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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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durchzuckt ein brennender Schmerz. Aber ich sage nichts.
    Sie lässt mich los, schnieft noch einmal und geht zu ihrem Tisch zurück, als wäre nichts geschehen. Ich bleibe noch einen Augenblick stehen, starre auf ihren Rücken, sehe ihr nach, wie sie sich entfernt, dann setze auch ich mich hin.
    Zeke und Uriah sitzen nebeneinander an einem leeren Tisch. Uriahs Gesichtsausdruck ist seltsam abwesend, als ob er nur halb bei Bewusstsein wäre. Vor ihm auf dem Tisch steht eine dunkelbraune Flasche, aus der er alle paar Augenblicke einen Schluck nimmt.
    Ich nähere mich ihm nur zögernd. Ich habe Hec gerettet– was nichts anderes heißt, als dass ich Marlene einfach ihrem Schicksal überlassen habe. Uriah blickt mich nicht einmal an. Ich ziehe den Stuhl ihm gegenüber unter dem Tisch hervor und setze mich auf die Kante.
    » Wo ist Shauna?«, frage ich. » Noch auf der Krankenstation?«
    » Nein, sie ist da drüben«, sagt Zeke und deutet mit dem Kinn auf den Tisch, an dem auch Lynn jetzt wieder sitzt. Ich sehe sie in ihrem Rollstuhl, sie ist so blass, dass sie beinahe durchsichtig wirkt. » Shauna darf eigentlich noch nicht aufstehen, aber Lynn ist so durch den Wind, dass sie ihr unbedingt Gesellschaft leisten will.«
    » Falls du dich fragst, warum sie alle dort drüben am anderen Ende der Halle sitzen… Shauna hat herausgefunden, dass ich ein Unbestimmter bin«, sagt Uriah mit schleppender Stimme. » Und sie will sich auf keinen Fall anstecken.«
    » Oh.«
    » Sie benimmt sich sogar mir gegenüber total durchgedreht«, sagt Zeke mit einem Seufzen. »› Woher willst du denn wissen, dass dein Bruder nicht heimlich gegen uns arbeitet? Hast du ihn mal beobachtet? Du darfst ihn nicht aus den Augen lassen!‹ Was würde ich dafür geben, demjenigen eine reinzuhauen, der ihr diesen Unsinn in den Kopf gesetzt hat.«
    » Das kannst du umsonst haben«, sagt Uriah. » Ihre Mutter sitzt auch da. Geh hin und verpass ihr eine.«
    Ich folge seinem Blick und sehe eine Frau mittleren Alters, deren Haar von blauen Strähnen durchzogen ist und die das ganze Ohr voller Ringe hat. Sie sieht attraktiv aus, genau wie Lynn.
    Einen Moment später betritt Tobias den Raum, gefolgt von Tori und Harrison. Ich bin ihm bis jetzt aus dem Weg gegangen. Ich habe nicht mehr mit ihm gesprochen, seit wir uns gestern gestritten haben, kurz bevor Marlene…
    » Hallo, Tris«, sagt Tobias, als er in Hörweite ist. Seine Stimme ist leise und klingt ein klein wenig heiser. Sie trägt mich fort zu ruhigen Orten.
    » Hi«, antworte ich mit dünner, gepresster Stimme. Einer Stimme, die nicht zu mir gehört.
    Er setzt sich neben mich, legt seinen Arm über die Stuhllehne und beugt sich dicht zu mir. Ich blicke ihn nicht an– ich weigere mich, ihn anzusehen.
    Ich blicke ihn an.
    Dunkle Augen– ein ganz besonderes Blau, das den Rest der Cafeteria ausblendet, mich versinken lässt, mich tröstet, aber mir auch ins Gedächtnis ruft, dass wir uns längst weiter voneinander entfernt haben, als mir lieb sein kann.
    » Willst du mich nicht fragen, ob es mir gut geht?«, frage ich.
    » Nein, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass es dir nicht gut geht.« Er schüttelt den Kopf. » Ich wollte dich nur bitten, keine Entscheidungen zu treffen, solange wir nicht darüber gesprochen haben.«
    Zu spät, denke ich. Die Entscheidung ist schon gefallen.
    » Solange wir nicht alle zusammen darüber gesprochen haben, wolltest du sagen. Immerhin geht es uns alle an«, sagt Uriah. » Ich finde, es sollte sich niemand von uns freiwillig den Ken stellen.«
    » Niemand?«, frage ich.
    » Nein«, antwortet Uriah finster. » Ich bin der Meinung, wir müssen endlich zurückschlagen.«
    » Ja, genau«, antworte ich dumpf. » Wir sollten alles tun, um die Frau zu provozieren, die die Hälfte unserer Fraktion dazu bringen kann, Selbstmord zu begehen. Großartige Idee.«
    Das war zu schroff. Uriah kippt den Rest seiner Flasche hinunter.
    Dann setzt er die Flasche so heftig auf dem Tisch ab, dass sie eigentlich in tausend Stücke zerspringen müsste.
    » Sprich nicht so darüber«, grollt er.
    » Tut mir leid«, sage ich. » Aber es stimmt, und du weißt es. Wenn wir nicht wollen, dass unsere halbe Fraktion ausgelöscht wird, müssen wir ein Leben opfern.«
    Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Vielleicht, dass Uriah aufsteht und sich freiwillig meldet, weil er nur allzu gut weiß, was passieren wird, wenn nicht einer von uns geht. Aber er heftet den Blick auf seine Füße. Er kann sich

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