Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
so verstört war, dass sein Körper eine Weile brauchte, bis er seine Ausscheidungen hergab.
Als er fertig war, bat Dr. Craigmyre auch Brians besorgte Mutter ins Sprechzimmer. Er beschrieb gewissenhaft alle Symptome und meinte dann gelassen: – Wir haben es hier zweifellos mit Missbrauch irgendeiner Art zu tun.
– Was meinen Sie damit?, fragte Joyce.
– Sehen Sie sich Ihren Sohn doch an, Mrs Kibby, er ist grün und blau geschlagen.
– Aber er hatte keine Schlägerei … er hält sich aus jedem Ärger raus, brachte sie empört vor.
– Ich hab mich doch gar nicht … ich war nicht …, begann Kibby zu jammern.
Doch Craigmyre ließ sich nicht beeindrucken; er nahm sein Stethoskop ab und legte es auf seinen Schreibtisch.
– Tatsächlich entspricht hier alles den üblichen Folgeschäden nach exzessivem Alkoholkonsum. Er schüttelte den Kopf. – Diese Art von Verletzungen sieht man in den Notaufnahmen der Krankenhäuser an jedem Wochenende. Das kommt davon, wenn man sich betrunken auf der Straße rumprügelt, erklärte er, während Brian Kibby und seine Mutter fassungslos zuhörten. – Und diese Verletzung auf der Wange sieht aus wie von einer Zigarette, wie selbst beigebracht in einem Anfall volltrunkener Depression. Sie haben mir erzählt, dass Sie kürzlich Ihren Vater verloren haben …
– Aye, aber ich trinke nicht!, protestierte Kibby.
– Dennoch behauptet Ihr Sohn, nicht zu trinken und am Wochenende keinen Alkohol konsumiert zu haben, meinte Craigmyre mit höhnischem Unterton, während Joyce fassungslos dabeistand. – Ich muss Ihnen leider sagen, dass es eine sehr ernste Sache ist, wenn Brian ein Alkoholproblem hat, und es nutzt weder ihm noch sonst jemandem, wenn man versucht, es zu verheimlichen.
Jetzt wurde der arme Junge auch noch als Alkoholiker abgestempelt, der den Tatsachen nicht ins Auge sehen wollte, obwohl er unter Tränen schwor, nicht zu trinken! Was für ein Arzt ist das überhaupt?, fragte sich Joyce kochend vor Wut. – Aber er trinkt doch gar nicht! Er war dieses Wochenende bei einer Star Trek – Convention!, beschwor sie den Arzt und schaute dann ihren Sohn prüfend an. – Das stimmt doch, oder?
– Aye! Aye! Mit Ian! Wir waren die ganze Zeit zusammen! Der kann dir sagen, dass ich kein einziges Glas getrunken hab!, heulte Kibby vor Empörung über diese Ungerechtigkeit. Sein Gesicht wurde rot, und der Schweiß rann ihm aus allen Poren. – Ich war ein bisschen eher wieder im Hotel, weil mir irgendwie schlecht war … aber ich hab keinen Schluck Alkohol getrunken!
– Wäre schön, wenn ich dafür konkrete Beweise hätte, sagte Craigmyre. Er hatte schon Heerscharen von Alkoholikern gesehen; einige von ihnen dachten sich die wildesten Geschichten aus, um ihr Alkoholproblem zu verschleiern.
– Die besorg ich Ihnen schon, fauchte Joyce. – Besten Dank, fügte sie hochnäsig hinzu und steuerte in Richtung Tür. – Komm, Brian, und Kibby trottete schniefend und rotzend hinter seiner Mutter her wie ein geprügelter Hund.
Erst gegen Ende der Woche fühlte er sich wieder kräftig genug, um zur Arbeit zu gehen; die blauen Flecken und Schwellungen waren immer noch deutlich zu sehen. Doch je mehr er über sein seltsames Leiden sprach, desto selbstmitleidiger wirkte er. Zumindest blieb ihm Skinners Spott erspart: Sein Erzfeind hatte sich zwei Tage freigenommen, um sich auf das Auswahlgespräch nächste Woche vorzubereiten.
Am Wochenende blieb Kibby die meiste Zeit über zu Hause, um sich für sein eigenes Gespräch zu schonen. Abgesehen davon brachte er gerade genug Energie auf, die Metallleiter zu seiner geliebten Modelleisenbahn hinaufzusteigen. Dort sah er eine Weile zu, wie der City of Nottingham seine Runden drehte, und stellte sich die Passagiere darin vor. In seiner Phantasie sah er sich und Lucy in einem Luxusabteil. Lucy trug ein viktorianisches Kleid mit einem engen Korsett, das ihre Brüste betonte. Im richtigen Leben hatte er ihren Busen heimlich taxiert und für eher klein befunden, doch für seine Phantasien hatte er ihn deutlich vergrößert. Jetzt, wo der Zug in die West Highlands unterwegs war – nicht durch Europa à la Orient Express –, zog Kibby die Jalousien herunter und begann an den Schnüren des Kostüms zu ziehen und ihre Brüste daraus zu befreien.
Craigmyre hielt es ja offenbar für unschädlich …
– Halt ein, Brian … wir dürfen doch nicht … protestierte Lucy, furchtsam, aber dennoch in zarter Erregung.
– Zu spät, Baby, das kann ich
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