Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
man seine Hände in einem Muff stecken hatte, wie kein schönerer in La Belle Assemblée abgebildet war. So groß war dieser Muff, daß Papa… aber still, es war ratsamer, jetzt nicht an Papa oder irgendwen von den Teuren daheim zu denken. Da besah man sich doch wohl besser die Gegend oder richtete seine Gedanken auf künftige Freuden.
    Für eine junge Lady, die noch nie über York hinausgekommen war – und auch bis York nur, als sie zusammen mit Sophia im Münster konfirmiert wurde –, mußte alles, woran die Straße vorbeilief, interessant und aufregend sein. Für einen Reisenden, der an Eilpost gewöhnt war, mochte die Fahrt in einem behäbigen, von nur zwei Pferden gezogenen Gefährt, Pferden überdies, die nicht nach der Geschwindigkeit, sondern nach der Beständigkeit gewählt waren, unerträglich scheinen. Für Arabella aber war sie ein Abenteuer, und für Miss Blackburn, die seit langem an die Schrecken der Landpost gewöhnt war, ein unverhoffter Luxus. So fanden die beiden Damen bald an der Reise Vergnügen, hielten die Erfrischungen, die ihnen bei den Aufenthalten geboten wurden, für köstlich, die Betten in den Poststationen untadelig und hätten die Fahrt am liebsten in die Länge gezogen. In Arksey wurden sie von Tante Emma mit großer Herzlichkeit aufgenommen, und Arabella wurde versichert, sie sähe ihrer Mama so ähnlich, daß die Erinnerung vor der lebendigen Gegenwart verblasse.
    Sie verbrachten zwei Tage in Arksey, und Arabella trennte sich nur schwer wieder von dem schönen großen Haus, so freundlich waren Tante Emma und die aufmerksamen Vettern und Cousinen gewesen. Doch Timothy hatte gemeldet, daß die Pferde ausgeruht wären, und so gab es keinen Vorwand, weiter in Arksey herumzulungern. Von vielen guten Wünschen begleitet und von freundlichen Händen bewinkt, fuhren die beiden wieder davon.
    Nach dem vergnüglichen Leben und der Gastfreundlichkeit in Arksey schien es fast ein wenig lästig, den ganzen Tag in der plumpen Kutsche zu hocken und gelegentlich, wenn eine vierspännige Schnellpost oder ein Sportwagen sie überholte, ertappte sich Arabella über dem Wunsch, der Reisewagen des Squire möchte nicht gar so geräumig und seine Pferde möchten nicht so schwer und dafür um einiges flinker sein. Es wäre bequemer gewesen, die Pferde einfach zu wechseln, als eines der ihren sein Hufeisen verlor, statt in einer muffigen Wirtschaft zu warten, bis es wieder beschlagen war; und als Arabella einmal im Frühstückszimmer eines Posthauses ihr Dinner einnahm, warf sie doch einen neidvollen Blick auf die smarte Chaise, die im kecken Bogen in den Hof einfuhr, auf die schweißtriefenden Pferde und auf die Postknechte, die gelaufen kamen, um den ungeduldigen Reisenden ein frisches Gespann zu besorgen. Und gelegentlich konnte sie, wenn sie eine Schnellpost eine Umspannstation durchrasen sah, den Wunsch nicht unterdrücken, Onkel John hätte doch dem Groom lieber statt der Pistole, für die es anscheinend gar keine Verwendung gab, eine Stange Geld mitgegeben, damit man ebenso herrschaftlich auftreten könne wie andere Reisende.
    Das Wetter, das freundlich gewesen war, solange man durch Yorkshire fuhr, verschlechterte sich mit jeder Meile südwärts. In Lincolnshire fuhr man durch Regen, und die ganze Landschaft troff. Auf der Straße waren wenig Leute zu sehen, und der Ausblick war so gar nicht einladend, daß Miss Blackburn bedauerte, nicht wenigstens ein Reiseschachbrett mitgenommen zu haben, mit dem man sich, statt aus dem Fenster zu starren, die Zeit hätte vertreiben können. In Tuxford hatten sie das Mißgeschick, in den New Castle Arms kein Bett aufzutreiben, und sahen sich gezwungen, in einer kleineren, weniger standesgemäßen Ausspannung abzusteigen; das Bettzeug war dort so feucht und so schlecht geplättet, daß Miss Blackburn nicht nur die ganze Nacht wach lag und schauderte, sondern am Morgen mit schmerzender Kehle und einem unheilverkündenden Kitzeln in der Nase aufstand. Arabella war bei aller äußerlicher Zartheit solcher Empfindlichkeit bar, dafür nahm ihre nordenglische Seele an dem Staub Anstoß, den sie unter dem Bett entdeckt, und auch sie begann zu finden, daß das Ende der Reise ein Aufatmen sein würde. So war es lästig, beim Aufbruch zu entdecken, daß eines der Wagenräder reparaturbedürftig war, denn man wollte an diesem Abend bereits in Grantham sein, das nach den Angaben des Reiseführers neunundzwanzig oder dreißig Meilen von Tuxford entfernt lag. Noch blieb die

Weitere Kostenlose Bücher