Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
mittelalterlich anmutenden Steinhäusern auf der anderen Straßenseite unterscheiden.
Als er später am Abend sternhagelvoll aus seiner letzten Herberge trat, schaute er hoch und sah zu, wie die Wetterfahne auf einer Kirchturmspitze den Mond in mehrere Teile schnitt. In die Betrachtung des erleuchteten, leeren Himmels versunken, dessen rankende Wolken einen so prächtigen Schauerroman-Hintergrund für den Kirchturm abgaben, konnte sich Skinner gut vorstellen, dass sich diabolische Mächte jeden Typs und jeder Größenordnung in seinen Tiefen verbergen konnten. Kaltes blaues Kopfsteinpflaster klickte unter den beschlagenen Absätzen seiner ledernen Halbschuhe, als er die Royal Mile von der Burg bis zum Palace runtermäanderte, während sein Drachenatem in Stößen vor ihm gefror. Er blieb gelegentlich an einer Einfahrt stehen, um den Puls der Stadt zur Sperrstunde zu überprüfen, und fühlte sich seltsam bestärkt, wenn er ein Pärchen bei einem Quickie, einen kotzenden Betrunkenen oder Jugendliche zu sehen bekam, die sinnlos auf einen Wildfremden eintraten.
Während er seinen Rausch auskostete und an die Flasche Johnny Walker dachte, die in seiner Wohnung wartete, wurde Skinners Grinsen so breit wie die Straße. Auf diesem Territorium fühlte er sich wieder zu Hause.
Wenn Kibby Streit haben will, soll der kleine Scheißer doch kom men!
Er freute sich auf seinen anstehenden Besuch bei den Kibbys. Wie er den kleinen Showdown genießen würde, lachte er gackernd, als er in den Schatten tanzte, die der kalt leuchtende, silberne Mond warf.
Brian Kibby brauchte einen Drink. Er hatte oben in seinem Zimmer am Computer gesessen. Ungeachtet seiner wahnsinnigen Schmerzen hatte er es doch geschafft, seinen Laptop einzustecken. Diesmal lud er er allerdings nicht Harvest Moon oder ein anderes seiner Videospiele. Er ging online zu www.thescotsman.co.uk , loggte sich ein, ging auf die Seite mit den Evening News und suchte nach Skinner. Und schließlich wurde er fündig: der Vorfall vor einigen Monaten, als Daniel Skinner nach der Begegnung Hibs gegen Aberdeen ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Er war in eine Schlägerei verwickelt gewesen und hatte »ernsthafte Verletzungen« davongetragen. Aber an diesem Montagmorgen, dem Morgen, an dem Brian Kibby nach der Convention in Newcastle aufgewacht war und sich gefühlt hatte, als hätte ihn ein D-Zug überrollt, hatte Skinner nicht eine Schramme gehabt.
Kibby zitterte, während er den Artikel durchlas.
Das kann nich sein … unmöglich … aber irgendwie ist es Skin ner. Skinner steckt irgendwie hinter alldem! Die verfickte Sau hat mich verflucht!
Er verließ das Haus und machte sich auf den Weg zur Centurion Bar. All die Jahre hatte er nie einen Fuß in diesen Laden gesetzt. Jetzt war es für ihn schon eine ebensolche Zuflucht, wie es sein Dachboden einst gewesen war.
– Kleiner Stützwhisky, hm?, grinste Raymond Galt, der Barmann, als er Brian Skibby noch einen doppelten Scotch ausschenkte.
– Aye, antwortete Kibby in einem barschen Grummeln, das nach jemand ganz anderem klang. Seine Gedanken kreisten zum ersten Mal um das ewige Dilemma des Säufers. Alkohol half, er nahm die Schmerzen, wenn auch nur für eine Weile. Doch wenn das ganze Leben Schmerz war, musste jede vereinzelte Atempause, und sei sie noch so kurz, von ihm wahrgenommen werden. Und diesmal brauchte er den Drink wirklich; Skinner kam zu ihm nach Hause, zum Abendessen.
Er kam mit Caroline. Hatte sie etwa mit ihm …?
NEIN!
Kibby goss sich den Whisky in den Hals und dann noch ein paar mehr, ehe er aus der Kneipe torkelte, wobei er fast mit einer Frau und einem Baby im Kinderwagen kollidierte. Seine darauf folgende Entschuldigung kam als verrücktes Gelalle heraus, während der wütende, verächtliche Blick der Frau ihn kurz versengte. Aber bald war er wieder in der exklusiven Domäne seines eigenen Selbstekels, als er in dem schwachen Licht auf dem Weg nach Hause war und in einem Off-Licence Zwischenstopp machte, um noch mehr Whisky zu kaufen.
Caroline schlief doch bestimmt nicht mit Skinner …
Kibby spürte die Auswirkungen des Whiskys in seinem Kopf, hörte als narrende Rückblende Skinners Feixen, mit dem er allen damals in der Kantine von den »Bräuten« erzählte, die er gebumst hatte … diese Kay, sie war bezaubernd, und er hat sie wie Scheiße behandelt … Shannon … was sind sie für ihn, bloß … Fickfleisch, ein Wegwerfartikel … ich wette, er bewertet sie nach einer Skala von eins
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