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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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jemand.
    Aber Tobias’ Nachnamen kennt jeder. Das höre ich an dem Raunen, das durch die Reihen geht. Die Candor wissen alle, dass Marcus der einflussreichste Regierungsvertreter ist, und einige von ihnen haben bestimmt auch Jeanines Zeitungsartikel über die Grausamkeiten, die er seinem Sohn angetan hat, gelesen. Es war eines der wenigen Dinge, die sie erzählt hat, und die der Wahrheit entsprochen haben. Und jetzt weiß jeder, dass Tobias Marcus’ Sohn ist.
    Tobias Eaton ist ein Name, der die Menschen aufhorchen lässt.
    Niles wartet, bis wieder Ruhe eingekehrt ist, dann fährt er fort. » Du hast also deine Fraktion gewechselt, nicht wahr?«
    » Ja.«
    » Du bist von den Altruan zu den Ferox gewechselt?«
    » Ja«, schnauzt Tobias. » Das liegt doch auf der Hand, oder?«
    Ich beiße mir auf die Lippe. Er sollte sich besser beruhigen– er verrät viel zu viel von sich. Je widerwilliger er die Fragen beantwortet, desto entschlossener wird Niles nachhaken.
    » Diese Befragung dient unter anderem dem Zweck, herauszubekommen, auf welcher Seite du stehst«, erklärt Niles. » Also, weshalb hast du die Fraktion gewechselt?«
    Tobias starrt Niles an, macht aber den Mund nicht auf. Sekunden verrinnen in völliger Stille. Je länger er gegen das Serum ankämpft, desto schwerer scheint es ihm zu fallen; seine Wangen röten sich, sein Atem geht schneller. Ich spüre einen Stich in der Brust. Die Einzelheiten seiner Kindheit sollte er für sich behalten dürfen, wenn er das will. Es ist grausam von den Candor, ihn zu zwingen, alles preiszugeben, ihm diese Freiheit zu nehmen.
    » Das ist entsetzlich«, sage ich empört zu Christina. » Das ist nicht richtig.«
    » Warum?«, erwidert sie. » Das ist doch eine einfache Frage.«
    Ich schüttle den Kopf. » Das verstehst du nicht.«
    Christina lächelt leicht. » Du machst dir wirklich Sorgen um ihn.«
    Ich bin viel zu beschäftigt damit, Tobias nicht aus den Augen zu lassen, um ihr eine Antwort darauf zu geben. Niles spricht weiter. » Ich frage dich noch einmal. Es ist für uns wichtig herauszufinden, wie sehr du dich der Fraktion, die du gewählt hast, verbunden fühlst. Also weshalb bist du zu den Ferox gewechselt, Tobias?«
    » Um mich zu schützen«, sagt Tobias. » Ich bin zu den Ferox gegangen, um mich selbst zu schützen.«
    » Wovor wolltest du dich schützen?«
    » Vor meinem Vater.«
    Das Gerede im Raum verstummt, aber das Schweigen, das nun eintritt, ist viel schlimmer. Ich rechne damit, dass Niles weiter stochert, aber das tut er nicht.
    » Danke für deine Aufrichtigkeit«, sagt er. Alle Candor wiederholen diesen Satz. Um mich herum spricht jeder, laut oder leise, diese Worte: » Danke für deine Aufrichtigkeit«. Und meine Wut verpufft allmählich. Die Worte scheinen Tobias freundlich zu empfangen, sein dunkelstes Geheimnis aufzunehmen, um es dann aufzulösen.
    Vielleicht ist es gar nicht grausam, sondern nur der Wunsch, zu verstehen, der die Candor antreibt. Aber das nimmt mir trotzdem nicht die Angst vor dem Wahrheitsserum.
    » Stehst du noch auf der Seite deiner jetzigen Fraktion?«, fragt Niles.
    » Ich stehe auf der Seite von jedem, der den Angriff auf die Altruan nicht unterstützt hat«, antwortet Tobias.
    » Weil wir gerade davon sprechen«, sagt Niles. » Ich denke, wir sollten uns jetzt auf die Ereignisse an jenem Tag konzentrieren. Welche Erinnerungen hast du an die Zeitspanne der Simulation?«
    » Anfangs stand ich gar nicht unter dem Einfluss der Simulation«, sagt Tobias. » Sie hat nicht funktioniert.«
    Niles lacht kurz auf. » Was soll das heißen, sie hat nicht funktioniert?«
    » Ein wichtiges Kennzeichen der Unbestimmten ist, dass sie resistent gegen Simulationen sind«, sagt Tobias. » Und ich bin ein Unbestimmter. Und deshalb ist meine Antwort, dass die Simulation nicht gewirkt hat.«
    Das Raunen schwillt an. Christina knufft mich mit dem Ellenbogen.
    » Bist du auch unbestimmt?«, flüstert sie in mein Ohr, sodass nur ich es hören kann. » Warst du deshalb bei Bewusstsein?«
    Ich blicke sie an. Monatelang habe ich mich vor dem Wort unbestimmt gefürchtet, aus Angst, jemand würde herausfinden, was ich wirklich bin. Aber jetzt kann ich es nicht länger verbergen. Ich nicke.
    Ihre Augen werden riesengroß. Ich bin mir nicht sicher, was dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten hat. Ist es Entsetzen? Furcht? Bewunderung?
    » Weißt du darüber Bescheid?«, frage ich.
    » Als ich jünger war, hab ich mal was davon gehört«, sagt sie

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