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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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bloße Nebenfigur des Dramas, der Verantwortungsbewusstsein zeigte. Und so stopfte Big Rab McKenzie Danny Skinner ein Briefchen Kokain in die Hand. – Zum Frischmachen, grinste er.
    – Danke, Rab, sagte Skinner mit echter Rührung, – kleines Näschen bringt mich wieder auf Vordermann.

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14
Die Präsentation
    Sie fand sie kurz nach seinem Tod, als sie zwanghaft durchs Haus wanderte, wie auf der Suche nach Keith … Sie sah sogar auf dem Dachboden nach, steif und vorsichtig kletterte sie die quietschende Metallleiter hoch, beinahe krank vor Angst, denn sie war nicht schwindelfrei.
    Deshalb, und weil sie das Gefühl hatte, damit in die Privatsphäre ihres Sohnes einzudringen, ging sie lieber in den Schuppen im Garten. Ihr gefiel es dort, sie genoss den Geruch von Kerosin und Teeröl, der sie an ihren Ehemann erinnerte. Sie wagte sich an die Spinnen und ihre Netze und die Schnecken mit ihren Schleim-spuren, denn obwohl sie sich vor diesen Tieren ekelte, durfte man nicht zulassen, dass sie Keiths Lieblingsplatz entweihten. Joyce fand Gefallen an der Ruhe und begriff rasch, warum Keith so gerne mit einem Buch hier gesessen hatte. Manchmal nahm sie eine Tasse Tee mit dorthin und stellte den alten Ölofen an, der eine behagliche, gemütliche Wärme verbreitete, gegen die die trockene Zentralheizungsluft im Haus nicht ankam.
    Dort im Schuppen stieß sie auf die Tagebücher, einen dicken Stapel Notizbücher in einer alten Schublade unter der Werkbank, die mit den runden Abdrücken seiner Kaffeetasse übersät war. Sie hatte ein schlechtes Gewissen dabei. Sie behielt sie ganz für sich und hatte das Gefühl, als horte sie gierig einen Schatz, der eigentlich geteilt werden musste.
    Joyce hatte die Tagebücher schon viele Male gelesen, seit sie sie gefunden hatte, nahm sie jedoch immer noch voller Vorfreude zur Hand. Und Joyce hielt immer wieder inne, wenn sie darin las; sie sann über jedes noch so harmlose Wort nach, bis ihr der Kopf schwirrte und der Zusammenhang unverständlich wurde. Die Tagebücher, die von 1981 bis 1998 reichten, waren in einer seltsam zarten Handschrift verfasst, die gar nicht wie die seine wirkte. Joyce hatte Mühe, sie zu entziffern, und kaufte sich sogar ein Vergrößerungsglas, obwohl sie Gewissensbisse hatte, als würde sie zudringlich. Doch selbst in seinen banalsten alltäglichen Beobachtungen schien eine glühende Liebe durch, die ihr Verhalten rechtfertigte und ihr letztlich immer großen Trost spendete.
    Oft brütete sie stundenlang über den Tagebüchern, und auch diesmal schalt sie sich selbst, als ihr Blick auf den rostigen alten Wecker im Schuppen fiel; sie legte die Tagebücher wieder an ihren Platz und ging zurück ins Haus. Als Joyce oben die schmutzige Wäsche in den Wäschekorb packte, nahm sie einen Geruch wahr, und sie hielt eine Unterhose gegen das Licht. Angeekelt verzog sie das Gesicht, legte die Unterhose zurück in den Korb und sah nicht hin, als sie sie in die Waschmaschine stopfte.
    Brian Kibby war mit seinem Wochenende rundum zufrieden. Er hatte mit entschlossener Hingabe an seinen Thesen für Dienstag gearbeitet und freudig gesehen, wie eine in seinen Augen gekonnte und gut durchdachte Präsentation Gestalt annahm. Darüber hinaus hatte er es noch geschafft, zu einer Wochenendwanderung der Hyp Hykers mit nach Nethy Bridge zu kommen, und auf dem Rückweg in die Stadt im Bus neben Lucy Moore gesessen. Obendrein hatten drei seiner Harvest-Moon- Hühner Eier gelegt. Doch als er von seinem Ausflug heimkehrte, traf er seine Mutter weinend an, mit einem Stapel Notizbücher auf dem Schoß.
    Kibby schluckte schwer. Irgendwie machten diese kleinen schwarzen Notizbücher einen kalten, unheilkündenden Eindruck auf ihn. – Was ist los, Mum?
    Seine Mutter schaute zu ihm auf, ein missionarisches Feuer in ihren braunen Augen. Seit dem Tod ihres Mannes hatte sie sich weit ins Schützenloch ihrer religiösen Überzeugung zurückgezogen und zum Kummer von Mr Godfrey, dem Pastor ihrer Gemeinde der Church of Scotland, die wortgläubigen Freikirchler aus ihren Mädchentagen wiederentdeckt. Ihre zwanghafte Hinwendung zum Religiösen reduzierte sich auf die allernotwendigsten Grundbestandteile ihres Glaubens und wurde zugleich immer eklektischer. Beim Einkaufen in der Stadt hatte sie sich kürzlich auf eine hitzige Diskussion mit ein paar Buddhisten eingelassen und sogar begonnen, sich regelmäßig mit einigen jungen Missionaren aus Texas zu treffen. Diese bebrillten, kurz geschorenen

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