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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ab am Schlagzeug, mit ihrem Kopftuch, ihrem Omamantel, Wollhandschuhen und Brille mit Kassengestell, aber sie ist gut zehn Jahre jünger als die anderen. Der Sänger, Wes Pilton, der ist der Star der Show, und er bringt die Menge mit »The War Years« in Schwung.
    Days of glory, days of hope
    Days without porn and dope
    Of discipline by birch and rope
    Those were the war years.
    Days when we lived without fear
    No rampaging yobs on beer
    The beat bobby would clip your ear
    Back in the war years.
    Pilton marschierte mit steifem Kreuz an den Bühnenrand und beugte sich runter, während er den Refrain sang:
    Britain stood alone
    Fotght against the foe
    People shed their tears
    For those killed in those years.
    Er sprang hoch, ganz schön vital, wie Skinner fand, und fiel dann mit der nächsten Strophe in den bissigen, zähnefletschenden Punkmodus zurück:
    Now our country’s breaking down
    Lawless thugs in every town
    National Service would strengthen those clowns
    Just like the war years.
    Pilton machte seine Verbeugung und grüßte die Menge militärisch. – Meine Tauben sind tot, verkündete er unter dem Johlen und Lachen des Publikums, – aber wir sind noch da, na, jedenfalls die meisten von uns. Das nächste Stück ist für die, die von uns gegangen sind, unsere Ex-Drummer Donnie und Martin. Er zwinkerte, als sie die ersten Takte von »A Penny From the Poor Box« anstimmten.
    Skinner zog es an die Theke, um neue Drinks zu holen, und wurde Sandy Cunningham-Blythes ansichtig, der sich dort im Alkoholstupor wiegte. Selbst die totalen Hardliner unter den Altpunks machten einen weiten Bogen um ihn. Der gut abgehangene Küchenchef war der Älteste unter den Anwesenden, und Skinner sah ihm direkt in die Augen, aber Cunningham-Blythe erkannte ihn nicht wieder.
    Als er mit Cola-Rums in Plastikbechern zu Caroline zurückkam, war sie verschwitzt und ihr Eyliner verschmiert. Die Unmusikalität der Band machte sie fertig. – Passt irgendwie gar nicht zu dir, Danny, brüllte sie ihm ins Ohr.
    – Nee, ich suche auch nur nach meinem Alten.
    – Deinem Dad? Wo ist er?
    – Weiß der Henker. Wahrscheinlich da oben auf der Bühne, sagte Skinner, und das war auch das, was Caroline verstand, obwohl es kaum stimmen konnte, wie sie überlegte. Vielleicht hatte sie sich bei dem ganzen Radau und durch die dämpfenden Nebel des Alkohols verhört.

[Menü]
37
Der erste Drink
    Sie war wieder da. Die Krankheit.
    Sie hatte ihre eigene Signatur, das Gefühl, das sie bei ihm hinterließ, war unverkennbar: als sei er innerlich heruntergekommen und dreckig. Sie schien auch den Rest der Welt zu verseuchen und zu einem widerwärtigen Ort voller kalter, gefühlloser und ab gestumpfter Menschen zu machen. Angst durchfuhr ihn, hämmerte in krachenden Brechern auf ihn ein. Doch diesmal wollte er nicht hier in seinem Zimmer bleiben und sich damit hinlegen.
    Und so schleppte Brian Kibby seinen schwerfälligen, zitternden Leib in die Centurion Bar auf der St. John’s Road von Corstorphine. Beim Eintreten schlug ihm ein verqualmter Mief entgegen, der noch durchdringender und undurchdringlicher war als der eisige Nebel, aus dem er kam. Dies und der laute, raue Gesprächston veranlassten Kibby beinahe, auf dem Absatz kehrtzumachen, aber der nervöse junge Mann wich und wankte nicht, als die müden Augen der gut abgehangenen Trinker ihn taxierten und flüchtig als einen der Ihren einordneten.
    In Gedanken an den engen Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten trat Kibby nervös an die Theke. Sein gesamtes junges Leben lang war er entweder zur Arbeit, zur Schule oder aufs College gegangen; doch jetzt war ihm nichts mehr geblieben, nur das hier.
    Alles ist mir genommen worden, sogar Mum und jetzt … Caro line. Sie stehen alle unter seinem Bann!
    Als er die Theke erreichte, zögerte er nur ein, zwei Sekunden, dann bestellte er: – Ein großes Lager und einen doppelten Whisky bitte.
    Der Barmann kannte ihn nicht, erkannte ihn jedoch an Statur und Körpersprache als Trinker und kam der Bestellung lethargisch nach.
    Als er seinen Whisky schlürfte und vom Mund bis in den Magen dieses eklige, widerliche Brennen spürte, kam es Kibby beinahe hoch, doch er schluckte einmal schwer und spülte mit einem stark kohlensäurehaltigen Bier nach, das ihm kaum besser mundete. Aber der zweite Whisky war viel besser, und der dritte war wie Nektar, und dann hob Brian Kibby ab. Sein Kopf klingelte, und er umkrallte das Glas so fest, dass die Knöchel weiß wurden. Die

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