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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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aufgesetzte Block als ein dreigeschossiger Raum mit leeren Nischen statt Fenstern in der Wand. Über mir sehe ich den sternenlosen Himmel, der allmählich dunkler wird.
    Hier drinnen sind die Marmorfliesen weiß und in der Mitte des Raums ist das Abzeichen der Candor ganz in schwarz eingelassen; die Wände werden von vielen Lampen, die in ordentlichen Reihen angebracht sind, beleuchtet, sodass der ganze Raum in gedämpftes gelbes Licht getaucht ist. Jedes Geräusch, jede Stimme erzeugt ein Echo.
    Die meisten Candor und auch die hinzugekommenen Ferox haben sich hier versammelt. Manche von ihnen sitzen auf den Bänken, die sich an den Wänden entlangziehen, angeordnet wie Treppenstufen, der Rest hat sich um das Abzeichen der Candor versammelt. In der Mitte des Zeichens stehen zwei leere Stühle.
    Tobias greift nach meiner Hand. Ich verschränke meine Finger mit seinen.
    Die Wachen der Ferox führen uns in die Mitte des Raums, wo uns die Menge mit einem Murmeln empfängt, manche johlen aber auch hämisch auf. Jack King sitzt in der vordersten Bankreihe.
    Ein älterer dunkelhäutiger Mann tritt vor, in seiner Hand hält er eine schwarze Schachtel.
    » Ich heiße Niles«, stellt er sich vor. » Ich bin derjenige, der euch die Fragen stellen wird. Du…«, er zeigt auf Tobias. » Mit dir fangen wir an. Würdest du bitte vortreten.«
    Tobias drückt meine Hand ein letztes Mal, dann lässt er sie los und ich bleibe mit Christina am Rand des Candor-Abzeichens stehen. Im Raum ist es warm– wie an einem feuchten Sommerabend–, aber mir ist kalt. Niles öffnet die schwarze Schachtel. Darin liegen zwei Spritzen, eine für Tobias, die andere für mich. Dann holt er ein antiseptisches Tuch aus seiner Tasche und reicht es Tobias. Bei den Ferox hat niemand auf solche Kleinigkeiten geachtet.
    » Wir werden das Serum jetzt in deinen Nacken injizieren«, sagt Niles.
    Nur der Wind von draußen ist zu hören, als Tobias sich mit dem antiseptischen Tuch über den Hals fährt. Niles tritt vor und drückt Tobias die Nadelspitze in den Nacken; dabei stößt er ihm die trübe bläuliche Flüssigkeit in die Adern. Als ich das letzte Mal mit ansehen musste, dass jemand Tobias eine Spritze verpasste, war es Jeanine, die ihm ein neuartiges Serum verabreichte, das auch bei Unbestimmten wirkt– jedenfalls glaubte sie das. Damals war ich mir sicher, dass ich ihn für immer verloren hätte.
    Bei dem Gedanken überläuft mich ein Schauder.

12. Kapitel
    » Ich werde dir jetzt ein paar einfache Fragen stellen, damit du dich schon einmal daran gewöhnen kannst, bis das Serum seine volle Wirkung entfaltet«, sagt Niles. » Also los. Wie heißt du?«
    Tobias sitzt mit hängenden Schultern und gebeugtem Kopf da, als wäre sein Körper zu schwer für ihn. Er windet sich auf seinem Stuhl, dann sagt er zwischen zusammengebissenen Zähnen und mit finsterem Blick: » Four.«
    Mag sein, dass man unter dem Einfluss des Wahrheitsserums nicht lügen kann, aber vielleicht kann man sich aussuchen, welche Version der Wahrheit man erzählt; er heißt zwar Four, aber das ist nicht sein Name.
    » Das ist ein Spitzname«, sagt Niles. » Wie ist dein wirklicher Name?«
    » Tobias.«
    Christina stößt mich mit dem Ellbogen an. » Hast du das gewusst?«
    Ich nicke.
    » Wer sind deine Eltern, Tobias?«
    Tobias öffnet den Mund, um zu antworten, doch dann presst er die Lippen fest zusammen.
    » Wieso ist das wichtig?«, fragt er schließlich.
    Die Candor um mich herum beginnen zu tuscheln, manche von ihnen runzeln die Stirn. Ich blicke Christina von der Seite an.
    » Es ist äußerst schwierig, eine Frage nicht unverzüglich zu beantworten, wenn man unter dem Einfluss des Wahrheitsserums steht«, erklärt sie. » Das bedeutet, dass er einen wirklich starken Willen hat. Und dass er etwas zu verbergen hat.«
    » Vielleicht war es vorher nicht wichtig, Tobias«, sagt Niles. » Aber weil du die Frage nicht beantwortet hast, ist es für uns wichtig geworden. Die Namen deiner Eltern, bitte.«
    Tobias schließt die Augen. » Evelyn und Marcus Eaton.«
    Familiennamen sind normalerweise nur dazu da, um sich auszuweisen, wenn der Vorname aus irgendeinem Grund nicht genügt. Sie sind nützlich, damit in offiziellen Aufzeichnungen kein Chaos entsteht. Wenn man heiratet, dann nimmt einer von beiden den Nachnamen seines Partners an oder beide wählen sich gemeinsam einen ganz neuen Namen. Und selbst wenn wir unsere Familiennamen in unsere Fraktionen mitnehmen, erwähnt sie eigentlich nie

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