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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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unverbindlich nickend. Der persönliche Sieg war zwar süß, schmerzte aber ein wenig wegen seiner Beziehung zu Shannon. In letzter Zeit häuften sich ihre Sexeinlagen, oft gegen besseres Wissen beider Seiten. Die treibende Kraft war zumeist Skinner gewesen: Irgendwie war er die ganze Zeit so energiegeladen, so verdammt geil. Bis jetzt wenigstens.
    Es hatte sie schwer geschockt, dass er den Job bekommen hatte, aber es war ihr gelungen, ihm mit einer Freundlichkeit zu gratulieren, die zusammen mit seinem schlechten Gewissen bewirkte, dass er sich ziemlich klein und mies vorkam.
    Foy rückte dicht an ihn heran, und Skinner realisierte, wie sehr das Wesen mancher Männer doch von ihrem Aftershave bestimmt wurde. – Und Sie kennen ja die Weiber, die eignen sich nicht für den Außendienst. Die sind einfach auf die falschen Dinge konditioniert. »Oh, das ist aber eine hübsche Tischdecke, die Sie da haben« oder »Was für reizende Vorhänge« und so ein Quatsch. Ganz egal wie die Scheißküche aussieht!
    Skinner spürte plötzlich, wie ihm das Blut in den Adern stockte, als die Küchentür aufflog und die stämmige, beschürzte Gestalt von Alan De Fretais in den Speisesaal rauschte und auf sie zusteuerte. In Panik stand Skinner rasch auf und eilte schnurstracks zur Toilette. – Ein menschliches Bedürfnis, grinste er Foy bei seiner überstürzten Flucht zu.
    Im Gehen warf er einen Blick zurück und sah den Sternekoch im Gespräch mit dem Amtsleiter. Auf der Toilette pisste Skinner ausgiebig und machte sich Gedanken über den Unsinn von Affären im Büro. Du fickst mit ihr, und du hast ihr die Stelle weggeschnappt, lamentierte er, als er sich im Spiegel betrachtete. Dann musste er an Kibby denken und fragte sich laut: – Und was nehme ich ihm weg?
    Was fühle ich wirklich? Scheiße, wer bin ich? Was würde mein Alter sagen, würde er mich kritisieren oder mein Verhalten gut heißen?
    De Fretais. Der würde es gut finden. Da bin ich mir sicher . Was für eine Vorstellung ! Old Sandy war sein Mentor. Kein Wunder, dass die bedauerns
    werte alte Fotze säuft wie ein Loch! Er ist jetzt aus dem Rennen, aber De Fretais ist ein Weiberheld, das weiß jeder. Er ist vielleicht nicht der schlanke, durchtrainierte und sonnengebräunte alte Herr, den ich mir vorgestellt hab, aber er ist Trinker und er hat Erfolg.
    Als er zurück ins Restaurant kam und wieder Platz genommen hatte, stellte er erleichtert fest, dass De Fretais nirgends zu sehen war und stattdessen eine Flasche Cuvée Brut dastand. – Oh, das ist ein Geschenk unseres lieben Freunds zu diesem frohen Anlass. Foy zog anerkennend eine Braue hoch.
    Skinner kippte fröhlich den Champagner und erinnerte sich einer Passage aus Bettgeschichten der Meisterköche :
    … Das brachte mich auf einen Gedanken, den ich mit meinem Verleger beim Essen diskutieren wollte. Wir feierten mit mehreren Flaschen Champagner Krug 2000 den Umstand, dass mein Buch Kulinarische Suche: Im Kopf eines Meisterkochs in England die Marke der 200 000 verkauften Exemplare überschritten hatte. Meine alkoholbeflügelte Hypothese lautete, dass der Genussmensch sowohl von seiner natürlichen Veranlagung her als auch durch Übung und tägliche Praxis ein gewisses Maß an Wissen und Kunstfertigkeit auf seinem Gebiet erwirbt, das er weitergeben kann. Die meisten Köche (oder Meisterköche, wie ich meine Standesgenossen lieber zu nennen pflege) sind von Natur aus Genussmenschen. Wenn wir uns also für Liebe, Sex und zwischenmenschliche Beziehungen interessieren (und wer von uns tut das nicht?), was läge dann näher, als sich in Fragen sexueller Natur an meine geschätzten Kollegen zu wenden?
    Als der Maestro das nächste Mal erschien, brachte er eine Flasche erlesenen Burgunder mit. Das und die Wirkung des Champagners konnten Skinners Ekel etwas mildern. – Gut gemacht, Mr Skinner, sagte De Fretais feierlich, ein schmales, abschätzendes Lächeln auf den Lippen.
    Skinner starrte ihn für einige Sekunden an. Als sich ihre Blicke trafen, geriet er in einen seltsamen Gefühlsmorast: Er fühlte sich durch die Nähe des großen Mannes zugleich angezogen und abgestoßen.
    Dieser Fettsack mein Vater? Vergiss es. Niemals!
    – Herzlichen Dank, sagte er.
    – Nichts zu danken, sagte De Fretais überheblich. – Nun, ich muss Sie jetzt leider verlassen, Gentlemen; es zieht mich ins sonnige Spanien.
    – Urlaub?, fragte Foy.
    – Leider nein, Dreharbeiten fürs Fernsehen. Aber am achtundzwanzigsten werde ich wieder hier

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