Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
gerade mit den drei charmanten Töchtern Sir James’ und Lady Hornseas spazierenging, und blieb über eine Stunde bei der geschmeichelten Dame des Hauses sitzen. Für Arabella, die sie im Theater gesehen, äußerte sie die feinste Bewunderung. »Ein allerliebstes Ding«, sagte sie wohlwollend. »So manierlich und so ohne die leiseste Andeutung von Ansprüchen in Kleidung und Gehaben.«
    Lady Bridlington pflichtete ihr bei, und da ihr Kopf nicht allzu schnell arbeitete, war ihr Gast schon beim nächsten Gedanken, als sie sich die Frage stellte, warum Arabella eigentlich Ansprüche stellen sollte.
    »Von guter Familie, wie ich höre?« bemerkte Lady Somercote nebenhin, aber mit einem fragenden Blick.
    »Natürlich«, erwiderte Lady Bridlington mit Würde. »Eine höchst respektable Yorkshirer Familie.«
    Lady Somercote nickte. »Ich dachte es mir. Vortreffliches Benehmen, vollendete Korrektheit. Und besonders hat mir ihre Bescheidenheit gefallen: nicht die leiseste Andeutung des Wunsches, sich zur Geltung zu bringen. Und wie sie sich kleidet! Just so, wie man ein junges Frauenzimmer zu sehen liebt. Gar nicht vulgär, wie man das neuerdings so oft antrifft. Wenn jedes junge Ding, das kaum den Kinderschuhen entwachsen ist, sich über und über mit Juwelen behängt, tut es wohl, ein Sträußchen Blumen in ihrem Haar zu sehen. Somercote war tief beeindruckt. Sofort in sie vernarrt! Sie müssen sie uns nächste Woche auf den Grosvenor Square bringen, liebste Lady Bridlington! Ganz unformell, nur ein paar engste Freunde, und vielleicht finden sich unter dem jungen Volk genug Paare, um ein bißchen zu tanzen.«
    Sie wartete gerade noch Lady Bridlingtons Zusage zu dieser schmeichelhaften Einladung ab und nahm Abschied. Lady Bridlington blieb zurück, die Beute wirrster Empfindungen. Sie war immerhin gescheit genug, zu begreifen, daß diese unerwartete Ehre nicht nur ihr selber galt, konnte aber das Motiv nicht erraten. Lady Somercote war die Mutter fünf hoffnungsvoller und kostspieliger Söhne, und man wußte, daß die Güter der Somercotes schwer mit Hypotheken belastet waren. So waren vorteilhafte Heiraten für den Somercote-Nachwuchs eine Notwendigkeit, und niemand war auf der Suche nach geeigneten Erbinnen eine schärfere Spürnase als Mama Somercote. Einen unangenehmen Augenblick lang fragte sich Lady Bridlington, ob sie in ihrem Wunsch, Arabella zu helfen, die Vermögensverhältnisse des Mädchens vielleicht zu gut verheimlicht hatte. Doch konnte sie sich nicht entsinnen, jemals die Rede darauf gebracht zu haben. Im Gegenteil, sie glaubte genau zu wissen, daß sie dieser Frage immer ausgewichen war.
    Auch die ehrenwerte Mrs. Penkridge sprach eigens vor, um Lady Bridlington und ihren Schützling zu einer musikalischen Soiree zu bitten, und entschuldigte sich wortreich, es wäre nur der Ungeschicklichkeit eines Sekretärs zuzuschreiben, daß die Einladungen nicht pünktlich erfolgt wären. Sie sprach in noch wärmeren Tönen von Arabella. »Hinreißend! Einfach hinreißend! Sie wird alle unsere Schönheiten in Schatten stellen! Und diese reizende Einfachheit! Man kann Sie nur beglückwünschen!«
    Lady Bridlington mochte über solche Äußerungen von einer Frau, über deren Lippen sonst nur hochfahrende und scharfe Töne kamen, noch so perplex sein, sie zerstreuten jedenfalls den Verdacht, den Lady Somercotes Besuch erregt hatte. Die Penkridges waren kinderlos. Und Lady Bridlington, an der Mrs. Penkridge mehr als einmal scharfe Kritik geübt, stand nicht auf genügend vertrautem Fuß mit ihr, um zu wissen, daß so ziemlich die einzige menschliche Regung, die sie je aufgebracht, ihre hingebende Liebe zu ihrem Neffen Horace Epworth war.
    Dieser elegante Gentleman, vollständig mit allem ausgerüstet, was den Dandy ausmachte, mit Koteletten, Uhrenanhänger, Siegelring, Lorgnon und parfümiertem Taschentuch, hatte die Tante jüngst mit einem seiner unregelmäßigen Besuche beehrt. Überrascht und entzückt hatte sie ihn gefragt, was sie für ihn tun könnte, und Mr. Epworth hatte ihr ohne Zögern die Wahrheit gesagt: »Du könntest mich mit einer soeben aufgetauchten Erbin zusammenbringen. Verdammt nettes Ding – und obendrein der reinste Krösus.«
    Sie hatte die Ohren gespitzt. »Wen meinst du denn, liebster Horace? Falls du diesen Balg der Flints meinen solltest, so kann ich dir mit Tatsachen aufwarten…«
    »Pah, nichts dergleichen!« und schob den Balg der Flints mit seiner blassen und müden Hand beiseite. »Bei der

Weitere Kostenlose Bücher