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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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die falsche Behauptungen über Leute wie David Beckham in die Welt setzen würden, wenn da Geld für sie drin wäre.
    Dads Atem geht flacher und ziemlich angestrengt, er erzählt von der Eisenbahn. Er wirkt ganz durcheinander und verstört. Wahrscheinlich kommt das von den ganzen Medikamenten, die sie ihm geben, aber Mum regt es furchtbar auf. Er schimpft ein bisschen, und ich sehe die Aufregung in seinen Augen, als wollte er unbedingt noch etwas loswerden.
    Er winkt mich zu sich und drückt meine Hand mit einer Kraft, die man einem so kranken Menschen gar nicht zutraut.
    – Mach nicht die gleichen Fehler wie ich, Junge …
    Meine Mum hört das, schluchzt auf und sagt: – Du hast nie was falsch gemacht, Keith. Nie! Dann wendet sie sich an Caroline und mich und zwingt sich zu einem sonderbaren Lächeln. – Was denn für Fehler? Albern!
    Aber mein Dad will meine Hand nicht loslassen. – Bleib ehrlich, Junge …, sagt er zu mir mit keuchender Stimme, – … tue recht und scheue niemand …
    – Okay, Dad, sage ich und sitze an seiner Seite, als er meine Hand freigibt und wegdämmert. Eine Krankenschwester kommt und sagt, wir sollten ihn etwas ausruhen lassen. Ich will nicht gehen, ich möchte bleiben, ich habe das Gefühl, dass ich ihn nie wiedersehen werde, wenn ich jetzt gehe.
    Aber sie besteht darauf, sie sagt, er hätte keine Beschwerden, er müsse sich nur ausruhen. Ich denke, sie wird es ja wohl wissen.
    Auf der Rückfahrt sind wir stiller denn je. Zu Hause gehe ich gleich nach oben, nehme die Stange mit dem Haken und ziehe die Dachbodenluke herunter, sodass sich die Aluminiumleiter ausklappt. Als ich älter wurde, habe ich gemerkt, dass es Dad Kummer machte, dass ich immer noch so oft hier hochging. Er konnte hören, wie ich die Stufenleiter herunterzog, das Einrasten des Aluminiums, das Knarren und Quietschen, wenn ich hochstieg. Ich weiß, dass es ihn ärgerte, auch wenn er selten etwas sagte. Manchmal genügte schon ein Kopfschütteln von ihm, und ich fühlte mich klein. Genau wie draußen und in der Schule. Aber hier oben war ich ungestört von ihnen allen, von McGrillen und dem ganzen Pack. Die hackten auf mir herum, weil ich nicht so war wie sie. Ich war nicht gerade schlagfertig, ich interessierte mich nicht für Fußball oder die Bands, auf die sie standen, oder für Raves und Drogen, und Mädchen gegenüber war ich schüchtern. Und die Mädchen konnten noch grausamer sein: Susan Halcrow, Dionne McInnes, diese Angela Henderson … alle von der Sorte. So billige Flittchen erkenne ich auf eine Meile Entfernung; ich dachte, mich trifft der Schlag, als ich Caroline mit dieser primitiven Schlampe Henderson gesehen hab. Ich weiß, dass diese Mädchen eigentlich nichts dafür können, schuld sind die Familien, aus denen sie kommen.
    Aber meine Schwester ist besser als die.
    Aber hier oben, in der Stadt, die ich mit Dad gebaut habe, war ich sicher. Selbst vor Dads Missbilligung, seit es so schlimm geworden war, dass er es nicht mehr die Treppe hoch schaffte. Das hier war immer mein Reich, meine Welt, und ich spüre, dass ich sie jetzt mehr brauche denn je.

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7
Diese Weihnachten
    Die Tage waren zu dünnen Lichtstreifen verkommen, die von trüber Dunkelheit unbarmherzig zusammengedrückt wurden. Nach Schnee sah es nicht aus, aber eine Puderschicht von Raureif glitzerte für Stunden, und die Nacht setzte wieder ein, bevor die stechende Kälte aus der Luft gewichen war.
    Heute war das Weihnachtsessen der Abteilung, und Brian Kibbys war wieder fröhlicher gestimmt. Sein Vater hatte eine relativ ruhige Nacht gehabt und wirkte munterer und mehr bei sich als während Brians letztem Besuch. Als er sich für sein Verhalten am Vorabend entschuldigte und ihnen beteuerte, er habe die beste Frau und Familie, die ein Mann sich wünschen könne, strahlte er einen bemerkenswerten inneren Frieden aus.
    Das hatte Brians Optimismus teilweise wiederhergestellt. Vielleicht würde sein Vater doch gesund werden, wieder zu Kräften kommen. Vielleicht hatte er zu schwarz gesehen. Jetzt musste er selbst auch stark sein, sich gegen Typen wie Danny Skinner durchsetzen. Skinner, der ihn mit kaum verhohlener Feindseligkeit ansah, als wüsste er alles über ihn.
    Der kennt mich nicht. Der weiß rein gar nichts über mich. Ich werd ihm schon zeigen, wer ich bin; ich bin genauso cool wie er oder sonst wer! Ich hab selbst Ahnung von Musik. Ich höre auch Sachen.
    So kam ein gut gelaunter Brian Kibby lässig ins Büro spaziert,

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