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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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bitte, Platz zu nehmen, Ma’am.«
    Dennoch war es Lord Fleetwood, der Arabella zu dem Stuhl geleitete und aufmunternd sagte: »Bestimmt sind Sie hungrig! Gewiß wird man Ihnen etwas zu essen anbieten dürfen.«
    »Nun ja«, gestand Arabella, die tatsächlich gräßlich Hunger hatte, »die Wahrheit ist, daß ich mich schon seit einigen Meilen nach dem Dinner sehnte! Ist ja auch kein Wunder, denn es ist ja schon fünf Uhr vorbei.«
    Diese naive Bemerkung ließ Seine Lordschaft, der sich frühestens um halb sieben zu Tisch begab, eine schluckende Bewegung machen, aber er fing sich sofort wieder und bemerkte ohne Wimpern zucken: »Bei Jupiter, Sie sind ja halb verhungert! Nun, keine Sorge! Mr. Beaumaris erwähnte gerade, daß das Dinner in ein paar Minuten serviert würde. Stimmt’s nicht, Robert?«
    »Tat ich das? Schreckliches Gedächtnis, das meine… natürlich haben Sie recht. Sie werden uns doch die Ehre erweisen, mit uns zu speisen, Ma’am?«
    Arabella zögerte. Aus Miss Blackburns verängstigter Miene konnte sie entnehmen, daß die Gouvernante Mister Beaumaris’ erstes Angebot lieber akzeptiert hätte; und selbst ein noch so eingefleischter Optimist konnte in der mit matter Stimme vorgebrachten Einladung nur eine mit Widerstreben geäußerte Höflichkeit erkennen. Doch war dieser warme, behaglich eingerichtete Raum nach dem Reisewagen eine so willkommene Abwechslung, und auf dem Wege durch die Halle hatte der köstliche Küchenduft Arabellas Appetit gereizt. So ruhte ihr Blick etwas zweifelvoll auf dem Einladenden. Da war es wieder Lord Fleetwood, der gewandt und freundschaftlich alles einrenkte: »Aber natürlich werden die Damen mit uns speisen! Das werden Sie doch, nicht wahr?«
    »Wir würden beschwerlich fallen, Sir«, brachte Miss Blackburn mit einem Seufzer hervor.
    »Nicht die leisteste Beschwerlichkeit, bestimmt nicht. Wir sind Ihnen nur dankbar, denn wir haben uns gerade nach angenehmer Gesellschaft gesehnt, stimmt’s, Robert?«
    »Gewiß«, bestätigte Mr. Beaumaris.
    Miss Blackburn, die ein Leben lang Zurechtweisungen und unfreundliche Andeutungen erfahren hatte, spürte sofort den satirischen Unterton heraus. So warf sie dem Sprecher einen scheuen Blick zu und errötete. Seine Augen begegneten den ihren. Einen Moment lang sah er sie an, dann fuhr er wesentlich freundlicher fort: »Ich fürchte, Sie haben es hier nicht bequem. Wollen Sie nicht näher an das Feuer herankommen?«
    Darüber geriet sie aus der Fassung und versicherte ziemlich unzusammenhängend, sie befände sich durchaus wohl, und er wäre zu gütig! Inzwischen war Brough mit einem Tablett, das Karaffen und Gläser trug, eingetreten, setzte es auf einen Tisch, und Mr. Beaumaris sagte: »Meine Haushälterin wird Sie dann hinaufbringen, um Ihnen aus den feuchten Mänteln zu helfen. Aber zuerst darf ich Ihnen doch ein Glas Wein anbieten.« Er goß Madeira in die Gläser. »Zwei Gedecke mehr, Brough – das Dinner ist sofort zu servieren.«
    Brough dachte an den Davenport-Poulard, der bereits am Spieß briet, und an den Künstler, der mit ihm beschäftigt war. »Sofort, Sir?« fragte er und seine Stimme versagte.
    »Sagen wir, in einer halben Stunde«, änderte Mr. Beaumaris sein Urteil ab und brachte Miss Blackburn ein Glas.
    »Zu Befehl, Sir«, sagte Brough und schleppte sich, ein gebrochener Mann, aus dem Zimmer.
    Miss Blackburn nahm den Wein dankbar an, Arabella aber lehnte ab. Papa hatte es nicht gern, wenn seine Töchter etwas Schwereres als Porter oder den sehr milden Bordeaux kosteten, der in der Reunion in Harrowgate serviert wurde, und sie war sich der Wirkung, die ein solches Getränk auf sie ausüben mochte, nicht sicher. Mr. Beaumaris drängte sie nicht, setzte aber das Glas vor sie hin, goß für sich und seinen Freund Sherry ein, und kehrte dann zu Miss Blackburn zurück, um neben ihr auf dem Sofa Platz zu nehmen. Lord Fleetwood beschäftigte sich mit Arabella, indem er in seiner freundlich zusammenhanglosen Art auf sie einsprach und ihr damit die Selbstsicherheit wiedergab. Mit Entzücken hörte er, daß sie auf dem Wege nach London war, und hoffte, ihr dort wieder zubegegnen – im Park oder bei Almack. Er wußte eine Menge Anekdoten neuesten Stils, mit denen er sie unterhielt, bis die Haushälterin erschien, um die Ladies in ihre Obhut zu nehmen.
    Sie wurden in ein Gästezimmer im ersten Stock geleitet und dort einem Hausmädchen übergeben, das warmes Wasser herbeischleppte und die feuchten Mäntel zum Trocknen in die

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