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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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das Gewehr. Zum ersten Mal seit Jodie ihm das Messer an die Kehle gehalten hatte, bewegte Kane sich neben ihm. Er sah zu Jodie auf, und irgendetwas Undurchdringliches lag in seinen hellen Augen. Sie legte den Gewehrkolben an ihre Schulter, als hätte sie das schon zig Mal getan, und zielte auf Kane.
    »Komm raus«, sagte sie.
    Das war genau der richtige Schachzug, dachte Matt. Wäre er zuerst aus dem Loch geklettert, hätte Kane die Möglichkeit gehabt, unter der Scheune in die Dunkelheit zu verschwinden. Doch irgendwas in ihrem Tonfall beunruhigte Matt.
    Kane ließ sich Zeit. Er atmete durch den Mund, denn seine blutige Nase hatte den Dienst aufgegeben, er hielt einen Ellenbogen fest an den Körper gepresst und blutete stark aus der Wunde am Oberschenkel. Matt legte eine Hand unter Kanes Fuß und stieß ihn hinauf. Jodie stand mit ihren nackten Füßen breitbeinig da und ließ Kane keine Sekunde aus den Augen.
    »Weg vom Loch«, befahl sie ihm, als er oben war.
    Matt hörte Kane kichern. »Bist du jetzt die G. I. Jane, du Schlampe?«
    Jodies aggressive Antwort kam explosionsartig.
    »Sprich nicht mit mir!«, schrie sie ihn an, und Matt wurde klar, dass er einen Fehler begangen hatte.

40
    Jodie wusste jetzt, wie es sich anfühlte, jemand wie Kane zu sein. Wie es sich anfühlte, wenn man jemandem Schmerzen zufügen wollte. Sie wollte Kane Todesqualen bereiten. Er sollte begreifen, dass er in der Falle saß, dass er zu Recht Angst hatte und um sein Leben fürchten musste. Und sie wollte ihm bis zu seinem letzten Atemzug dabei zusehen. Bis er bekam, was er verdiente.
    Sie legte das Gewehr an die Schulter und war froh, dass sie die ersten Jahre nach Angies Tod so viele Stunden im Schießstand verbracht hatte.
    »Ich habe dich bluten lassen, du zähe Schlampe.« Kane stand am Rand des Loches, seine Arme hingen locker an seinen Seiten herab, und ein Grinsen lag auf seinem blutverschmierten Gesicht, als hätte er einen Preis gewonnen.
    Die Wut tobte wie ein rasendes Tier in ihr. Sie schlug gegen ihre Rippen, krallte sich an ihren Bauch, brüllte in ihrem Kopf. »Halt’s Maul.«
    »Noch einen Augenblick länger, und ich hätte in deinem Blut baden können.«
    »Halt endlich die Fresse.«
    »Ich hätte drin schwimmen können.«
    Jodie legte den Finger auf den Abzug.
    »Jodie!«
    Das war Matt. Er stand noch immer im Loch. Sie hatte gedacht, er wäre tot. Hatte gedacht, sie hätte ihn verloren, noch bevor er ihr gehört hatte.
    »Jodie, hilf mir raus«, sagte Matt.
    Sie ließ Kane nicht aus den Augen, nahm eine Hand vom Gewehr, beugte sich hinunter, griff nach Matts Hand und half ihm hinauf ins Wohnzimmer. Als sie ihn wieder losließ, klebte sein Blut an ihrer Hand.
    Kane hatte auch ihn verletzt. Sie sah dem irren Arschloch in die hellen Augen, sah Überheblichkeit und Grausamkeit darin.
    »Gib mir die Waffe«, sagte Matt.
    »Nein«, sagte sie. »Beweg dich«, wies sie Kane an. »Geh zur Tür.«
    Sie blieb ihm dicht auf den Fersen, als er zum Eingang ging. Matt hielt sich nervös neben ihr und wusste nicht, wen von beiden er schützen musste – sie oder Kane. Es kam ihm vor wie ein Wettkampf, wer von beiden jetzt gefährlicher war.
    Kane legte seine Hand an den Türpfosten, zwinkerte im grellen Licht seines Autos, drehte sich um und lächelte sie hinterlistig an. »Hast du schon mal so ’ne Waffe benutzt? Der Rückstoß wird dir die Schulter brechen, noch bevor du irgendwas treffen kannst.«
    Jodie zielte mit der Waffe auf seinen Oberschenkel. »Willst du mich noch mal auf die Probe stellen?« Sie lächelte, als sie die Verunsicherung in seinem Blick sah. »Beweg dich. Raus.«
    Das Scheinwerferlicht blendete sie, als sie hinaustraten. Sie sah nicht, was hinter den Eingangsstufen lag. Sie sah sich auf der Veranda um und spürte, wie die Wut wieder in ihr aufstieg, als sie nicht fand, wonach sie gesucht hatte.
    »Louise?«, rief sie. »Hannah? Corrine?« Sie sah Matt vorwurfsvoll an. »Wo sind sie? Sagtest du nicht, du hättest sie rausgeholt? Matt, wo sind sie?«
    »Ich habe Louise und Hannah ins Gebüsch gebracht. Sie sind in Sicherheit. Gib mir die Waffe.«
    »Wo ist Travis?«, fragte sie. Sie hatte gedacht, er sei tot, aber das hatte sie auch von Matt geglaubt.
    »Jodie.«
    »Sagtest du nicht, er sei hier draußen!«, schrie sie ihn an. »Wo zum Teufel ist er?« Sie stieß Kane mit dem Gewehrlauf voran und zur Treppe. »Bete, dass ich deinen Bruder finde, sonst bring ich dich so zum Schreien, dass er sich zeigt.«
    Kane

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