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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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an die Vene in meinem Nacken, drücke sie in meine Haut und schiebe den Kolben nach unten. Den Stich spüre ich kaum. Dafür habe ich viel zu viel Adrenalin im Blut.
    Jemand hält mir einen Mülleimer hin und ich werfe die Spritze hinein. Kurz darauf macht sich die Wirkung des Serums bereits bemerkbar. Das Blut in meinen Adern ist wie Blei. Auf dem Weg zu meinem Stuhl breche ich beinahe zusammen– Niles muss mich festhalten und führen.
    Sekunden später setzt mein Gehirn völlig aus. Woran habe ich gerade gedacht? Es scheint nicht sehr wichtig gewesen zu sein. Nichts ist mehr wichtig, nur der Stuhl, auf dem ich sitze, und der Mann, der vor mir sitzt.
    » Wie heißt du?«, fragt er mich.
    Wie aus der Pistole geschossen sprudelt die Antwort aus mir hervor. » Beatrice Prior.«
    » Aber du wirst von allen Tris genannt?«
    » Ja.«
    » Wie sind die Namen deiner Eltern, Tris?«
    » Andrew und Natalie Prior.«
    » Du gehörst auch zu den Fraktionswechslern, nicht wahr?«
    » Ja«, antworte ich, aber jetzt drängt sich ein neuer Gedanke in mein Unterbewusstsein. Auch? Auch heißt, dass Niles von jemandem spricht, der genau wie ich die Fraktion gewechselt hat, und in diesem Fall ist dieser jemand Tobias. Angestrengt versuche ich, meine Gedanken auf Tobias zu lenken, aber ich kann mir nur mit Mühe seinen Anblick vor Augen rufen. Doch dann gelingt es mir. Ich entdecke ihn in der Menge, und dann sehe ich sein Bild vor mir aufblitzen, wie er auf demselben Stuhl sitzt, auf dem ich gerade sitze.
    » Du bist ursprünglich eine Altruan gewesen und hast dich für die Ferox entschieden?«
    » Ja«, antworte ich, aber diesmal ist meine Antwort knapp und kurz angebunden. Ich weiß selbst nicht genau, warum.
    » Aus welchem Grund hast du deine Fraktion gewechselt?«
    Diese Frage ist schon schwieriger, aber ich weiß eine Antwort darauf. Ich war nicht gut genug für die Altruan, liegt mir auf der Zunge, aber aus meinen Gedanken schiebt sich ein anderer Satz davor: Ich wollte frei sein. Beides ist wahr. Ich möchte beides sagen. Ich kralle meine Finger in die Armlehnen und rufe mir in Erinnerung, wo ich bin und was ich hier tue. Überall um mich herum sehe ich Menschen, aber ich weiß nicht, was sie hier wollen.
    Ich konzentriere mich, so wie früher, wenn mir die Antwort auf eine Prüfungsfrage schon auf der Zunge lag, ich aber trotzdem nicht darauf gekommen bin. In solchen Fällen habe ich immer meine Augen geschlossen und versucht, mir die Seite im Schulbuch ins Gedächtnis zu rufen, auf der die Antwort stand. Ich überlege angestrengt, kämpfe mich einige Augenblicke mit meinen Gedanken ab, aber ich schaffe es nicht. Ich kann mich nicht erinnern.
    » Ich war nicht gut genug für die Altruan«, sage ich, » und ich wollte frei sein. Deshalb habe ich mich für die Ferox entschieden.«
    » Weshalb warst du nicht gut genug?«
    » Weil ich egoistisch war«, antworte ich.
    » Du warst egoistisch? Jetzt bist du es nicht mehr?«
    » Natürlich bin ich es noch. Meine Mutter hat immer gesagt, dass jeder Mensch egoistisch ist. Aber bei den Ferox habe ich gelernt, weniger egoistisch zu sein. Ich habe dort entdeckt, dass es Menschen gibt, für die ich bereit bin zu kämpfen. Für die ich sterben würde.«
    Meine Antwort überrascht mich– aber warum eigentlich? Ich presse die Lippen einen Moment lang aufeinander, bis es mir klar wird. Ich bin überrascht, weil es die Wahrheit ist. Wenn ich es hier sage, dann muss es stimmen.
    Dieser Gedanke bringt mich auf das fehlende Glied in meiner Gedankenkette, nach dem ich gesucht habe. Ich bin hier bei einem Lügentest. Alles, was ich sage, ist wahr. Ich spüre,wie ein Schweißtropfen an meinem Nacken herunterläuft.
    Lügentest. Wahrheitsserum. Ich muss mir das immer wieder ins Gedächtnis rufen. Es ist so leicht, sich in der Aufrichtigkeit zu verlieren.
    » Tris, würdest du uns bitte erzählen, was am Tag des Angriffs geschehen ist?«
    » Ich bin aufgewacht«, antworte ich. » Und alle anderen wurden von der Simulation gelenkt. Also habe ich mich eingereiht und so lange mitgespielt, bis ich Tobias gefunden habe.«
    » Was ist passiert, nachdem ihr wieder voneinander getrennt wurdet?«
    » Jeanine wollte mich töten, aber meine Mutter hat mich gerettet. Sie war ursprünglich eine Ferox, deshalb konnte sie mit Waffen umgehen.« Mein Körper fühlt sich jetzt noch viel schwerer, aber nicht mehr so eisig an. Und in meiner Brust regt sich etwas, das schlimmer als Trauer, schlimmer als Reue ist.
    Mir ist

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