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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Horrorfilm.
    Aber der Adrenalinschub verebbte so mysteriös, wie er gekommen war, und plötzlich übermannte ihn Erschöpfung. Er schlug lang auf den Dielenboden hin und lag leise wimmernd im Trümmerfeld, das er geschaffen hatte. Nach einer Weile wanderte sein glasiger Blick über den Fußboden zu der glänzenden kastanienbraun-schwarzen Lokomotive, die zertrümmert und in ihren Einzelteilen in den Ruinen lag. Auf der Seite sah er die schwarzgoldene Plakette mit den Worten CITY OF NOTTINGHAM .
    Die R2383 BR Princess Class City of Nottingham . Die Achse war gebrochen. Er hob sie auf, wiegte sie liebevoll in den Armen wie ein erstgeborenes Kind, das von einem vorbeikommenden Auto totgefahren worden war. Leise weinend, hob er seinen Kopf und betrachtete die einst prachtvollen Berge seines Vaters, die nun eingeebnet und nur noch Müll waren.
    Die Berge, die Dad gebaut hat …
    NEIN …
    Was habe ich getan?
    Und er stieg die Aluminiumleiter wieder hinunter, diesmal, ohne sich um das Zittern und den dumpfen Aufschlag zu scheren, mit dem seine Beine Stufe für Stufe herunterkrachten, und sah jetzt den Moment gekommen, in dem er zu sterben bereit war.
    Es wäre für alle das Beste.
    Aber vielleicht ist da noch einer, der zuerst sterben muss.
    Es war, als hätten Caroline Kibby und Danny Skinner beide erkannt, dass es eine Liebe gab, deren Beschaffenheit so himmlisch war, dass sich das Fenster für die tatsächliche, körperliche Vereinigung nur für einen kurzen Moment auftat. Wenn man aus irgendeinem Grund nicht hindurchspringen konnte, wurde es für immer zugeschlagen.
    Der Geruch ihres Haars. Ihre wunderschönen haselnussbraunen Augen. Diese wunderbare Haut, wie sich das alles unter meiner Berührung zu verändern schien, wie besudelt durch meine Nähe. Ich kann nicht mit ihr zusammen sein: nicht auf diese Weise.
    Und welche andere Weise konnte es wohl geben?, fragte er sich, als sie, steif untergehakt, in dem verwirrten, niedergeschlagenen Schweigen eines verhinderten Liebespaars die Constitution Street hinunterwanderten.
    Caroline wühlte in ihrem Schminktäschchen, holte einen goldenen Lippenstift heraus und drehte ihn auf. Als vorne scharlachrot ein Stück herausguckte, stellte sich Skinner vor, wie seine Cherry genauso vorne aus seiner Vorhaut herausguckte.
    Wenn bloß …
    Es war der Fluch, der auf ihrem Bruder lag; das war es, was ihnen alles durcheinanderbrachte. Er brannte so darauf, es ihr zu sagen, einfach herauszuschreien: Ich bringe deinen Bruder um, ich hab ihn verhext. Ich habe es getan, weil ich mich an seiner Mittel mäßigkeit, seiner nichtssagenden Art gestoßen habe, daran, dass er mich einzig und allein deshalb überholen würde, weil ihm nicht dieselben Dämonen wie mir im Weg standen. Ich werde dich nicht anfassen können, bis dieser Fluch von ihm genommen ist …
    Was konnte sie darauf erwidern ?
    Aber was für eine seltsame und dabei so stinknormale Familie ist das? Die Tochter Studentin, aufgeweckt und vor Leben sprühend; der leidende, etwas wunderliche, bergwandernde Bruder und die verrückte, gottesfürchtige, unter Angstzuständen leidende Ma triarchin? Wer im Namen des verfickten Wasweißichs sind diese Leute? Wie war der Scheißvater gewesen?
    Skinner dachte über den abwesenden Kibby nach, der einen so langen Schatten über die anderen zu werfen schien.
    – Caroline, was ist aus deinem Dad geworden?
    Caroline blieb abrupt unter einer orangen Straßenbeleuchtung stehen und sah ihn fragend an, mit demselben verwirrenden Gefühl, eine Grenze sei überschritten worden, das sie befallen hatte, als er sie anzufassen versuchte. Das bewog Skinner dazu, seine Motive darzulegen. – Nee; ich meine nur, weil Brians Krankheit so kurz, nachdem euer Dad gestorben war, auftrat. Hatte er so was Ähnliches?
    – Aye, es war grauenhaft … seine Organe fingen einfach an, sich von innen her zu zersetzen. Es war eigenartig, weil er nie ein Trinker war, genau wie Brian.
    Danny Skinner nickte. Nach allem, was er mit Brian Kibby erlebt hatte, neigte er fast zu der Annahme, dass es womöglich gar keine Verwünschung gab, vielleicht war alles nur ein besonders frappierender Zufall. Vielleicht hatte Kibby dieselbe seltene degenerative Erkrankung, die schon sein alter Herr gehabt hatte. Wer war er denn, dass er sich einbildete, er hätte die Macht, irgendwen mit einem Fluch zu belegen. Vielleicht war es alles nur seine eigene, krankhafte Eitelkeit, die seinen Blick auf alles um ihn herum verzerrte.
    Nein, er

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