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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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die ganze Zeit nichts anderes, als runterzukommen.«
    Er beugt sich vor, stützt seine Ellenbogen auf die Knie und starrt auf den Boden zwischen seinen Turnschuhen. » Deine aufgebissene Lippe sagt da aber etwas ganz anderes.«
    Ich setze mich neben ihn und ziehe mit dem linken Arm die Knie an die Brust, den rechten Arm lasse ich schlaff herabhängen. Lange sagt Tobias kein Wort und ich schlinge meinen Arm immer fester um die Beine. Ich habe das Gefühl, je kleiner ich mich mache, desto sicherer bin ich.
    » Manchmal«, sagt er dann, » habe ich das Gefühl, dass du mir nicht mehr vertraust.«
    » Ich vertraue dir«, widerspreche ich ihm. » Natürlich vertraue ich dir. Wie kommst du darauf, dass es anders sein könnte?«
    » Mich lässt das Gefühl nicht los, dass du mir etwas verheimlichst. Ich habe dir Dinge erzählt…« Er schüttelt den Kopf. » Dinge, die ich sonst niemandem erzählt habe. Die ganze Zeit schon geht etwas in dir vor und du sagst keinen Ton.«
    » Es gehen eine ganze Menge Dinge vor, das weißt du genau«, antworte ich. » Und überhaupt, was ist mit dir? Ich könnte dasselbe von dir behaupten.«
    Er streicht über meine Wangen, seine Finger spielen mit meinen Haaren. Er geht genauso wenig auf meine Frage ein wie ich auf seine.
    » Wenn es nur um deine Eltern geht«, sagt er sanft, » dann sag es mir. Ich werde dir glauben.«
    Seine Augen müssten eigentlich voller Furcht sein, wenn man bedenkt, in welcher Lage wir uns befinden, aber sie sind ruhig und dunkel. Sie tragen mich fort zu vertrauten Orten. Zu sicheren Orten, an denen es mir leicht fallen würde, ihm zu gestehen, dass ich einen meiner besten Freunde erschossen habe. Zu Orten, wo ich mich nicht vor seinem Blick fürchten müsste, wenn ihm klar wird, was ich getan habe.
    Ich lege meine Hand auf seine. » Das ist alles«, sage ich leise.
    » Okay.« Sein Mund berührt meine Lippen. Schuldgefühle krampfen sich in meinem Magen zusammen.
    Die Tür geht auf. Ein paar Leute kommen herein– zwei Candor mit Pistolen, ein älterer Candor mit dunkler Hautfarbe, eine Ferox, die ich nicht kenne. Und Jack Kang, der Anführer der Candor.
    Bei den meisten anderen Fraktionen würde er als ziemlich junger Anführer durchgehen– er ist erst neununddreißig Jahre alt. Gemessen an den Maßstäben der Ferox ist das alt. Eric ist schon mit siebzehn Anführer geworden. Aber vielleicht ist das auch einer der Gründe, weshalb die anderen Fraktionen unsere Meinungen und Entscheidungen nicht besonders ernst nehmen.
    Jack sieht außerdem ziemlich gut aus; er hat kurzes schwarzes Haar, warme, leicht schräg stehende Augen, ähnlich wie Tori, und hohe Wangenknochen. Allerdings ist er nicht gerade für seinen Charme bekannt– wahrscheinlich, weil er ein Candor ist. Die Candor halten Charme und liebenswürdige Umgangsformen für unaufrichtig. Wenigstens wird er gleich zur Sache kommen, ohne sich lange mit falschen Höflichkeiten aufzuhalten. Das ist mir wesentlich lieber.
    » Man hat mir berichtet, dass ihr von eurer Gefangennahme ziemlich überrascht war«, beginnt er. Seine Stimme ist tief, aber seltsam ausdruckslos, sie würde nicht einmal in den Tiefen einer leeren Höhle ein Echo erzeugen. » Daraus schließe ich, dass ihr entweder fälschlich angeklagt seid oder euch ziemlich gut verstellen könnt. Das Einzige –«
    » Was wirft man uns vor?«, unterbreche ich ihn.
    » Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Du wirst angeklagt, weil du seine Komplizin bist.«
    » Verbrechen gegen die Menschlichkeit?« Jetzt endlich klingt Tobias wütend. Er wirft Jack einen empörten Blick zu. » Wie bitte?«
    » Wir haben Aufnahmen von dem Angriff gesehen. Du warst derjenige, der den Simulationsangriff gesteuert hat«, antwortet Jack.
    » Wie seid ihr an das Material gekommen? Wir haben doch alle Daten mitgenommen«, sagt Tobias.
    » Ihr habt nur eine Kopie mitgenommen. Sämtliche Aufzeichnungen, die während des Angriffs auf dem Gelände der Ferox gemacht wurden, sind auch an andere Computer in der Stadt gesendet worden«, sagt Jack. » Wir haben gesehen, wie du die Simulation gesteuert und sie beinahe zu Tode geprügelt hast, bevor sie sich ergab. Dann hast du es dir auf einmal anders überlegt, eure Beziehungskrise war plötzlich wieder vorbei, ihr habt euch versöhnt und gemeinsam die Festplatte gestohlen. Einer der möglichen Gründe dafür ist, dass sie nicht in unsere Hände fallen sollte, nachdem die Simulation so plötzlich zu Ende war.«
    Fast

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