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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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bewusst unbeteiligt. – Danny hat immer nur versucht, dir zu helfen, versucht, dir ein Freund zu sein. Es war Danny, der dafür gesorgt hat, dass du die ganze Zeit deinen Job behalten hast, nur weil er meinte, dass du das brauchst. Dass wir das brauchen, sagte sie, sich für ihr Thema erwärmend. – Weil er eben so ein Mensch ist!
    – Du weißt gar nichts! Du weißt nich, was für ein Mensch er ist, quäkte Brian Kibby in seiner Wut und seinem Entsetzen.
    Carolines Gesicht verzerrte sich zu einer dämonischen Fratze. Kibby hatte ihren Unmut miterlebt, vom trotzigen Baby zu pubertären Wutanfällen, aber hätte sich nie vorstellen können, seine hübsche und gelassene Schwester könne je so grotesk aussehen. – Ich ertrage es nicht, Brian, ich kann deine kindische Eifersucht auf Danny einfach nicht ertragen!
    – Aber er ist nicht so, wie du denkst!, heulte Kibby, den Blick zur Decke gerichtet, himmelwärts, als erwarte er von dort Beistand.
    Aber es kam keiner, während Caroline an der trockenen Haut um ihren Fingernagel zupfte. Sich zur Ordnung rief. Damit musste sie aufhören.
    – Ich kenne Danny, Brian. Aye, er geht gern aus, ist kein Kind von Traurigkeit. Und er hat viele Freunde. Das macht manche Leute eifersüchtig, dann fangen sie an, irgendeinen Quatsch zu erfinden.
    Brian Kibbys Pumpe arbeitete schneller, und seine Schweißdrüsen liefen wieder auf Hochtouren. Er verzog das Gesicht, als er die eigenen widerlichen Ausdünstungen roch. Skinner machte es schon wieder, griff ihn an, schwächte ihn irgendwie. – Er benutzt dich, Caz, er benutzt dich nur …
    Caroline funkelte ihren Bruder grimmig an. – Ich hatte schon die ein oder andere richtige Beziehung, Brian. Ich weiß ein bisschen was über diese Seite des Lebens. Maß dir nicht an, mir was darüber zu erzählen, schnauzte sie ihn mit unverhohlener Abneigung an. Sie brauchte nichts über Kibbys eigenen ausgeprägten Mangel an Erfahrung im Emotionalen oder Sinnlichen hinzuzufügen; das war ja offenkundig. – Und mach heute keine Szene, warnte sie ihn mit drohend gesenkter Stimme und finsterem Blick. – Wenn du dich Danny und mir gegenüber nicht halbwegs anständig benehmen kannst, denk wenigstens an Mum.
    – Er ist es doch, der kein An-
    – Halt den Mund, zischte Caroline mit einer Kopfbewegung zur Tür, als der Schlüssel ihrer Mutter sich im Schloss drehte.
    Joyce Kibby stellte zwei große Tüten im Flur ab und öffnete die Tür zum Wohnzimmer, wo sie ihre Kinder zusammen vor dem Fernseher sitzen sah. Es war wie in alten Zeiten.
    Danny Skinner traf kurz danach ein, eine Flasche bei Valvona & Crolla erstandenen vollmundigen, erstklassigen Bordeaux und einen Blumenstrauß in der Hand, die er Joyce überreichte, als sie ihn mit beinahe orgastischer Begeisterung willkommen hieß.
    Es war das dritte Mal, dass Skinner ins Haus kam, auch wenn die ersten beiden Male nur Kurzbesuche gewesen waren und er jetzt zum ersten Mal ins Wohnzimmer geführt wurde, wie es sich gehörte. Er nahm seine Umgebung in sich auf. Das Mobiliar war alt, aber tipptopp. Es sagte ihm, was er bereits hätte erraten können: dass die Kibbys nichts davon hielten, Geld für Luxusartikel zu verschwenden, und außerdem nicht die Angewohnheit hatten, wilde Partys zu feiern. Eine große, gemusterte Couchgarnitur beherrschte das Zimmer, war allerdings ein wenig zu wuchtig dafür, wodurch der Raum etwas vollgestellt wirkte.
    Sein vorherrschender Eindruck war allerdings der, sich in einem Geisterhaus zu befinden. Der prominenteste Geist war jedoch nicht der von Kibbys Vater; die meisten Bilder von ihm waren verschossen, weil sie in einer Ära der minderwertigen Abzüge aufgenommen waren. Nein, es war der Geist des vergangenen Brian Kibby. Auf Skinner wirkten die Porträts des jungen, schlaksigen, eifrigen, viel gehassten Kibby allgegenwärtig.
    Hat er wirklich jemals so ausgesehen?
    Skinner warf einen verstohlenen Seitenblick auf seinen erbitterten, verfetteten Widersacher, der gerade schnaufend ins Zimmer gekommen war und den Gast anstarrte, als sei der nur hier, um das Familiensilber zu entwenden, und betrachtete dann wieder das Bild. Skinner überkam ein ungutes Gefühl, das er gerade noch in ein dünnes Lächeln umwandeln konnte.
    Joyce hatte den Tisch festlich im Wohnzimmer gedeckt und eine Flasche Wein hingestellt. Jetzt stellte sie die, die Danny mitgebracht hatte, daneben, worauf Kibby, dessen Verhalten abwechselnd aggressiv und mürrisch war, zunächst missbilligend über

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