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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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waren und nicht ohne jegliche Rückwirkung auf die Konzeption seines Zyklus bleiben konnten, die aber andererseits das Publikum nicht gerade aufnahmebereit für literarische Produktionen machten. Die Franzosen waren in jenen Monaten mit anderen Dingen als mit Literatur beschäftigt. Die Tagespolitik verdrängte mit ihrem Lärm die Musen.
    So blieb der erhoffte Erfolg, den Zola in seinem Brief an Ulbach im Mai 1870 so zuversichtlich für »Die Beute« vorausgesagt hatte, zunächst aus. Die Kritik nahm von der »Beute« so wenig Notiz wie vom »Glück der Familie Rougon«, statt dessen meldete sich der Staatsanwalt zu Wort und legte Zola die Einstellung der Feuilletonveröffentlichung der »Beute« nahe. Zola verstand den Wink und zog das Feuilleton zurück. Er wollte die Buchausgabe eines Werkes retten, in das er so viel Kraft und Arbeit investiert hatte.
    Themen und Gestalten der »Beute« zeichnen sich schon in den Planentwürfen vom Winter 1868/69 ab und kehren als zwei getrennte Romane in dem Anfang 1869 dem Verleger Lacroix übergebenen Plan wieder. Themen und Stoff der »Beute« lagen in diesen Krisenjahren des sinkenden Kaiserreichs irgendwie in der Luft und mußten einen so hellwachen Beobachter wie Zola förmlich zur Gestaltung provozieren.
    Der Anstoß dazu kam aus verschiedenen Richtungen. Die Stellung des Seinepräfekten Haussmann, dessen Boulevardbauten jahrelang Paris in einen einzigen riesigen Bauplatz verwandelt und die Stadt von einem Ende zum anderen aufgerissen hatten, war ins Wanken geraten. Die Angriffe in der Presse und in politischen Kreisen gegen seine unlautere Amtsführung mehrten sich. Zugleich damit auch die Enthüllungen über die schwindelerregenden Transaktionen und Börsenspekulationen, die diese Bautätigkeit gezeitigt hatte. Zola beteiligte sich an dieser Kampagne, die Januar 1870 schließlich den Sturz von Haussmann herbeiführte. Aber wenn auch der Seinepräfekt abtreten mußte, die Finanzskandale um die Boulevardbauten waren dadurch nicht mehr ungeschehen zu machen und wurden nun erst recht von den Gegnern und Kritikern des Regimes hochgespielt. Das alte Paris erstand nicht mehr aus den Trümmern, und das moderne Paris mit seinen Luxusgeschäften und dem Lichterglanz seiner breiten Straßen war und blieb der »faule Morast«, in dem diese »ausschweifende Gesellschaft des Kaiserreichs« üppig gedieh.
    Die Bücher über all diese skandalösen Vorgänge und Zustände und über das alte und neue Stadtbild von Paris mehrten sich. Zola rezensierte im Laufe des Jahres 1869 eine Reihe von ihnen, wie z.B. »Die Spaziergänge von Paris« von Alphand, eine Monographie über Paris von Maxime du Camp und »Die Pariserinnen« von Arsène Hussaye. Doch auch in seinen Artikeln und Plaudereien, die er in dieser Zeit für verschiedene Blätter schrieb, mehren sich diese Bilder und Skizzen, noch intensiver nach der Hauptarbeit am »Glück«, d.h. ab November 1869. Viele dieser Skizzen könnte man geradezu als direkte Vorarbeiten für »Die Beute« betrachten. Dabei konzentriert sich Zolas Interesse in dieser Periode vor allem auf das Leben und Treiben der führenden Empiregesellschaft, auf ihren moralischen Verfall. Sicherlich spielt die wachsende politische Krise des Regimes, in der schon die herannahende Katastrophe des Zusammenbruchs des Kaiserreichs spürbar wird, eine Rolle für die Orientierung seines Interesses gerade auf diesen Aspekt. Die moralische Entrüstung über den Sittenverfall der führenden Gesellschaft gestattete viel radikalere und schärfere Attacken gegen sie als die direkte politische Polemik.
    Mit diesen unmittelbar sein Thema betreffenden schriftstellerischen Erfahrungen ausgerüstet, geht Zola zu Beginn des Jahres 1870 an die eigentlichen Vorbereitungen seines Romans: an eine gezieltere Lektüre der mondänen Chroniken im »Figaro« und an die zusätzliche Durcharbeitung einschlägiger Fachliteratur über die mit der Haussmannschen Bautätigkeit verbundenen Finanzspekulationen und Expropriationsgeschäfte. Schließlich führte er die üblichen persönlichen Recherchen durch, wie den Besuch eines Palais im Parc Monceau, des Treibhauses im Botanischen Garten, die Kenntnisnahme der Geschäftsbücher des Crédit foncier, dem er den Crédit viticole seines Romans nachgestaltet, und des Conseil municipal, der mit den Transaktionen des Crédit foncier aufs engste verquickt war. JanuarFebruar 1870 entwirft Zola eine erste Skizze, AprilMai einen zweiten, detaillierten Plan, in dem

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