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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Irgendwie hat sie mir die Kraft gegeben, gegen die Simulation anzukämpfen.«
    Meine Augen brennen. Ich habe die ganze Zeit versucht, nicht an diesen Moment zu denken. Damals war ich mir sicher gewesen, ihn für immer verloren zu haben. Ich war überzeugt davon, dass ich im nächsten Moment tot sein würde, und ich wollte nur noch eines, seinen Herzschlag spüren. Ich versuche, auch jetzt nicht daran zu denken, und blinzle meine Tränen weg.
    » Schließlich habe ich sie erkannt«, sagt er. » Und wir haben die Simulation gestoppt.«
    » Wer war diese Person?«
    » Tris«, antwortet er. » Beatrice Prior, meine ich.«
    » Kanntest du sie schon vorher?«
    » Ja.«
    » Woher kanntest du sie?«
    » Ich war ihr Ausbilder«, antwortet er. » Jetzt sind wir zusammen.«
    » Eine letzte Frage«, sagt Niles. » Bei den Candor ist es üblich, dass man alles von sich preisgibt, bevor man in unsere Gemeinschaft aufgenommen wird. Angesichts der Notlage, in der wir uns befinden, verlangen wir, dass du das Gleiche tust. Deshalb frage ich dich, Tobias Eaton, was bedauerst du am meisten?«
    Ich sehe ihn an, nehme sein Bild in mich auf, von seinen ausgetretenen Sneakers über die schmalen Finger bis hin zu seinen geraden Augenbrauen.
    » Ich bedaure…« Tobias legt den Kopf schief und seufzt. » Ich bedaure meine Wahl.«
    » Welche Wahl?«
    » Die Ferox«, antwortet er. » Ich bin als Altruan geboren und da gehöre ich auch hin. Ich hatte vor, die Ferox zu verlassen und ein Fraktionsloser zu werden. Aber dann habe ich sie getroffen und… sie hat mir das Gefühl gegeben, dass ich aus meiner Entscheidung vielleicht doch noch etwas machen könnte.«
    Sie.
    Einen Moment lang habe ich das Gefühl, einen anderen Menschen vor mir zu sehen, einen, der in Tobias’ Haut steckt, einen, dessen Leben viel komplizierter ist, als ich dachte. Er wollte die Ferox verlassen und ist nur meinetwegen geblieben. Davon hat er mir nie etwas erzählt.
    » Mich für die Ferox zu entscheiden, nur um vor meinem Vater zu fliehen, war feige«, fährt er fort. » Ich bedaure diese Feigheit. Das heißt, dass ich es nicht wert bin, meiner Fraktion anzugehören. Das werde ich immer bedauern.«
    Ich hätte erwartet, dass die Ferox lautstark protestieren, vielleicht zu ihm hinrennen und ihn verprügeln. Wenn sie wollen, sind sie noch zu ganz anderen Dingen fähig. Aber das tun sie nicht. Sie stehen wortlos da, mit versteinerten Mienen, und starren auf den jungen Mann, der sie zwar nicht hintergangen hat, der aber niemals mit Leib und Seele zu ihnen gehörte.
    Einen Augenblick lang schweigen alle. Ich weiß nicht, wer mit dem Flüstern anfängt; es scheint aus dem Nichts zu kommen. Aber irgendwo wispert jemand: » Danke für deine Aufrichtigkeit«, und alle anderen im Raum wiederholen den Satz.
    » Danke für deine Aufrichtigkeit«, flüstern sie.
    Nur ich nicht.
    Ich allein habe ihn in der Fraktion gehalten, die er eigentlich verlassen wollte. Aber das bin ich nicht wert.
    Vielleicht verdient er es, endlich die Wahrheit zu erfahren.
    Niles wartet in der Mitte des Raumes mit einer Spritze in der Hand. Die Nadel blitzt im Schein der Deckenlampe. Alle um mich herum, Ferox und Candor, warten darauf, dass ich vor sie trete und mein Leben vor ihnen ausbreite.
    Wieder kommt mir der Gedanke– vielleicht kann ich gegen das Serum ankämpfen. Aber ich weiß nicht, ob es den Versuch wirklich wert ist. Vielleicht ist es besser, wenn ich endlich reinen Tisch mache, für mich und für die Menschen, die ich liebe.
    Mit steifen Gliedern gehe ich in die Mitte des Raums, während Tobias von seinem Stuhl aufsteht. Als wir aneinander vorbeigehen, berührt er meine Hand und drückt sie. Dann ist er weg, und für mich gibt es nur noch Niles, mich und die Spritze. Ich tupfe mir mit dem antiseptischen Tuch über meinen Nacken, aber als Niles mit der Spritze auf mich zukommt, weiche ich zurück.
    » Ich möchte es lieber selbst machen«, sage ich und strecke die Hand aus. Ich werde nie wieder jemanden mit einer Spritze an mich heranlassen, nicht, nachdem ich zusehen musste, wie Eric mir nach meinem Abschlusstest das Serum für den Simulationsangriff injiziert hat. Das Serum in der Spritze bleibt das gleiche, ob ich sie mir nun selbst verabreiche oder nicht, aber auf diese Weise habe ich meine Zerstörung wenigstens selbst in der Hand.
    » Weißt du, wie man damit umgeht?«, fragt er und zieht seine buschigen Augenbrauen hoch.
    » Ja.«
    Niles reicht mir die Spritze. Ich setze die Nadelspitze

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