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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Punkt in die dichte Finsternis. Dieser rote Punkt hatte etwas Anziehendes für Renée. Maxime, halb zugedeckt von dem weiten schwarzen Atlasdomino, der den Wagen fast ausfüllte, rauchte schweigend und mit verdrossenem Ausdruck weiter. Tatsächlich hatte ihn der Einfall seiner Stiefmutter daran gehindert, eine Schar Damen ins Café Anglais100 zu begleiten, wo sie den Ball der Blanche Muller beginnen und beschließen wollten. Er war verstimmt, und sie spürte in der Dunkelheit seine schlechte Laune.
    »Fühlst du dich nicht wohl?« fragte sie.
    »Doch, mir ist nur kalt«, erwiderte er.
    »Mein Gott! Ich glühe. Ich finde es hier zum Ersticken … Zieh doch den Zipfel meiner Röcke über deine Knie.«
    »Ach, deine Röcke«, murmelte er mißmutig. »Die gehen mir ohnedies schon bis an die Augen.«
    Doch diese Worte brachten ihn selber zum Lachen, und allmählich wurde er munterer. Sie erzählte ihm von der Angst, die sie soeben im Parc Monceau empfunden hatte. Dann gestand sie ihm noch einen Wunsch: sie würde gern im Dunkeln eine Fahrt auf dem kleinen Parksee machen, in dem Kahn, der, von ihren Fenstern aus sichtbar, am Rand einer Allee lag. Maxime fand, sie werde elegisch. Noch immer rollte die Droschke durch tiefe Finsternis; die beiden neigten sich einander zu, um sich beim Rasseln der Räder verstehen zu können; dabei streiften sie einander und fühlten zuweilen ihren warmen Atem, wenn sie sich zu nahe kamen. Und in gleichmäßigen Zeitabständen glühte Maximes Zigarre auf, malte einen roten Fleck in das Dunkel und warf einen mattrosa Schein auf Renées Gesicht. Sie sah in diesem kurzen Aufleuchten höchst reizvoll aus, so reizvoll, daß es den jungen Mann betroffen machte.
    »Oh, oh«, sagte er, »wir scheinen ja heute abend recht hübsch zu sein, kleine Stiefmutter … Laß mal sehen!«
    Er näherte sich ihr noch mehr mit seiner Zigarre und tat rasch hintereinander ein paar Züge. Renée wurde in ihrer Ecke von einem warmen, fast atmenden Licht übergossen. Sie hatte ihre Kapuze etwas zurückgeschlagen. Ihr blonder Kopf mit seiner Fülle kleiner Locken, durch die sich nur ein blaues Band schlang, glich über der weiten schwarzen Seidenbluse, die bis zum Hals hinauf geschlossen war, dem eines richtigen Jungen. Sie fand es recht drollig, so im Licht einer Zigarre betrachtet und bewundert zu werden. Mit leisem Lachen lehnte sie sich zurück, während er mit komischernster Miene hinzufügte: »Alle Wetter! Ich werde gut auf dich aufpassen müssen, wenn ich dich meinem Vater heil und ganz wiederbringen will!«
    Unterdessen umfuhr die Droschke die Madeleine und bog in die Boulevards ein. Dort wurde sie von tanzenden Lichtern erfüllt, vom Widerschein der hellerleuchteten Schaufenster. Blanche Muller bewohnte ganz in der Nähe eines der neuen Häuser, die man auf dem aufgeschütteten Terrain der Rue BasseduRempart errichtet hat. Es standen erst wenige Wagen vor der Tür, denn es war kaum zehn Uhr. Maxime wollte noch einen Bummel über die Boulevards machen, noch eine Stunde warten; doch die lebhaftere Renée, deren Neugier erwachte, erklärte ihm unumwunden, sie werde allein hinaufgehen, wenn er sie nicht begleiten wolle. So folgte er ihr und war froh, oben mehr Leute zu finden als er erwartet hatte. Die junge Frau hatte ihre Maske angelegt. Am Arm Maximes, dem sie mit leiser Stimme diktatorische Befehle erteilte und der willig gehorchte, durchstreifte sie alle Räume, hob die Portierenzipfel auf, musterte die Einrichtung und würde am liebsten die Schubladen durchkramt haben, wenn sie nicht befürchtet hätte, entdeckt zu werden.
    Die sehr kostbar ausgestattete Wohnung hatte BohemeWinkel, denen man die Komödiantin anmerkte. Hier vor allem bebten Renées rosige Nasenflügel, und um sich nichts von all den Dingen noch von deren Gerüchen entgehen zu lassen, zwang sie ihren Begleiter, seinen Schritt zu verlangsamen. Besonders lange verweilte sie in einem Ankleidezimmer, das Blanche Muller weit offen gelassen hatte; wenn sie Gäste empfing, überließ sie ihnen sogar ihr Schlafzimmer, wo man das Bett in eine Ecke schob, um Platz für die Spieltische zu schaffen. Doch das Ankleidezimmer war nicht nach Renées Geschmack. Es kam ihr gewöhnlich und sogar etwas schmutzig vor mit seinem Teppich, in den Zigarettenstummel kleine runde Löcher gebrannt hatten, und seiner blauseidenen Wandbespannung voller Pomadeflecken und Seifenspritzern.
    Nachdem sie die Räume genau besichtigt und sich die kleinsten Einzelheiten der Wohnung

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