Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
und meinte, – Schickes Teil. Neue Kollektion von Paul & Shark?, fragte er, auf die Brust des Mannes deutend.
– Aye, hab ich mir in London geholt, strahlte der Aberdonian. Skinner versuchte, das Lächeln zu erwidern, aber das Gesicht tat ihm zu weh. Doch das würde ja nicht so bleiben, dachte er frohen Mutes.
Jedenfalls nicht, was meine Wenigkeit betrifft.
Es hatte Ian Buchan beunruhigt, dass Brian Kibby so früh zurück ins Hotel gegangen war. Er rätselte, was seinen Freund dazu veranlasst haben mochte; vielleicht hätte er mit ihm gehen sollen. Aber da war ja auch noch dieser komische Kerl hinterhergeschlichen, was hatte das zu bedeuten? Wäre es denkbar, dass … Brian schwul war? Bestimmt nicht, er hatte doch immer Interesse an Mädchen bekundet, an dieser Lucy zum Beispiel. Und dieses Mädchen bei ihm auf der Arbeit, von dem er immer erzählte. Aber wer weiß, vielleicht …
Ian war auf dem Rückweg zum Hotel, aber nicht in der Laune, schon hoch aufs Zimmer zu gehen. Brian war erwachsen, was er tat oder ließ, war allein seine Sache. Er blieb an der Flusspromenade stehen, sah zu, wie das Mondlicht auf dem Tyne glitzerte, und registrierte die neue Eventgastronomie, die sich mit Chrom und Glas am Ufer breitmachte.
Brian hatte ja vielleicht diesen Kerl bei sich!
Er saß die halbe Nacht mit ein paar anderen Trekkies an der Hotelbar herum und unterhielt sich über frühere Conventions.
Später machten sie auf einem der Zimmer weiter, und Ian wachte irgendwann vollständig bekleidet neben einem Trekkie auf, den er kaum kannte.
In einem Zimmer einen Stock über ihm ließ die anbrechende Morgendämmerung gerade ein fahles Licht durch die Vorhänge sickern. Brian Kibby versuchte, seinen dröhnenden Schädel vom Kissen zu heben, doch sein Körper knurrte ihn dafür nur böse an. Entsetzt erinnerte er sich der Ereignisse des gestrigen Tages. Der unheimliche Typ, der ihn betatscht hat. Es war ihm so schon schrecklich genug gegangen, aber dann auch noch diese Belästigung und Erniedrigung, er war zurück zum Hotel gelaufen und hatte noch nicht einmal Ian Bescheid gesagt. Und nun war Ians Bett leer, war gar nicht benutzt worden.
Der unheimliche Typ hatte sogar versucht, ihm zu folgen, und widerliche Sachen gesagt, irgendwas über Sex gefaselt. Er erschauderte, als er sich die Worte des Perversen ins Gedächtnis rief: »Ich will dir den Arsch aufreißen. So lange bis du quiekst.«
– LASSEN SIE MICH IN RUHE !, hatte Brian Kibby ihn angekreischt, war in Tränen ausgebrochen und davongelaufen, während sich zu seinem Entsetzen und seiner Beschämung alle, die gerade den Saal betraten oder verließen, zu dem schnurrbarttragenden Perversen umsahen.
Dann war Kibby mit bloß liegenden Nerven ins Hotel zurück und hatte sich gefragt, was nur mit ihm los war. Unter der Bettdecke hatte er sich zu einer Kugel zusammengerollt. Statt in einen erholsamen Schlaf zu sinken, hatte er aber bloß wie gelähmt dagelegen und das Gefühl gehabt, von einem Auto überfahren worden zu sein. Sein Mund und seine Kehle waren völlig ausgedörrt, so als habe er Wüstensand geschluckt. Er versuchte, etwas Speichel zu sammeln, aber schaffte es lediglich, sich die Zunge unter den Gaumen zu kleben. Nun lag er in der kratzenden trockenen Hitze, die ihm direkt durch Kehle und Brustkorb zu fahren schien, würgend da. Er griff nach dem Wasserglas neben seinem Bett, doch er hatte vergessen, es aufzufüllen. Weil er so erschlagen war und ihm alles wehtat, wollte er sich nicht so einfach zum Sklaven seines Durstes machen, doch dann bekam er einen furchtbaren Hustenanfall, der ihm die Tränen in die Augen trieb, und er war gezwungen, zur Minibar zu taumeln und sich etwas Mineralwasser zu nehmen. Seine Beine, sein Rücken und sein Kopf schmerzten unerträglich.
Seine Lippen waren seltsam taub und geschwollen: Als er schlückchenweise das Wasser trank, lief es ihm auf die Brust und den Schlafanzug.
Die frühen Morgenstunden verstrichen ebenso quälend langsam wie die schlaflosen, qualvollen Nachtstunden. Kibbys geschwollene Augen taten weh und juckten vom Phantomsand der Schlaflosigkeit. Er lag auf seinem schweißgetränkten Bett und blinzelte wie ein gestrandeter Delphin.
Als er von draußen ein Klopfen hörte, rappelte er sich auf und hatte dabei das Gefühl, als würde ein Tambourzug auf seinen Beinen und Armen, seinem Rücken und seinem Kopf zum Appell trommeln. Als er zaghaft die Tür öffnete, sah er Ians Gesicht, auf dem sich Entsetzen
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