Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
some fun
Gimmie some of that toot-toot
Gimmie some of that beep-beep
Er wusste, wer in der verriegelten WC – Kabine war. Brian Kibby hockte in entsetztem Schweigen auf dem Klo, die Arschbacken auf der Schüssel gespreizt, das Gesicht verzerrt von den Schmerzen, die rasiermesserscharf in seinem Innersten wüteten. Kibby hatte gerade überlegt, wie er sich davon abhalten konnte, seinen Penis anzufassen, als Skinner hereinkam und ihm unabsichtlich zur Hilfe kam, denn bei seinem Gesang erstarb jede sexuelle Regung. Aber das verstärkte nur noch seine Schmerzen, sein Elend und seine Schande.
Hilf mir, Gott, bitte gib mir Kraft …
Skinner grinste die verschlossene Kabinentür an. Er hörte einen plötzlichen Regenschauer an das Milchglasfenster prasseln und wünschte sich, er wäre in San Francisco.
Gott, wäre ich doch jetzt in Schottland. Bei diesen Bildern fällt mir alles wieder ein. Edinburgh, was für eine Stadt! Hatte die Art von Klima, bei dem es einem nichts ausmachte, wenn man in einer Küche oder einer Bar eingesperrt war. Nicht wie dieser freakige Scheiß hier: Die Santa-Ana-Winde haben gewütet, und die Temperatur ist auf über dreißig Grad hochgeschossen. In Südkalifornien sieht es noch schlimmer aus. Ich frage mich, was die ganzen rechten, konservativen Säcke davon halten, dass ihre Häuser niederbrennen. Vielleicht ist Judgment Day, und sie werden dafür bestraft, dass sie Arnie gewählt haben. Bei so vielen Christen und so wenig Löwen, da müssen sie eben Feuer nehmen.
Aber es ist kein Küchenwetter, alles andere als das. Ich wäre lieber am Strand als zu arbeiten. Den ganzen Tag. Jeden Tag. Aber sobald ich dem Laden den Rücken kehre, wartet schon so eine abtrünnige Diva von Koch darauf, mein Seafood-Risotto für sich zu reklamieren. Heute muss ich früh in dem Irrenhaus sein, der Klempner kommt, um in einer der Spülen den Abfluss frei zu machen.
Ich schaue ihn noch einmal rasch durch, den Stoß alter Fotos aus Schottland damals, die ich kürzlich wiedergefunden habe – besser gesagt Paul, als er sein Zeug aussortierte. Das muss so ’79 oder vielleicht ’80 gewesen sein. Ihre Haare, lächerlich, dass man das damals so verrückt gefunden hat, und dann dieses feixende Grinsen. Er in diesem albernen Hausmeisteroverall. Und Alan, ich schwöre, man kann es schon sehen, dieses Fett-Gen, das nur darauf wartet, ihn explodieren zu lassen, selbst damals schon. Der kann sich wirklich nicht beklagen, ein klarer Fall von Abschaum, der nach oben schwimmt. Ich frag mich, was die anderen wohl machen.
Andere Zeiten. Alte Fotos machen mich immer melancholisch. Ich stecke sie zurück in den Umschlag und lege ihn auf den kleinen Tisch neben der Haustür. Ich gehe raus, die paar Stufen vor unserem Haus runter auf die Straße, und schaue die Castro Street hoch. Ich beschließe, zu Fuß zur Arbeit zu gehen.
Ich spaziere also über die Castro, durch dieses seltsame Getto, wo all die Landeier sich angesiedelt haben, als sie nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Navy entlassen wurden. Nachdem sie sich einmal an die Knackärsche hier gewöhnt hatten, war kein Gedanke mehr daran, nach Haus zurückzukehren, irgendeine dicke Gebärmaschine zu heiraten und den Rest seiner Tage in sexueller Frustration auf einer Farm im Mittelwesten zu vergeuden. Nein, diese Stunde der Ausschiffung und Demobilisierung war in Wirklichkeit unsere Stunde der Einschiffung und Mobilisierung. Das hier war die erste wahre Boystown.
Die alte Bar lockt mich zwar, aber ich gehe daran vorbei, kürze ab zur Fillmore, dann die Haight hoch. Mir wird klar, dass ich sie selbst nach so vielen Jahren noch hinreißend finde, diese herrliche alte Stadt, gegründet auf Gold und am Leben erhalten durch Microchips. Darum wundere ich mich, dass ich die alte Bar habe links liegen lassen. Früher hab ich immer reingeschaut, um schnell was zu trinken oder einfach nur den neusten Tratsch aufzuschnappen.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass mir der Castro District von heute, mit seinen schwulen Klempnern, Reinigungen, Metzgern und Schreinereien, so redundant erscheint: nichts als ein weiteres ödes Beispiel dafür, dass unsere Gesellschaft unbedingt alles sexualisieren muss; dass wir Schwulen die Heterowelt zum Schlechteren verändert haben. Wenn wir doch nur einsehen würden, dass das Reparieren einer Spüle keine homo- oder heterosexuelle Handlung ist, sondern etwas Asexuelles. Etwas äußerst Asexuelles.
Der junge Klempner, der mich im Restaurant erwartet,
Weitere Kostenlose Bücher