht unerwartet treffen, aber vermutlich wäre ich nicht besonders überzeugend. Wahrscheinlich ist es das Beste, wenn ich zugebe, dass ich es schon weiß. Aber wie soll ich ihr erklären, woher ich das weiß, ohne ihr die Wahrheit zu sagen?
    Plötzlich wird mir übel. Überlege ich wirklich, wie ich meine Freundin am besten hintergehe?
    » Ich weiß«, antworte ich. » Als ich im Kontrollraum war, habe ich ihn auf den Bildschirmen gesehen. Es tut mir leid, Christina.«
    » Oh.« Sie nickt. » Na ja, ich bin froh, dass du es schon weißt. Ich wollte es nicht so zwischen Tür und Angel sagen müssen.«
    Ein kurzes Auflachen. Der Anflug eines Lächelns. Keines von beiden ist wie früher.
    Wir betreten den Aufzug. Ich spüre, wie Tobias mich unverwandt ansieht– ihm ist klar, dass ich Will nicht auf den Bildschirmen gesehen haben kann, und er hat bisher nicht gewusst, dass Will tot ist. Ich starre stur geradeaus und tue so, als würden mich seine Blicke nicht verbrennen.
    » Mach dir keine Sorgen wegen der Sache mit dem Wahrheitsserum«, versucht Christina mich zu beruhigen. » Das ist alles ziemlich einfach. Du kriegst kaum etwas mit, sobald du es bekommen hast. Erst wenn du wieder klar im Kopf bist, merkst du überhaupt, was du gesagt hast. Mir hat man das Serum schon als Kind verabreicht. Das ist bei uns Candor nichts Ungewöhnliches.«
    Die anderen Ferox im Aufzug werfen sich Blicke zu. Unter normalen Umständen hätte einer von ihnen Christina zurechtgewiesen, weil sie so ausführlich über ihre frühere Fraktion spricht, aber das hier sind keine normalen Umstände. Das ist das erste und letzte Mal in Christinas Leben, dass sie ihre beste Freundin, die verdächtigt wird, eine Verräterin zu sein, zu einem öffentlichen Verhör begleitet.
    » Geht’s den anderen gut?«, frage ich. » Uriah, Lynn, Marlene?«
    » Sie sind alle hier«, sagt sie. » Außer Uriahs Bruder Zeke, der ist noch bei den Ferox.«
    » Was?« Zeke, der damals meine Sicherheitsgurte an der Seilrutsche befestigt hat, soll ein Verräter sein?
    Der Aufzug hält im obersten Stockwerk und die anderen steigen aus.
    » Ich weiß«, sagt sie. » Das hat wirklich niemand erwartet.«
    Sie packt mich am Arm und zieht mich zur Tür hinaus. Wir gehen einen Gang entlang, der mit schwarzem Marmor gefliest ist– man könnte sich hier glatt verlaufen, denn es sieht einfach überall gleich aus. Durch eine Flügeltür gelangen wir in einen weiteren Gang.
    Von außen sieht der Merciless Mart wie ein flacher Kasten aus, auf dessen Dach man in der Mitte einen schmalen Block gestellt hat. Im Inneren entpuppt sich dieser

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