Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
musste weg von ihnen, er würde sie alle umbringen, wie er wahrscheinlich seinen eigenen Vater getötet hatte. Nur dass Alan De Fretais jetzt lebendiger denn je zu sein schien: Es wurde berichtet, dass die Verkäufe von Bettgeschichten der Meis terköche in der letzten Woche dramatisch angezogen und sein aphrodisisches Kochbuch zurück an die Spitze der Bestsellerlisten katapultiert hatten. Scotland on Sunday , der Herald , die Mail on Sunday , der Observer und die Times brachten große Artikel über ihn. Stephen Jardine präsentierte eine Fernsehdokumentation über das Leben von »Schottlands größtem kulinarischem Talent«. In dieser Sendung behauptete so ein Scherzkeks, De Fretais habe uns gelehrt, Essen anders zu sehen – ganzheitlich – und es unter kulturellen und sozialen Gesichtspunkten zu erfassen. Sie bezeichneten ihn als den »Paten der Generation Kochkunst«.
Er war schlicht und einfach eine Fotze, dachte Skinner, und ihm fiel der alte Witz ein:
Wer hat behauptet, der Koch wär ne Fotze?
Der, der behauptet hat, die Fotze wär ein Koch!
Die Lichter des Shore kamen funkelnd in Sicht, tanzend über dem Water of Leith. Skinner hatte darauf bestanden, sich zu revanchieren, indem er die Kibbys zum Dinner in sein Lieblingsfischrestaurant ausführte. Joyce war hingerissen, aber sie war besorgt, wie Brian es aufnehmen würde. Seltsamerweise hatte er keine Einwände gehabt, wenn er auch alles andere als begeistert war. – Ich hoffe, du hast einen schönen Abend, sagte er, allerdings mit distanzierter, hohler Stimme.
– Aber Brian, du bist auch eingeladen, hatte Joyce ungläubig aufgeschrien.
– Ich komme mit, wenn ich mich danach fühle, sagte Kibby, dessen Kampfgeist noch mehr geschwächt war, seit er die Modelleisenbahn und die Stadt zerstört hatte, was er inzwischen tief bedauerte. Aber während er noch protestierte, erkannte er, dass er nie im Leben wegbleiben würde, um dann Gegenstand von Skinners Feindpropaganda zu werden. Nur ein Gedanke brannte in seinem Gehirn: Ich muss sie vor diesem Scheißkerl beschützen.
Als sie das Kopfsteinpflaster überquerten, sah Skinner, dass sich in einer Gasse etwas bewegte. Es war eine Möwe, und ihr Kopf und ihre Brust schienen blutbedeckt zu sein. Sie versteckte sich zwischen den Müllsäcken der Restaurants. – Seht euch das an … armes Vieh, sagte Skinner.
– Ist doch bloß eine Möwe, schnaubte Caroline.
– Nee, sie ist voll Blut … eine Katze muss sie erwischt haben, als sie hier rumstöberte … Ist schon gut, Kumpel. Skinner kauerte sich hin, ging näher an den verstörten Vogel heran.
Die Möwe kreischte, stieg plötzlich auf und flatterte an ihm vorbei in den Himmel.
– Es war Tomatensoße, Danny, erklärte Caroline. – Sie hat nach Fressen gesucht und hat die Müllbeutel aufgerissen.
– Richtig, sagte er und hielt sein Gesicht abgewandt, damit sie seine Tränen nicht sah, diese befremdlichen Tränen für die einsame Möwe.
Als sie Skipper’s Bistro erreichten, bemerkten sie sofort Joyce, die draußen im Eingang des Restaurants stand, zu nervös, um ohne Begleitung hineinzugehen.
– Hi, Mum …, Caroline drückte Joyce ein flüchtiges Küsschen auf die Wange, und Skinner folgte ihrem Beispiel. – Kein Brian?
– Ich hab ihn heute gar nicht gesehen, er ist in die Stadt gegangen … Er sagte, er würde möglicherweise dazustoßen.
– Da ist er ja schon, Skinner nickte knapp und schaute über Joyces Schulter. Sie und Caroline drehten sich um, um seinem Blick zu folgen.
Durch Nacht und Nebel kam eine beinahe formlose Gestalt zum Vorschein und bewegte sich langsam auf sie zu. Er schien weniger ein menschliches Wesen zu sein als ein zum Leben erwachtes Stück der öden Dunkelheit.
– Der große Mann persönlich! Du hast es also geschafft, sagte Skinner argwöhnisch lächelnd, als Brian Kibby sich näherte.
– Sieht fast so aus, gab Kibby barsch zurück.
Skinner öffnete die Tür zum Restaurant und ließ Caroline und Joyce eintreten. Er hielt sie auch für Kibby auf und äußerte ein forsches, bühnenreifes: – Nach dir!
– Du zuerst, blaffte Kibby wieder.
– Ich bestehe darauf, sagte Skinner, dessen noch breiter werdendes Lächeln Kibby aus dem Konzept brachte. Es war kalt, und er konnte es kaum abwarten, nach drinnen ins Warme zu kommen, also stolperte er zur Tür herein, und Skinner kam hinterher.
Ein Mädchen nahm ihnen die Mäntel ab, und sie tranken etwas an der Bar, Kibby unter Joyces billigendem Blick einen
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