Die bezaubernde Arabella
können nicht eine Stunde oder gar länger in diesem scheußlichen Kasten sitzen und frieren. Überdies bin ich entsetzlich hungrig, und die in dem Haus werden uns wohl oder übel etwas anbieten müssen, nicht? Es ist doch gerade Dinnerzeit!«
»Oh, wir sollten das doch lieber lassen«, war alles, was Miss Blackburn zu sagen wußte, und das schien Arabella so töricht, daß sie gar nicht darauf achtete, sondern den Groom anwies, sie bis zu der Einfahrt zu begleiten, bevor er nach Grantham ritt. So geschah es denn, und nachdem man den Burschen dort abgefertigt hatte, schritten die beiden Ladies die kurze Auffahrt hinan, die eine sanft protestierend, die andere keineswegs bereit einzusehen, warum man eine Gastfreundschaft nicht fordern sollte, die in Yorkshire gewiß jedermann gern bot.
4
IN DIESEM AUGENBLICK betrachtete der exzentrische junge Modeheld Lord Fleetwood seinen Freund und Gastgeber, Mr. Beaumaris, gerade mit spöttischen Blicken und fragte: »Schön, Sie versprechen mir einen herrlichen Jagdtag für morgen – wo ist übrigens der Treffpunkt für das Halali? –, aber was, bester Robert, welche Belustigung haben Sie mir heute abend zu bieten?«
»Mein Koch gilt allgemein für einen Künstler auf seinem Gebiet«, erwiderte Mr. Beaumaris. »Er ist Franzose. Die Art, wie er einen Davenport-Poulard anrichtet, wird Ihnen gefallen, und er verfügt über gewisse Kunstgriffe, einer Bentonsauce Würze zu verleihen – »
»Was, Sie haben Alphonse von London hierher geschleppt?« erkundigte sich Lord Fleetwood belustigt.
»Alphonse?« fragte Mr. Beaumaris und zog seine edelgeformten Brauen ein wenig hoch. »Ach nein, es ist ein anderer. Ich glaube, ich habe mir nicht gemerkt, wie er heißt. Aber ich mag die Art, wie er Fisch zubereitet.«
Lord Fleetwood brach in Gelächter aus. »Wenn Sie jetzt noch einen Koch fänden, dessen Art, Wild zu tranchieren, Ihnen gefiele, so würden Sie ihn vermutlich in eines Ihrer Jagdhäuser schicken und ihm ein königliches Gehalt auszahlen, um dreimal im Jahr von seiner Kunst zu profitieren.«
»Wohl möglich«, erwiderte Mr. Beaumaris unbeirrbar. »Aber mit einem Koch lasse ich mich nicht abspeisen«, erklärte Seine Lordschaft ernst. »Ich bin in der Erwartung hierhergekommen, paphische Freuden zu finden, lassen Sie sich das gesagt sein, alle Arten von ärgerniserregenden Orgien – Wein aus Totenschädeln usw. und – »
»Da hat man wieder den beklagenswerten Einfluß Lord Byrons auf unsere Gesellschaft!« warf Mr. Beaumaris mit geringschätzigem Lächeln ein.
»Wessen Einfluß? Ach, Sie meinen diesen Dichterling, der so viel Staub aufwirbelt! Ich für mein Teil finde ihn nur verteufelt schlecht erzogen, aber damit kann man sich ja im Salon nicht durchsetzen. Was ist es also mit den paphischen Freuden, Robert?«
»Wenn ich welche hier bereit hätte, dann bilden Sie sich doch nicht ein, Charles, daß ich das Risiko auf mich nähme, mich von einem Mann Ihrer Gewandtheit aus dem Felde schlagen zu lassen?« Lord Fleetwood schmunzelte. »Keine Flausen! Es bedürfte zehnfach meiner Gewandtheit, einen – hol’s der Teufel, einen Midas wie Sie aus dem Felde zu schlagen!«
»Wenn mein Gedächtnis nicht ganz trügt, so wurde alles, was Midas berührte, zu Gold«, sagte Mr. Beaumaris. »Sie meinten vermutlich Krösus.«
»Auf Ehre, nein. Hab den Namen dieses Burschen nie gehört!«
»Leider haben alle Dinge, die ich berühre, eine herzabdrückende Art, zu Unrat zu werden«, sagte Mr. Beaumaris leichthin, aber mit einem Unterton bitterer Selbstverspottung in seiner matten Stimme.
Das ging seinem Freund etwas zu sehr in die Tiefe. »Leeres Gefasel, Robert! Damit können Sie mich nicht abspeisen! Wenn mir hier keine paphischen Freuden vorgesetzt werden – »
»Ich begreife gar nicht, wie Sie darauf verfallen konnten, welche zu erwarten«, fiel ihm sein Gastgeber ins Wort.
»Nun, ich will Ihnen etwas sagen, mein Junge. Es ist eben das allerletzte on-dit!«
»Aber wieso nur?«
»Weiß ich’s? Vermutlich erzählen sich das die Leute, weil Sie keiner der Schönheiten, die seit fünf Jahren ihre Netze nach Ihnen auswerfen, Ihre Gunst gewähren. Mehr noch, Ihre chères-amies sind immer so toll schick, daß in den Vorstellungen aller Klatschbasen derlei entstehen muß. Denken Sie nur an die Faraglini!«
»Lieber nicht. Das räuberischste Frauenzimmer, das mir je vorgekommen ist.«
»Aber dieses Gesicht! Diese Figur!«
»Und dieses Temperament!«
»Was ist aus ihr
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