Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Wangen, bevor er Skinner mit festem Griff die Hand schüttelte. In seinem Blick lag etwas Hartes und Rücksichtsloses, und Skinner spürte die Kraft hinter dem Händedruck. Obwohl nicht mehr ganz jung, schien er körperlich gut in Form zu sein. Skinner war etwas beunruhigt und musste aus irgendeinem Grund wieder an Kibby denken.
De Fretais und Graeme führten sie in einen großen Raum. Er hatte hohe Decken mit eindrucksvollen Stuckleisten, war weiß gestrichen und nur sparsam möbliert; außerdem sah er einen Marmorkamin und einen prunkvollen Kronleuchter aus Kristall. Auf einem langen Eichentisch standen Servierplatten mit Speisen; Räucherlachs, Hühnergeschnetzeltes, Reis, diverse Salate, Antipasti et cetera. Interessiert entdeckte Skinner auf silbernen Servierplatten in Betten aus zerstoßenem Eis auch Austern, die er noch nie gegessen hatte. Noch interessanter waren die beträchtlichen Vorräte an Champagner, der auch schon in bereitstehenden Sektflöten perlte. Jenseits des Tischs befanden sich nur noch ein großer Matratzenbereich mit einem purpurfarbenen Überwurf, mehrere Kissen und ein Liegesofa. – Wir müssen uns leider selbst bedienen, sagte Graeme volltönend, was sich niemand zweimal sagen ließ. Skinner kostete zum ersten Mal eine Auster und bekam von De Fretais erklärt, wie er sie essen musste. Langsam ließ er sie sich durch die Kehle gleiten. – Ich glaube … das schmeckt mir, sagte er zögernd.
– Erinnert es Sie an etwas?, gurrte De Fretais.
Skinner grinste verhalten, dann fiel ihm wieder dieser andere Koch ein, den De Fretais im Zusammenhang mit seiner Mutter erwähnt hatte. – Dieser Amerikaner, von dem das eine Rezept da stammt, ich glaub, das mit dem Schokoladendessert, ist der wohlauf?
– Greg. Ja, er ist Küchenchef und Mitbesitzer eines sehr renommierten Fresstempels in San Francisco. Leider auch so einer von uns, der seine Seele ans Fernsehen und den Buchmarkt verkauft hat.
Vom Alkohol mittlerweile kühner geworden, wollte Skinner sich genauer nach Greg Tomlin erkundigen, doch Graeme kam mit einem Teller herüber. – Escargots ?
– Schnecken? Na, ich weiß nicht. Skinner verzog skeptisch das Gesicht.
– Dann wird es Zeit, dass Sie sie versuchen, sagte Graeme kalt.
Skinner zuckte die Achseln und spießte eine auf. Er tunkte sie noch einmal gut in die Knoblauchsauce, bevor er sie aß. Sie sah aus wie ein Pilz und schmeckte auch nicht viel anders, fand er. Das zweite Taxi traf ein; darin saßen zwei Männer und drei junge Frauen, die nicht bei dem Umtrunk gewesen waren und die Skinner als Prostituierte einschätzte.
– Wie stehen Sie zur nationalen Frage, Mr Skinner?, fragte Roger ihn in einem Akzent, in dem Skinner wenig Schottisches ausmachen konnte.
– Ich finde, uns Schotten ist die Vereinigung doch ganz gut bekommen,sagte er, denn er glaubte, in einem Privatetablissement in New Town, bestimmt eine Hochburg unionistischer Sympathien, wäre er damit auf der sicheren Seite. – Wir jammern allen vor, wir wären die letzte Kolonie des British Empire, aber was die Entwicklung der Sklaverei, was Rassismus und Ku Klux Klan anbelangt, haben wir darin gar keine so unbedeutende Rolle gespielt.
– Ich denke, die Dinge liegen doch etwas komplizierter, höhnte Clarissa und kehrte ihm den Rücken.
Graeme, der sich immer noch in seiner Nähe herumdrückte, sagte mit kaltem Lächeln: – Tja, Ansichten, die hier nicht auf viel Gegenliebe stoßen dürften.
Skinner hatte plötzlich das Bedürfnis, eines der Mädchen darauf anzusprechen, ob sie in dieser Frage irgendeine Meinung hatte. Er versuchte, das eine von ihnen, das eine enge blaue Bluse trug und sich von einem der Männer den nackten Arm tätscheln ließ, auf sich aufmerksam zu machen, aber da pirschte sich Roger an ihn heran. – Wie alt sind Sie, Mr Skinner?
– Fünfundzwanzig, sagte Skinner, der sich auf einen arroganten Spruch einstellte und dachte, ein paar hinzugelogene Jahre würden den Schlag etwas abpuffern.
– Hmmm, machte Roger skeptisch.
Clarissa wandte sich ihnen zu und sagte an Roger gerichtet: – Haben Sie Gregors Artikel im letzten Modern Edina Bulletin gelesen? Ich denke, damit hat er ein für alle Mal aufgeräumt mit einigen dieser absurden Gemeinplätze, sagte sie mit kurzem Seitenblick auf Skinner, – die so dahergeredet werden.
– Och, jetzt hat sie’s mir aber gegeben, grinste Skinner unbekümmert und marschierte ostentativ zum Tisch, wo er sein Glas mit Champagner nachfüllte. Wie man in
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