Die bezaubernde Arabella
außerstande, ihr zu erklären, warum sie diese Episode nicht erwähnt hatte. Die Sache war ihr einfach, so bemerkte sie stammelnd, im Trubel der Ankunft aus dem Gedächtnis geschwunden.
»Aus dem Gedächtnis geschwunden?« rief Lady Bridlington. »Du dinierst mit Mr. Beaumaris, und noch dazu in seinem Jagdhaus, und dann redest du von Trubel der Ankunft! Weißt du, Kind… nun, du bist eben so ein Landmäuschen, hast dir natürlich nicht gedacht, was es bedeuten könnte! Hat es ihm Spaß gemacht? Hast du ihm gefallen?«
Das war ein wenig zuviel, sogar für eine junge Lady, die ihr bestes Betragen zeigen wollte. »Ich glaube, er fand mich abscheulich, Ma’am, denn ich fand ihn furchtbar hochnäsig und widerwärtig, und um meinetwillen braucht man ihn nicht hierher einzuladen.«
»Ihn nicht einladen, wenn der Erfolg, wofern Mr. Beaumaris käme, gesichert wäre! Du mußt verrückt sein, Arabella! Und ich beschwöre dich, nie vor Leuten so über Mister Beaumaris zu sprechen. Vielleicht ist er ein wenig steif, aber was bedeutet das? Niemand gilt in der Gesellschaft so viel wie er, denn er ist nicht nur immens reich, sondern mit der Hälfte aller großen Familien Englands verwandt! Die Beaumaris’ gehören zu den ältesten englischen Familien, von Mutters Seite her ist er ein Enkel der Herzogin von Wigan – der Herzoginwitwe, wollte ich sagen, und dadurch ist er ein Cousin des jetzigen Herzogs. Außerdem ist er mit den Wainfleets nahe verwandt und überdies mit den – ach, du kennst ja die Namen gar nicht«, sagte sie verzweifelt.
»Dafür fand ich Lord Fleetwood höchst liebenswürdig, er ist ein vollendeter Gentleman«, lenkte Arabella ein.
»Fleetwood! Da kann ich dir nur etwas sagen, Arabella: nach dem brauchst du kein Netz auszuwerfen, alle Welt weiß, daß er Geld heiraten muß.«
»Ich hoffe, Ma’am«, flammte Arabella auf, »daß man nicht von mir erwartet, ich würde mein Netz nach Mister Beaumaris auswerfen. Ich würde es bestimmt nicht tun!«
»Es wäre auch bestimmt ganz zwecklos«, erwiderte Lady Bridlington offenherzig. »Robert Beaumaris kann unter allen Schönheiten Englands wählen, glaube mir! Er ist der gefürchtetste Flirt von London! Nur muß ich dich ganz ernsthaft bitten, ihn nicht etwa zu verärgern. Denken magst du, was dir beliebt, aber glaube mir, Arabella, er könnte dir deine ganze Karriere verderben – und sogar die meine, wenn es dazu käme«, fügte sie gefühlvoll hinzu.
Arabella stützte das Kinn in die Hand und überlegte. »Er könnte mir aber auch alles erleichtern?«
»Gewiß könnte er das – wenn er Lust dazu hat. Aber er ist höchst unberechenbar. Es kann ihm Spaß machen, die ganze Stadt gegen dich aufzubringen – oder er kann eine Bemerkung machen, daß du nicht sein Geschmack bist, und wenn er das erst gesagt hat, dann schaut dich kein Mann mehr an, wenn er nicht schon in dich verliebt ist. Und dürfen wir das schon jetzt von einem erwarten?«
»Ich hoffe, daß ich nicht so ungezogen sein werde, irgend jemand unhöflich zu begegnen – und wäre es auch Mr. Beaumaris.«
»Nun, das hoffe ich doch«, sagte Ihre Ladyschaft.
»Ich verspreche, daß ich gar nicht unhöflich zu Mister Beaumaris sein werde, wenn er kommen sollte.«
»Das ist mir recht, daß du das sagst, aber ich wette zehn zu eins, daß er nicht kommt«, erwiderte Ihre Ladyschaft pessimistisch.
»Beim Abschied sagte er, daß er hoffentlich bald das Vergnügen haben würde, mir in London seine Aufwartung zu machen«, bemerkte Arabella uninteressiert.
Darüber sann Lady Bridlington nach, schüttelte aber den Kopf. »Darauf dürfen wir uns nicht verlassen. Höchstwahrscheinlich war das nur eine Höflichkeitsphrase.«
»Vermutlich. Aber da Sie ihn ja kennen, Ma’am, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie auch Lord Fleetwood eine Einladung schicken wollten, denn er war schrecklich nett und hat mir sehr gut gefallen.«
»Natürlich kenne ich ihn«, erwiderte Lady Bridlington beleidigt. »Aber setze ihn dir nur nicht in den Kopf, Arabella, ich bitte dich! Ein netter Plauderer, aber die Fleetwoods sind alle ruiniert, wie ich höre, und wenn er auch mit dir flirtet, wird er doch nie um dich anhalten.«
»Muß jeder Mann, den ich kennenlerne, um mich anhalten?« fragte Arabella mühsam beherrscht.
»Nein, meine Liebe, verlaß dich darauf, daß sie es nicht tun«, antwortete Ihre Ladyschaft offenherzig. »Ich wollte dich bereits warnen, dein Ziel zu hoch zu stecken! Ich will für dich tun, was ich nur kann,
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