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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ist dafür ein leuchtendes Beispiel. Seine Verkörperung dieses Inbegriffs schwuler Ikonographie ist so perfekt, dass er wie einer dieser Androiden aus I, Robot rüberkommt.
    – Was genau wird in dieser Spüle heruntergespült, Mr Tomlin?, lispelt er, beschmiert mit vergammelten Essensresten in einer Lache von stinkendem Wasser.
    – Das hier ist eine Küche, erkläre ich ihm. Genau das. Kein Strand, nur eine dreckige, stinkende, brüllend heiße Küche.
    Schlotternd, schniefend, rülpsend und in der makellosen Küche herumfurzend, quälte sich Brian Kibby mit seinem Notizbuch durch die Betriebsbegehung. Er war so von seinem eigenen Elend in Anspruch genommen, dass er gar nicht merkte, welchen Eindruck er hinterließ. Maurice Le Grand, der Küchendirektor des Bistro Rue St Lazare, war empört, als er der zerzausten, übel riechenden Gestalt ansichtig wurde, die gekommen war, sein Restaurant zu inspizieren. Das sollte doch wohl ein Witz sein. Wie konnten sie es wagen, ihn derart zu brüskieren?
    Le Grand rief unverzüglich Bob Foy an, der daraufhin Skinner als Beisitzer zu einem auf der Stelle anberaumten Mitarbeitergespräch mit Brian Kibby bat.
    Für Danny Skinner war es ein Hochgenuss, als Brian Kibby beschämt ins Büro gekrochen kam. – Setzen Sie sich, wies Foy ihn barsch an und schnippte ihm dann über den Schreibtisch ein Blatt Papier zu. Es war eine eingereichte Beschwerde. Kibby las mit zitternden Händen.
    – Was ist das, Brian?
    – Ich … ich …, stammelte Kibby.
    – Es ist ein Beschwerdeformular. Von Le Grand. Hat Sie als verlottert bezeichnet. Als beleidigenden Anblick, sagte Foy und zog eine Braue hoch. – Müssen wir uns um Sie Sorgen machen, Brian? Er musterte verächtlich Kibbys armselige Erscheinung, bevor er die eigene Frage mit Bestimmtheit beantwortete. – Ich befürchte – schon.
    Kibby wollte etwas sagen, aber sein Gehirn hatte abgeschaltet. Zum ersten Mal schienen ihm die Flecken auf seinem Hemd und auf der Hose seines viel zu engen blauen Anzugs aufzufallen.
    Was passiert mit mir?
    – Hör mal, sagte Skinner und senkte die Stimme, – ist irgendwas nicht in Ordnung?
    – Es ist nur diese Krankheit …
    – Macht dir vielleicht irgendwas Kummer, zu Hause vielleicht?
    – Nein! Ich … mir ging’s in letzter Zeit nur nicht gut … ich …, Kibby zögerte. Skinner und Foy hatten Winchester abgeschossen, Skinners alten Mittrinker. Sie konnten ihm das Leben schwer machen. – Es tut mir Leid …
    – Reißen Sie sich zusammen, sagte Foy mit leisem, unterdrücktem Zorn. – Sie lassen unsere Abteilung ziemlich dumm dastehen, Brian, und das lassen wir uns nicht bieten.
    – Ich … ich …
    – Habe ich mich unmissverständlich ausgedrückt?
    Das Gefühl, vom Schicksal ungerecht behandelt zu werden, gab Kibby irgendwie die Kraft, Foy in die Augen zu sehen und zu sagen: – Absolut unmissverständlich.
    Ich lasse die anderen hängen. Ich habe meinen Job in letzter Zeit nicht gut gemacht. Ich muss gepflegter aussehen. Ich fühle mich einfach nur so elend …
    – Gut, grinste Foy kalt.
    Kibby sah Skinner an; er hatte bemerkt, dass dieser Foy mit leichtem Widerwillen betrachtet hatte. – Hör zu, Brian, betrachte das einfach als informelle kleine Unterhaltung, sagte er, – ganz inoffiziell, wenn du so willst.
    Tränen glitzerten in Brian Kibbys Augen, und perverserweise kam in ihm solche Dankbarkeit gegenüber Skinner auf, dass er sich selbst anwiderte und zugleich den Wunsch verspürte, einen Hilfeschrei an Skinner, Danny Skinner, zu richten. – Danke, stieß er hervor, ehe er sich entschuldigte und dann in seine Schutzburg, die Toilette, flüchtete.
    Und wie war das heute mit Kibby? Scheiße, der Typ ist ja das geborene Opfer. Wie kann man sich schuldig fühlen, wenn man einem Opfer das gibt, wonach es sich im Leben am meisten sehnt? – Schikane und, wenn man noch großmütiger sein will, Märtyrertum. Wenn du es nicht machst, machen es die drei Parzen. Die Parzen irren sich nur selten. Die Ausnahmen kann ein Schreiner an den Fingern einer Hand abzählen.
    Aus De Fretais und meiner Mutter könnte ich die wahre Geschichte bestimmt rausholen. Aber ich denke, es ist Tomlin, den die Parzen mir vorherbestimmt haben. Ich habe mein Leben lang daran geglaubt, dass mein Schicksal irgendwo anders liegt; und zwar in Kalifornien, wie ich jetzt denke.
    Was hält mich hier denn? Das mit Shannon wird immer abartiger. Das gestern Nacht war eher eine Schlägerei als Ficken. Wir küssten uns auf der

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