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Die Bettelprophetin

Die Bettelprophetin

Titel: Die Bettelprophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Schuld.»
    «Was – was soll das? Wie sieht die Theres bloß aus? Was ist mit den Eiern?»
    «Wie viel verlangen Sie dafür?»
    «Zehn Kreuzer!» Die Antwort kam prompt. Dabei war dieser Preis maßlos übertrieben.
    «Das Geld bekommen Sie, und noch einen Kreuzer drauf. Spätestens morgen Abend haben Sie es.»
    Mit einem Lächeln in Theres’ Richtung wendete er sein Pferd und trabte aufrecht davon.
    «Na wart», zischte die Bäuerin Theres an. «Wenn dieser Lackaff das Geld net bringt, kannst was erleben.»
     
    Der Rittmeister hielt Wort. Sie hatten gerade das Nachtessen hinter sich, als von draußen Hufgetrappel laut wurde. Die Kinder stürzten lärmend zur Tür hinaus. Theres wollte ihnen schon folgen, da packte die Kleinbubin sie beim Arm.
    «Hier bleibst und rührst dich net! Das ist mei Sach.»
    Aber die Bäuerin hatte nicht mit dem Eigensinn des Rittmeisters gerechnet. Kurz darauf befahl sie Theres heraus.
    »Der feine Herr will dich sprechen.»
    Kasimir von Eichborn stand mitten im Hof neben seinem bildschönen Ross und erlaubte gerade einem Kind nach dem andern, für einen Augenblick aufzusitzen. Das Pferd ließ die Prozedur überraschend gutmütig mit sich geschehen, das Gesicht des Rittmeisters strahlte dabei wie das eines kleinen Jungen. Dieser Mann hatte so gar nichts von einem großkopfeten Adligen.
    «Grüß Sie Gott, Fräulein Theres!»
    Er drückte dem Ältesten der Kleinbub-Knaben die Zügel in die Hand und schlenderte heran, aufrecht, breitschultrig, in leicht wiegendem Gang. In seinen dunkelbraunen Augen, die unablässig auf Theres gerichtet waren, stand ein Lächeln.
    «Haben Sie sich von dem Schrecken erholt?»
    «So arg war’s ja nicht. Hauptsache, die Bäuerin trägt mir nichts nach.»
    «Keine Sorge. Das hab ich mehr als gütlich geregelt.» Sein Blick verharrte auf ihrem Gesicht, glitt dann über ihren Ausschnitt,den Körper entlang bis hinunter zu den klobigen Holzpantinen. Theres wurde rot vor Scham. Vor allem, als ihr bewusst wurde, wie fleckig ihre ehemals hellblaue Schürze war und wie rissig der Saum ihres Kleides.
    «Haben Sie sonntagnachmittags frei?»
    «Eigentlich ja   … Das heißt, eigentlich nein, weil der Bauer   …», stotterte sie.
    «Nun, dann haben Sie künftig frei. Auch das ist geregelt.» Er grinste vergnügt. «Ich hab der Alten gedroht, es dem Oberamt zu melden, wenn sie Ihnen nicht die freie Zeit gewährt, die Ihnen nach dem Dienstrecht zusteht. Na, was sagen Sie jetzt?»
    Theres hatte es die Sprache verschlagen. Warum tat dieser Mann das? Warum setzte er sich, als ein Rittmeister von Adel, für eine hergelaufene Stallmagd ein? Und siezte sie noch dabei, als sei sie ein Bürgerfräulein.
    «Ich muss zurück zu meiner Einheit», fuhr Kasimir von Eichborn fort. «Kennen Sie die alte Fischerhütte drüben an der Donau?»
    Theres nickte.
    «Dort wart ich am Sonntagnachmittag auf Sie. Mit einer kleinen Brotzeit. Werden Sie kommen?»
    «Ich weiß nicht   …»
    «Alsdann, bis Sonntag!»
    Er strich ihr flüchtig über die Wange, wandte sich um und ging in großen Schritten zu seinem Pferd zurück, das bereits mit den Hufen scharrte.
    Theres starrte ihm nach. Sonntag – das war ja bereits übermorgen! Sie schüttelte den Kopf. Niemals würde sie sich allein mit diesem wildfremden Mann treffen. Nein, so einfältig war sie nicht, dass sie nicht wusste, wie diese Soldaten in ihren schneidigen Uniformen unschuldige Jungfern betörten, um sie dann zu entehren und zu besudeln.
    Zwei Tage später, auf dem Weg zu der uralten Dorfkirche mit ihrem wehrhaften Turm, verbot sie sich jeden Gedanken an den Rittmeister. Wie an den vergangenen Sonntagen auch würde sie heute nach dem Gottesdienst, wenn die Männer ins Wirtshaus strömten, mit der Bäuerin heimkehren. Sie würde das Mittagessen vorbereiten und hernach die Küche aufräumen und sich an die Flickwäsche machen. Allenfalls noch ein Stündchen mit den Kleinbub-Kindern in den Obstwiesen herumtoben, wenn das Wetter so mild blieb.
    Als sie nach dem Essen alle Töpfe und Schüsseln gespült und verräumt hatte, legte ihr die Bäuerin ihre fleischige Hand auf die Schulter. Es fühlte sich an wie ein kalter Teigklumpen.
    «Hast dich recht gscheit eing’schafft bei uns.» Ihr Lächeln wirkte erzwungen. «Sollst jetzt sonntags auch deine Freistund haben, wie sich’s gehört.»
    Theres nickte, ohne ein Danke über die Lippen zu bringen.
    «Alsdann – bis zur Dämm’rung bist wieder hier in der Küch.»
    Theres durchquerte den

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