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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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legte seine Hand trichterförmig an den Mund und schrie: »Hey, Bruderherz, wo steckst du?« Er tat, als wäre er erschrocken, als hätte er nie geschossen. »Wiseman hat ihn ermordet. Er hat verdammt noch mal meinen Bruder getötet.«
    Sie richtete die Waffe auf sein Gesicht. »Gut.«
    »Jodie, gib mir das Gewehr«, sagte Matt und zog sie an der Schulter, als sie zur ersten Stufe ging.
    Sie schob ihn weg und stieß Kane vor sich her, als sie die Treppe hinunterstürmte.
    »Wo? Wo ist Travis?« Dann sah sie ihn im Licht der Scheinwerfer, er lag mit weit ausgestreckten Armen auf dem Rücken, der Kies um seinen Kopf hatte sich rot gefärbt.
    Plötzlich bewegte sich etwas neben ihr. Sie drehte sich um und sah Kane, der sich auf sie zubewegte, dann Matt, der ihm den Ellenbogen in die Rippen stieß. Kane krümmte sich, stöhnte vor Schmerz und gab heisere Laute von sich, als er nach Luft schnappte.
    »Auf den Boden«, schrie sie. »Auf die Knie. Hände hinter den Kopf.« Sie sah ihm mit brutaler Genugtuung zu, wie er sich vor Schmerz krümmte.
    Auch Matt hatte Schmerzen. Sie sah, dass er sich den Oberarm hielt. Blut sickerte durch den notdürftigen Verband und lief an seinem Arm herunter.
    Kane hatte auf Matt geschossen. Er hatte Corrine eine Waffe an den Kopf gehalten. Und ihre Freundinnen eingesperrt.
    Sie spürte wieder das Messer, das er ihr an die Kehle gehalten hatte.
    Und wieder verspürte sie diese unbändige Wut.
    »Hier wollte ich mein Wochenende verbringen. Du hast dir das falsche Wochenende ausgesucht.«
    Sie ging zu Kane, drückte ihren Fuß auf seine Brust und stieß ihn an. Er schrie, griff an seinen blutigen Oberschenkel und fiel auf den Rücken.
    Sie stellte sich über ihn und zielte mit dem Gewehrlauf auf sein Gesicht.
    »Du hast mich geschnitten.«
    »War ein schönes Gefühl, was? Du Schlampe.«
    Das Blut rauschte in ihrem Kopf.
    »Du hast mich geschnitten.«
    »Nicht, Jodie.« Sie hörte den Schmerz in Matts Stimme. Ihre Finger kribbelten vor Verlangen, den Abzug zu drücken.
    »Tu’s doch, du Schlampe«, sagte Kane.
    Sie drückte das Gewehr fester an ihre Schulter und nahm Kanes hässliches, blutverschmiertes Gesicht ins Visier.
    Matt tauchte am Rand ihres Blickfeldes an Kanes Seite auf. »Jodie, das wird auch nichts mehr ändern. Es kann nicht ungeschehen gemacht werden, was er getan hat, wenn du ihn tötest.«
    »Er hat mich geschnitten.«
    »Ich weiß genau, wie es sich anfühlt, wenn man sich rächen will, Jodie.«
    »Halt einfach den Mund! Matt, halt den Mund!«
    Plötzlich fuhr Kane hoch und packte mit beiden Händen das Gewehr.
    Jodie wich zurück und hätte beinahe den Abzug gedrückt.
    Er zog an der Waffe. Jetzt war er wütend, aufgewühlt, hielt die Waffe fest umklammert. »Komm schon, du Schlampe. Tu es doch.«
    Das wollte sie auch. Ihr Finger lag auf dem Abzug. Eine Bewegung, und Kane Anderson würde nie wieder jemandem etwas zuleide tun.
    Er wollte es auch. Das war keine Trickserei. Sie sah es an seinem Blick. Er wollte, dass sie den Abzug betätigte. Er wollte sterben.
    Und genau deswegen zögerte sie.
    »Mach schon«, schrie er.
    Sie lächelte zu ihm herab. »Wie sehr wünschst du es dir?«
    »Fick dich.«
    Sie senkte den Blick auf die Waffe.
    »Jodie«, sagte Matt ruhig.
    »Nein«, antwortete Jodie.
    »Ich wollte dir nur sagen, dass sein ganzes Gehirn auf dich spritzen wird, wenn du aus dieser Entfernung auf ihn schießt.«
    Matts unerwartetes, beiläufig belangloses Gerede löste irgendwas in ihr aus. Und plötzlich kapierte sie. Es ging nicht um die brutale, entsetzliche Tat, die sie im Begriff war zu begehen, sondern um das grauenvoll bunte Bild, wie Kanes Gehirn auf ihre Jeans spritzte. Sie sah sich selbst und wie sie verzweifelt versuchte, sich die Kleider vom Leib zu reißen und das geronnene Blut abzuwischen, das an ihr klebte. Sie roch es und spürte die klebrige Wärme auf ihrer Haut. Und wusste, dass sie dem nie wieder entrinnen würde. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, würde sie es vor sich sehen. So wie sie immer wieder ihr eigenes Blut sah, wenn sie ihre Narben betrachtete, so wie sie immer wieder Angie im Schlaf schreien hörte.
    Sie würde nie von Kane frei sein.
    Sie schwang die Waffe über ihren Kopf und feuerte in die Nacht hinaus. Als sie hörte, wie der Schuss in den Hügeln widerhallte, senkte sie das Gewehr und schlug den Gewehrkolben gegen Kanes Kopf.

41
    Jodie erwachte in frischen und sauberen Laken, ihr Körper fühlte sich schwer und träge an, nach

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