Die Bettelmoenche aus Atlantis
Bescheid. Er muss der Anrufer gewesen sein. Und gestern Abend hat er sich für das Zahnweh gerächt.«
»Wie denn?«
»Mein Papi hat mit Dr. Reiss das ganze Haus abgesucht. Alle Türen und Fenster waren einwandfrei verschlossen. Schließlich haben sie den Balkon überprüft. Stell dir vor! Das schmiedeeiserne Geländer, das vorher bombenfest saß, war plötzlich ganz locker. Schrauben waren wie von Geisterhand zerbrochen. Die Stützpfeiler hatten sich aus der Verankerung gehoben. Das bedeutet: Wenn sich jemand an das Geländer gelehnt hätte, wäre er damit in den Garten hinabgestürzt.«
Tarzan pfiff durch die Zähne. »Das ist ja ein lebensgefährlicher Anschlag.«
»Na ja, das Genick hätte sich wohl aus der geringen Höhe niemand gebrochen. Aber ein kaputter Arm wäre schlimm genug gewesen. Frau Reiss hatte jedenfalls fast einen Nervenzusammenbruch. Der Regina haben sie noch gar nichtsgesagt. Und... ach so! Dass ich es nicht vergesse! Dr. Reiss will dich unbedingt kennen lernen. Schließlich verdanken sie dir, dass die Falle entdeckt wurde. Er will dir ein ganz tolles Geschenk machen. Was wirklich Kostbares. Mein Papi meint, du sollst das ruhig annehmen. Dr. Reiss ist sehr gut gestellt.«
»Hm. Ich überlege mir was. Und wie ging’s weiter?«
»Mein Papi und die anderen Beamten sind hin zur YESTERDAY-Disko. Aber die Halunken waren schon weg. Ralf war wieder zu Hause. Also fuhr der Streifenwagen zum Landhaus, wo Salwa, Grombali und Thibar schon im Bett lagen. Die hatten erst ganz schön käsige Gesichter, als sie hörten, weshalb Strafanzeige gegen sie ergangen sei. Aber dann wurden sie patzig. Sie haben alles geleugnet. Sie wären lediglich vor dem Haus auf und ab gegangen, um auf Ralf zu warten. Deine Behauptung wäre glatte Verleumdung.Ob es denn Beweise gäbe? Aber die könne es gar nicht geben! Weil sie nicht auf dem Grundstück gewesen wären. Tja – und was das betrifft, da fehlt’s wirklich. Das Geländer wurde nämlich noch während der Nacht von Spurenexperten der Kripo untersucht. Aber an dem rauen Schmiedeeisen konnten nur Fingerabdrücke der Familie Reiss festgestellt werden. Das bedeutet: Trotz Strafanzeige wird man gegen die Bettelmönche nicht vorgehen können.«
»Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.« Tarzan knirschte mit den Zähnen. »Heute mache ich den Lauschangriff. Vielleicht hat das Erfolg.«
Sie gingen in die Klasse.
Zwei Stunden später war große Pause. Wegen des Regens ging natürlich niemand auf den Hof. Alle lungerten in den Klassen herum oder auf den Fluren.
Tarzan folgte einer plötzlichen Eingebung und ging zur 8a. Er hoffte, Ralf Müller zu treffen, sah ihn aber nicht, fragte einen der Schüler und hörte, dass Ralf heute fehle.
Tarzan jagte zu seinen Freunden zurück.
»Himmel, wir haben die Sache auf die leichte Schulter genommen – trotz unserer Warnung! Ralf ist nicht da!«
»Na und?« Klößchen schob ein Stück Schokolade von der rechten Backe in die linke. »Den vermisst doch keiner!« »Kapierst du denn nicht! Vielleicht ist es schon zu spät. Vielleicht ist er heute Nacht zu den Bettelmönchen durchgebrannt.«
»Dann wäre er schon auf dem Weg nach Tunesien«, stellte Karl fest. »Nicht auszudenken!« Er nahm seine Brille ab und begann, sie am Ärmel zu putzen. Das tat er meistens, wenn er sich innerlich aufregte, es aber nach außen nicht zeigen wollte.
»Ich rufe bei Müllers an«, sagte Tarzan entschlossen. »Ich komme mit«, rief Gaby.
Gefolgt von Karl und Klößchen, die es nicht so eilig hatten, liefen sie durch den Flur zur so genannten Besenkammer. Das war die Telefonzelle – und tatsächlich eine ehemalige Besenkammer. Deshalb ging es eng darin zu.
Um mithören zu können, kam Gaby dicht mit dem Kopf heran. Ihre Haare kitzelten Tarzan am Ohr.
Er hatte gewählt. Das Rufzeichen ertönte.
Endlich, nach dem siebten Mal wurde abgehoben.
»Katharina Müller«, meldete sich Ralfs Mutter. Ihre Stimme klang, als hätte sie den Mund voller staubiger Kissen.
»Hier spricht Peter Carsten, Frau Müller. Ralf ist nicht zur Schule gekommen. Ich wollte mich erkundigen, was ihm fehlt.«
»Wie? Nicht in der Schule... Hm! Ich bin... Also, er macht sich sein Frühstück immer selbst, weil ich morgens länger schlafe. Deshalb«, sie unterdrückte ein Gähnen, »sehe ich ihn morgens nie. Wahrscheinlich ist er krank. Warte, ich schau mal in sein Zimmer.«
Der Hörer polterte. Offenbar legte sie ihn auf das Telefontischchen im Flur.
»Gleich werden
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