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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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als »unsolide« bezeichnen würde! Elli ist auch irre nett, und obwohl ich Celia nicht ganz ausschließen möchte, denke ich, ich muss sie vielleicht von der Liste streichen.
    Wir fahren auf den Parkplatz, und Mum und ich teilen uns den Schirm, denn es regnet nun doch kräftig. Caroline könnte auch mit drunter, wenn sie wollte, doch sie schlägt einfach die Kapuze ihres roten Sweatshirts hoch, verschränkt die Arme vor der Brust, marschiert schnell über den Parkplatz und wartet unter dem Vordach des Haupteingangs.
    Mir flattern die Nerven, als ich auf der Station bin und an Dads Bett trete. Bei seinem Anblick steigt etwas Monströses in mir hoch, es ist, als dringe es aus dem Linoleumboden durch die Sohlen meiner Lederhalbschuhe, und für eine Sekunde denke ich, ich werde ohnmächtig. Ich hole tief Luft, aber es übersteigt beinahe meine Kräfte, in sein eingefallenes, altes Gesicht zu schauen. Ich muss mir etwas eingestehen, das ich vorher nicht akzeptieren konnte: Mit meinem Dad geht es schnell zu Ende. Er besteht nur noch aus Haut und Knochen, und ich erkenne jetzt, dass wir alle – ich, Mum und selbst Caz, jeder auf seine Art – uns nur vorgemacht haben, alles würde wieder gut werden.
    Ich bin so erschüttert vom Verfall meines Vaters, dass ich erst nach einigen Sekunden überhaupt bemerke, dass ein Mann an seinem Bett steht. Den habe ich noch nie gesehen. Er ist groß, sieht ziemlich ruppig aus, obwohl Dad immer sagt, man dürfe nicht nach dem Äußern urteilen, und da hat er Recht. Der Mann stellt sich nicht vor, und Dad stellt ihn auch nicht vor, er gibt uns nicht die Hand, er nickt uns allen nur zu und geht dann ziemlich überstürzt. Ich glaube, es war ihm peinlich, den Besuch der Familie gestört zu haben, aber es war nett von ihm, dass er gekommen ist.
    – Wer war der Mann, Dad?, fragt Caroline. Ich sehe Mum an, dass sie besorgt ist, weil sie den Mann offenbar auch nicht kennt.
    – Bloß ein alter Freund, röchelt mein Dad.
    – Sicher ein Freund von der Bahn, gurrt meine Mum beruhigend. – Von der Eisenbahn, Keith?
    – Der Bahn …, sagt Dad, aber als sei er in Gedanken bei etwas anderem.
    – Siehst du, von der Bahn, sagt Mum, jetzt offenbar beruhigt.
    – Und wie hieß er noch?, fragt Caroline mit gerunzelter Stirn.
    Dad will sprechen, er sieht wirklich aus, als ginge es ihm schlecht, doch Mum schaltet sich ein, packt seine Hand und sagt zu Caz: – Streng deinen Dad nicht so an, Caroline, dann wendet sie sich an Dad und fragt: – Müde?
    Es war ungewöhnlich, denn mein Dad hat nicht viele Freunde, er war immer eher ein Familienmensch. Aber es war doch nett von dem Mann, vorbeizukommen.
    Als ich spreche, weiß ich, dass ich mich unheimlich anstrenge, es meinem Dad recht zu machen, wie um ihn zu überzeugen, dass ich prima klarkomme … ehe er von uns geht, sozusagen. Aber ich komme nicht klar, so viel weiß ich jetzt schon. Die neue Stelle lässt sich gut an, und alle sind sehr nett, na ja, die meisten von ihnen, obwohl ich mit Bob Foy nicht aneinandergeraten möchte.
    Mit wem ich nicht so zurechtkomme, das ist dieser Danny Skinner. Eigentlich komisch, denn am ersten Tag war er richtig nett zu mir, hat mir im Aufzug zugelächelt und mich allen vorgestellt. Aber von da war er immer seltsam, so ein bisschen sarkastisch. Wahrscheinlich kommt das daher, dass ich mich mit Shannon zu gut verstehe, er steht vielleicht auf sie. Ich habe gehört, dass er eine Freundin hat, aber es gibt solche miesen Typen, für die macht das keinen Unterschied, die benutzen Mädchen einfach.
    So was liest man ja schon in der Zeitung, von Leuten wie David Beckham. Mädchen behaupten, er hätte was mit ihnen, wo seine Frau gerade ein Kind bekommt. Ich hab David Beckham immer gemocht, deswegen hoffe ich, dass das nicht stimmt und diese Mädchen einfach nur hinter dem Geld her sind.
    Ich wüsste zu gern, ob Shannon auf mich steht! Wahrscheinlich nicht, denn sie ist zweieinhalb Jahre älter als ich, aber was ist das schon? Ich weiß, dass sie mich mag.
    Ich sehe Caroline an. Ihre Augen verraten, wie unheimlich verkrampft sie ist. Ich weiß, es ist schrecklich, aber sie könnte sich doch mal Mühe geben und lächeln, Dad zuliebe, oder auch nur für Mum. Ich hab Sorge, dass sie in schlechte Gesellschaft geraten könnte. Sie hat es an die Uni von Edinburgh geschafft, aber neulich habe ich sie mit dieser Angela Henderson, die jetzt in der Bäckerei arbeitet, auf der Straße gesehen. Diese Angela ist genau der Typ von Mädchen,

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