Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
mustere ihn dabei von Kopf bis Fuß, seine schäbige, alte Jeans und sein stinkendes T-Shirt, das aussieht, als hätte es deutlich zu lange in einem verwahrlosten, feuchtheißen Barrio in Rio an seinem Rücken geklebt. Ein jämmerlicher Anblick, klamottentechnisch.
– Verpiss dich, Skinner, faucht er.
– Sei doch nicht so, Desmondo, trink ein Bier mit uns. Ich wende mich an die Bedienung. – Ein Pint von eurem besten Lager für meinen alten Kumpel Dessie Kinghorn! Nimm das Stella oder Carlsberg Export. Nur vom Feinsten für Dessie-Boy! Ich wende mich wieder meinem alten Kumpel zu. – Machst du immer noch in Versicherungen, Des?
Mir war vorher nie bewusst geworden, wie böse diese Augen sind, aber jetzt seh ich es, denn Kinghorn starrt mich mit blankem Hass an. Sein Mund steht offen, diese Wachkomafresse, die Debilos gerne aufsetzen, bevor sie anfangen loszuprügeln. – Ich bin letztes Jahr freigestellt worden. Aber ich will kein Bier von dir. Von dir will ich gar nix!
– Komisch, Des, ich hab in der Stadtverwaltung gerade ne schöne Beförderung gekriegt, stimmt’s, Shannon? Sie starrt mich genauso giftig an wie Dessie. – Gute Kohle. Aber du kennst mich ja, Alter, hab jeden Penny bitter nötig. Kostspieliger Geschmack. Ich streiche über das Revers meines neuen Jacketts von CP Company. – Ein wahrer Fluch.
– Verpiss dich. Ich sag’s nur einmal. Dessies Augen werden schmal. – Wenn du nich mit deiner Schnalle hier wärst …
Ich will Dessie gerade wegen dieser doch recht sexistischen Äußerung aufziehen, da hält der kleine Kerl, der die Karaoke-Show abzieht, eine Karte hoch und ruft: – Danny Skinner!
– Muss kurz weg, aber bleib hier, bin gleich wieder da, grinse ich, springe auf die kleine Bühne und nehme von dem Knaben das Mikrophon entgegen. – Ich bin Danny Skinner, rufe ich und mache so ein paar alte Knaben und ein paar jüngere Typen und Mädchen an den Tischen in der Nähe auf mich aufmerksam, – und dieses Stück widme ich meinem alten Kumpel Dessie Kinghorn, der im Moment ne kleine Pechsträhne hat. Ich zwinkere Des zu, der mittlerweile aussieht, als stünde er am Rande eines Herzinfarkts, und stimme »Something Beautiful« an.
- You can’t manufacture a miracle, the silence was pi-ra-ful that day … a love is getting too cynical … Ich wende mich Shannon zu, deren Gesichtsausdruck mittlerweile so giftig ist, dass ich sie zuerst gar nicht erkenne, – … passion’s just physical these days … but get no sign, love ain’t kind, every night you admit defeat … and cry yourself blind … Ich gucke Dessie an, drehe meine leere Handfläche nach oben und schmettere den Refrain so tuntig-seelenvoll, wie ich nur kann, – If you can’t wake up in the morning, cause your bed lies vacant at night … if you’re lost, ich zeige auf Dessie, – … hurt, erneut, – tired and lonely can’t control it try as
you might … may you find that love that won’t leave you, may you find at the end of the ay, you won’t be lost, hurt, tired and lonely, somethin beautiful will come your way …
Da rastet Dessie aus und stürmt auf die Bühne. Ich halte das Mikro weiter umklammert, nehme aber boxermäßig die Fäuste hoch und decke mein Gesicht. Er landet ein paar ganz gute Treffer, einen seitlich auf den Unterkiefer, durchbricht meine Deckung, wie damals in der Kindheit bei unserem Sparring bei Leith Victoria, aber ich lasse das Mikro nicht los. – The DJ said on the ra … Die Lautsprecher verstummen, weil der Karaoke-Junge den Saft abgedreht hat. Ich lasse das Mikro los, und es fällt auf den Boden. Ich trete einen Schritt zurück und strecke in einer Geste unschuldigen Protests die Arme in die Luft, als Dessie versucht, mir einen Tritt zu verpassen, mich verfehlt, sich wie ein Idiot vorkommt und brüllt: – Du bist der letzte Dreck, Skinner! Dann fährt er herum, drängt sich an dem Karaokefritzen vorbei und legt einen dramatischen Abgang hin.
Ich zeige den verdutzten Gästen ein entschuldigendes Schulterzucken, hebe das Mikrophon auf und reiche es dem verwirrt dreinschauenden Jungen. Shannon kommt zu mir und sagt, – Du bist so ein ödes Arschgesicht, ich geh nach Hause, und kaum gesagt, verlässt sie tatsächlich die Kneipe! Noch so eine Diva! Tja, dann leck mich doch. Ich gehe wieder zur Theke und leere die Gläser, angefangen mit dem unberührten Pint, das ich für Dessie Kinghorn bestellt hatte.
A long time ago we used to be friends
But I haven’t thought of you lately at
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