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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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plötzlich sein Innerstes schmerzhaft zusammenzukrampfen; er fiel vom Stuhl und schlug auf den Boden, hilflos schreiend über den weiß glühenden Schmerz, der ihn mit brutaler Gewalt durchfuhr.

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19
Dukes of Hazzard
    Es war ein strahlender, warmer Morgen, trotz des frischen Winds, der von der Nordsee hereinkam. Skinner hüpfte vergnügt den Leith Walk hoch und grüßte jeden, mit dem er Blickkontakt hatte, mit jovialem Nicken, Bekannte wie Unbekannte. Seine Euphorie verstärkte sich noch, als er ins Büro kam und Kibby mit elender Miene an die Wand gelehnt dastehen sah.
    Dem hängt der Arsch in Fransen!
    – Brian, Skinner grinste, – wir sollten mal eben deine Inspektionsberichte durchgehen, sagte er fröhlich, zwei harte Plastikstühle heranziehend, die neben Kibbys Schreibtisch standen.
    – Setz dich.
    Kibby schlurfte heran, setzte sich aber nicht. Skinner wies mit dem Kopf auf den Stuhl. – Was ist? Machen die Hämorrhoiden Ärger?
    – Nee, ich …
    – Hattest du Besuch durch die Hintertür oder so was?
    – Leck mich, fauchte Kibby und wankte zu den Toiletten.
    Skinner verdrehte die Augen und nahm eine Akte zur Hand. Nachdenklich wandte er sich Shannon zu und fragte: – Meinst du, Brian Kibby ist schwul?
    – Nein, er ist nur ein bisschen schüchtern. Sei nicht immer so scheußlich zu ihm, Danny, gab sie zurück. Bei ihr machte sich mehr als bei Skinner die Tristesse einer Beziehung bemerkbar, die keine Zukunft hatte. Er schien in letzter Zeit nur noch Sex zu wollen und, soweit sie gehört hatte, nicht nur von ihr.
    – Ich finde, mit einundzwanzig in Edinburgh noch Jungfrau zu sein ist so ziemlich das Lächerlichste, was ich mir vorstellen kann. Die Leute verlieren hier ihre Unschuld schneller als in jeder anderen Stadt der westlichen Hemisphäre … abgesehen vielleicht von San Francisco.
    Shannon schaute ihn skeptisch an. – Ist das statistisch belegt?
    – Alles ist statistisch belegt, meinte Skinner und fuhr sich mit dem Fingernagel zwischen zwei Zähnen entlang, um einen Essensrest zu entfernen. Er spürt ihr Verlangen, weiß, dass sie heute Abend höchstwahrscheinlich ficken werden. Shannon weiß das auch und schaut ihn an, erneut an der Sinnlosigkeit des Ganzen verzweifelnd. Diese Fickfreundschaft verlor langsam ihren Reiz.
    Wie er mich anschaut …, schreckte Shannon zurück und starrte ihn dann hart an. Irgendwas ist neuerdings anders an ihm. Vielleicht machte es die Beförderung, er wirkte wie berauscht von seiner Macht. Und sie musste widerwillig eingestehen, dass das, so unschön es auch war, eine gewisse Faszination auf sie ausübte. Doch bei aller Anziehungskraft hatte seine Nähe etwas Korrumpierendes.
    – Was ist?, fragte Skinner und zuckte die Achseln, als Shannon aufstand und den Raum verließ.
    Mädchen können ja so kompliziert sein.
    Obwohl berauscht von seiner Macht über Kibby, hatte Skinner dennoch das Gefühl, dass sein Leben nicht so weitergehen konnte wie derzeit. Es war schon pervers, welche Bedeutung sein Lieblingsfeind für ihn gewonnen hatte. Dieser seltsame Hexenfluch, er hielt ihn nur auf, hinderte ihn daran, das zu erkennen, worin er seine eigentliche Bestimmung zu sehen begann.
    Er fragte sich, wie es wohl wäre, in San Francisco zu leben, wo es nicht so kalt wird, wo immer gemäßigtes Klima herrscht, die Temperatur nie unter 10 Grad Celsius fällt. Ihm klangen die Zeilen aus De Fretais’ Bettgeschichten der Meisterköche in den Ohren, Greg Tomlin, überbezahlt, übermäßig viel Sexappeal, in Übersee. Tomlin lebte nun in San Francisco. Konnte dieser amerikanische Küchenchef sein Vater sein? Skinner dachte an seine immer schon starke Affinität zu den USA . Das Land der Freiheit; wo dein Akzent keine Rolle spielte. Aber er nahm an, dass es im Grunde jeder so empfand; man wuchs damit auf, Kino, Fernsehen, Fast-Food-Ketten. Kulturimperialismus. Und andererseits kein Wunder, dass sie immer verhasster wurden: so dumm, so selbstsüchtig, so unsensibel – das forderte ja förmlich dazu auf, verabscheut zu werden. Greg Tomlin, wie mochte der wohl sein? War er der große, schlanke, braun gebrannte Mann mit der neuen jungen Familie, der seinen lang vermissten Sohn an seine Brust drücken würde?
    Würde ich ihn verachten? Würden wir wunderbar miteinander auskommen?
    Danny Skinner sprang gut gelaunt in den Waschraum und urinierte. Beim Händewaschen summte er fröhlich den Text zu einem Stück von R. Kelly:
    It’s the freakin weekend baby,
    I’m gonna have me

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