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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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stehen und blicke auf ihn zurück; er ist halb zugedeckt, friedlich und stark.
    » Ich liebe dich«, sage ich leise und teste, wie sich das anhört. Dann mache ich die Tür hinter mir zu.
    Es ist an der Zeit, alles in Ordnung zu bringen.
    Ich gehe in den Schlafraum, in dem während unserer Ausbildung die bei den Ferox geborenen Initianten gewohnt haben. Der Raum sieht genauso aus wie der, in dem auch ich als Initiantin geschlafen habe; lang und schmal, mit Doppelstockbetten auf jeder Seite und einer Tafel an der Wand. In dem blauen Licht, das in der Ecke brennt, weil sich niemand die Mühe gemacht hat, es zu löschen, sehe ich die Rangfolgen. Uriahs Name steht noch immer ganz oben.
    Christina schläft in einem der unteren Betten, Lynn über ihr. Ich will sie nicht erschrecken, aber weil ich nicht weiß, wie ich sie sonst aufwecken soll, halte ich ihr die Hand über den Mund. Mit einem Ruck wacht sie auf, ihre Augen sind weit aufgerissen, bis sie mich sieht. Ich lege einen Finger auf die Lippen und mache ihr ein Zeichen, dass sie mir folgen soll.
    Ich gehe bis zum Ende des Korridors und biege dann um eine Ecke. Der Gang wird von einer farbverschmierten Notleuchte erhellt, die über einem der Ausgänge hängt.
    Christina ist barfuß; sie zieht die Zehen ein, um sich vor der Kälte zu schützen.
    » Was gibt’s?«, fragt sie mich. » Gehst du irgendwohin?«
    » Ja, ich…« Ich muss lügen, sonst wird sie mich zurückhalten. » Ich besuche meinen Bruder. Er ist bei den Altruan, das weißt du ja.«
    Sie kneift die Augen zusammen.
    » Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe«, sage ich. » Aber ich möchte dich um etwas bitten. Es ist wirklich wichtig.«
    » Okay. Tris, du benimmst dich wirklich seltsam. Bist du sicher, dass du nicht –«
    » Bin ich nicht. Hör mir zu. Der Zeitpunkt, an dem der Simulationsangriff stattgefunden hat, war nicht zufällig gewählt. Der Grund dafür war, dass die Altruan etwas vorhaben– ich weiß nicht genau, was, aber es hat etwas mit einer wichtigen Information zu tun, und jetzt ist Jeanine im Besitz dieser Information.«
    » Wie bitte?« Sie runzelt die Stirn. » Du weißt nicht, was sie vorhaben, aber weißt du denn, um welche Information es sich handelt?«
    » Nein.« Das klingt sicher verrückt. » Die Sache ist die, dass ich nicht sehr viel darüber herausfinden konnte, denn der einzige Mensch, der darüber Bescheid weiß, ist Marcus Eaton, und der sagt mir nichts. Es geht um… um den Grund für den Angriff. Den Grund… wir müssen ihn kennen.«
    Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll. Aber Christina nickt schon.
    » Der Grund, weswegen Jeanine uns gezwungen hat, unschuldige Menschen anzugreifen«, sagt sie bitter. » Ja. Diesen Grund müssen wir wissen.«
    Ich hatte es beinahe vergessen– sie war ja auch von der Simulation ferngesteuert. Wie viele Altruan hat sie wohl unter dem Einfluss der Simulation getötet? Wie ist ihr zumute gewesen, nachdem sie als Mörderin aus diesem Albtraum erwacht ist? Ich habe sie nie danach gefragt und ich werde es auch jetzt nicht tun.
    » Ich brauche deine Hilfe, und zwar jetzt gleich. Ich brauche jemanden, der Marcus davon überzeugt, dass er mit uns zusammenarbeitet, und ich glaube, du bist die Richtige dafür.«
    Sie legt den Kopf schief und sieht mich eine Weile schweigend an.
    » Tris, mach keine Dummheiten.«
    Ich lächle gequält. » Warum sagen alle Leute das andauernd zu mir?«
    Sie packt mich am Arm. » Ich mache keine Scherze.«
    » Ich habe dir doch gesagt, dass ich Caleb besuche. In ein paar Tagen bin ich wieder zurück, und dann können wir uns überlegen, wie wir vorgehen. Ich dachte nur, es wäre besser, wenn jemand von all dem wüsste, bevor ich gehe. Nur für alle Fälle. Okay?«
    Sie hält mich einige Sekunden lang am Arm fest, dann lässt sie mich los. » Okay.«
    Ich gehe zur Tür. Ich reiße mich zusammen, bis ich draußen bin, dann lass ich den Tränen freien Lauf.
    Es ist das letzte Gespräch, das ich mit ihr führen werde, und jedes Wort von mir war gelogen.
    Sobald ich draußen bin ziehe ich mir die Kapuze von Tobias’ Sweatshirt über den Kopf. Am Ende der Straße blicke ich mich nach allen Seiten um und halte Ausschau nach irgendeinem Anzeichen von Leben. Nichts.
    Wenn ich Luft hole, prickelt die kühle Luft in meiner Lunge, und wenn ich ausatme, bildet sie kleine Dampfwölkchen. Bald wird es Winter sein. Ich frage mich, ob sich dann die Ferox und die Ken noch immer belauern werden und darauf warten, dass die

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