Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
und seltsamerweise schien tatsächlich eine Art Vitalisierung stattzufinden, als sie die Spülung in die Kopfhaut der älteren Dame einmassierte. Der Ausdruck in Jessies Augen und Mund wurde lebhafter. – Klar, das mit den Eierstockzysten liegt bei Geraldine in der Familie. Hatte ihre Schwester auch. Kennste doch, die Martina. Die mit dem Jungen, der gestorben ist, der mit dem Motorradunfall. Lebensgefährlich, die Dinger. Schlimme Sache, war n netter Junge. Wie soll man nach so was nur weiterleben? Meine beiden, gut, die sind keine Engel, aber wenn denen was passieren tät …
Die Kundin wollte sie aus der Reserve locken, wollte, dass Beverly etwas über Dannys schlimmes Erlebnis erzählte. Sie müsste eigentlich mal hingehen und nach ihm sehen. Die Krawalle beim Fußball hatten ihr das ganze Wochenende keine Ruhe gelassen.
Seit Jahren lieg ich dem kleinen Scheißer wegen seinem Fußball schwachsinn in den Ohren …
Er ist alles, was ich hab. Mein Kleiner. Er war kein schlechter Junge. Er war …
Mandy Stevenson kam hereingeschneit, das Haar an den Kopf geklatscht und die Schultern ihres beigen Mantels dunkel von einem plötzlichen Regenschauer. – Sorry, bin n bisschen spät dran, Bev. Hab deinen Danny auf dem Walk getroffen.
– Wie … wie ging es ihm?
– Er stieg gerade in den Bus zur Arbeit, grinste Mandy. – Sah in Ordnung aus, Sie kennen ihn ja, immer n Witz parat.
– Aye, und ob ich das kenne, meinte Beverly nachdenklich. Dieser egoistische kleine Drecksack; da macht man sich wegen einem Scheiß solche Sorgen, dachte sie und massierte noch mehr Conditioner in Jessies dankbare Locken. – Das wird dir wirklic h gut stehen, Herzchen, sagte sie drohend, da Jessie Thomson mit gereiztem Blick schlagartig verstummt war.
Brian Kibby neigte seit Langem zur Hypochondrie. Als er noch zur Schule ging, war er häufiger Gast beim Arzt: Ein Attest, mit dem man für eine Weile den Schulhofschikanen entgehen konnte, war ein kostbares Gut. Doch seit er erwachsen war, scheute er den Besuch bei seinem Hausarzt und fehlte nie auf der Arbeit. Jede eventuelle Erkrankung verursachte nun im Allgemeinen kaum mehr als eine gewohnheitsmäßige Wehleidigkeit, und sein Standardsatz »Ich glaube, ich brüte da irgendwas aus« war nur dazu gedacht, ihm ein bisschen weibliche Beachtung einzubringen. Aber jetzt, wo er echte Beschwerden hatte, und noch dazu undiagnostizierte, hatte er Angst, am Ende verrückt zu werden.
Doch am Montagmorgen bewogen ihn das Drängen seiner Mutter, seine Prellungen und grässlichen Schmerzen, ganz zu schweigen von seinem peinlichen Kollaps beim Wandern, schließlich doch dazu, Dr. Phillip Craigmyre, ihren Hausarzt, in seiner Praxis in Corstorphine aufzusuchen. – Hör mal, Junge … begann seine Mutter verlegen, – denk dran, frische Unterwäsche anzuziehen … du gehst schließlich zum Arzt.
– Wie …?, Kibby wurde knallrot. – Natürlich ziehe ich frische Unterwäsche an … Das tu ich immer!
– Es ist ja nur, weil ich da was gefunden hab … so Jungenszeug … als ich deine Unterhosen in die Wäsche getan hab, sagte Joyce nervös, – du weißt schon, diese Flecken, die Jungen manchmal machen …
Kibbys Wangen brannten, und er senkte beschämt den Kopf.
Sie hatte das schon einmal ihm gegenüber erwähnt, aber das war lange her, noch während seiner Pubertät.
– Ich weiß, es kann manchmal schwierig sein, Brian, aber es ist sündhaft und kann sehr schwächen, mehr sag ich ja gar nicht. Denk immer dran, seufzte sie mit frommem Augenaufschlag zur Zimmerdecke, – der Herr sieht alles.
Kibby wollte etwas erwidern, schwieg aber dann lieber. Zu allem Unglück bestand Joyce auch noch darauf, mitzukommen, und war nur mit Mühe zu bewegen, draußen zu warten, während der Arzt ihn gründlich untersuchte. Weil er Dr. Craigmyre schon so lange kannte, fasste Kibby sich räuspernd ein Herz und fragte: – Doktor, könnte das vielleicht davon kommen, dass ich … äh … mich manchmal … da unten anfasse?
Craigmyre, ein habichtnasiger Mann mit silbernem, kurz geschorenem Haar, der eine geschäftige Energie um sich verbreitete, fasste Kibby scharf ins Auge. – Beziehen Sie sich damit auf Masturbation?
– Aye … ich mein nur, weil Mum sagt, das wäre sehr ungesund, und ich …
Craigmyre schüttelte den Kopf und schnarrte ihn an: – Ich denke, wir haben es hier mit etwas Gravierenderem zu tun als mit gewöhnlicher Masturbation, bevor er dann Blut-, Urin- und Stuhlproben nahm, wobei Kibby
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