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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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Ich bin wieder das Mädchen, das mitten in der Halle nach seiner Hand greift, einfach weil ich es will.
    Dann mache ich mich von ihm los, lege meine Hände auf seine Brust und schiebe ihn weg. Das Problem ist, dass ich das Mädchen bin, das Will erschossen und Tobias deswegen angelogen hat. Ich bin diejenige, die sich für Hector und nicht für Marlene entschieden hat. All das und noch tausend andere Dinge stehen zwischen uns. Und ich kann diese Dinge nicht einfach ausradieren.
    » Du würdest bestimmt zurechtkommen.« Ich weiche seinem Blick aus, hefte meine Augen auf sein T-Shirt zwischen meinen Fingern und auf die schwarzen Linien, die sich auf seinem Nacken abzeichnen, aber ich sehe ihm nicht ins Gesicht. » Vielleicht nicht gleich. Aber du würdest weitermachen und das tun, was du tun musst.«
    Er schlingt seinen Arm um meine Hüfte und zieht mich an sich. » Das ist eine glatte Lüge«, sagt er und küsst mich wieder.
    Es fühlt sich falsch an. Es fühlt sich falsch an, einfach zu vergessen, was aus mir geworden ist, und zuzulassen, dass er mich küsst, obwohl ich schon genau weiß, was ich tun werde.
    Aber ich will ihn küssen. Oh ja, das will ich.
    Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und lege meine Arme um ihn, ich drücke die Hand zwischen seine Schulterblätter und mit der anderen Hand streichle ich seinen Nacken. Ich spüre seine Atemzüge an meiner Handfläche, fühle, wie sich seine Brust hebt und senkt, weiß, dass er stark, entschlossen und unaufhaltsam ist. Alles, was auch ich eigentlich sein müsste, was ich aber nicht bin.
    Er geht ein paar Schritte zurück und zieht mich mit sich. Ich taumle hinter ihm her und stolpere aus meinen Schuhen. Er setzt sich auf die Bettkante und ich stelle mich vor ihn, sodass wir uns endlich Auge in Auge gegenüberstehen.
    Er berührt mein Gesicht, nimmt meine Wangen in die Hände, fährt mit den Fingerspitzen über meinen Nacken, legt die Finger um die sanften Rundungen meiner Hüften.
    Ich kann mich nicht mehr zurückhalten.
    Ich drücke meinen Mund an seinen; er schmeckt wie Wasser und riecht nach frischer Luft. Ich lasse meine Hand von seinem Hals über seinen Rücken gleiten und schiebe sie unter sein T-Shirt. Er küsst mich leidenschaftlicher.
    Ich wusste immer schon, dass er stark ist; aber mir war nie klar, wie stark er tatsächlich ist, bis ich spüre, wie sich seine Rückenmuskeln unter meiner Berührung anspannen.
    Stopp, sage ich zu mir.
    Plötzlich, als hätten wir es eilig, fahren seine Fingerspitzen unter mein Shirt und streichen über meine Taille. Ich ziehe ihn fester an mich, will ihm noch näher sein, aber es geht nicht mehr näher. Ich habe noch nie ein so starkes Verlangen nach jemandem verspürt wie in diesem Moment.
    Er macht sich von mir los und lehnt sich zurück, gerade weit genug, um mir in die Augen sehen zu können. Seine eigenen Augen sind beinahe geschlossen.
    » Versprich mir«, flüstert er, » dass du nicht gehst. Mir zuliebe. Tu mir diesen einen Gefallen.«
    Kann ich das wirklich? Kann ich hierbleiben, die Dinge zwischen ihm und mir wieder in Ordnung bringen und einen anderen für mich sterben lassen? Wenn ich den Kopf hebe und zu ihm hochschaue, dann glaube ich einen Augenblick lang, dass ich es könnte. Aber dann sehe ich Will vor mir. Die Furche zwischen seinen Augenbrauen. Seine leeren Augen, in denen sich nur die Simulation spiegelt. Sein zusammengesackter Körper.
    Tu mir diesen einen Gefallen. Tobias’ dunkle Augen flehen mich an.
    Aber wenn ich hierbleibe, wer soll dann zu den Ken gehen? Tobias? So etwas würde ihm ähnlich sehen.
    Ich spüre einen Stich in der Brust, als ich ihn anlüge. » Okay.«
    » Versprich es«, sagt er düster.
    Der Schmerz wird unerträglich, durchflutet meinen ganzen Körper– Schuld, Angst, Verlangen, alles in einem. » Ich verspreche es.«

28. Kapitel
    Beim Einschlafen nimmt er mich ganz fest in den Arm. Ich bin in einem lebensrettenden Gefängnis. Aber ich warte, bis sich seine Umarmung lockert und seine Atemzüge gleichmäßiger werden. Der Gedanke an Körper, die auf dem Asphalt aufschlagen, lässt mich nicht schlafen.
    Ich werde nicht zulassen, dass Tobias zu den Ken geht, wenn es wieder passiert, wenn wieder jemand stirbt. Ich werde es nicht zulassen.
    Ich winde mich aus seiner Umarmung und lege mir ein Sweatshirt von ihm um die Schultern, damit ich seinen Geruch bei mir habe. Dann schlüpfe ich in meine Schuhe. Ich nehme keine Waffen oder sonst ein Andenken mit.
    An der Tür bleibe ich

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