Die bezaubernde Arabella
schien ihr bei näherem Zusehen nicht so schwierig; London bot Arabella zuviel Abwechslung, als daß sie sich dem Trübsinn hätte überlassen können. Vielleicht bildete sie sich einen Moment lang ein, alles wäre verdorben, doch sie wäre kein junges Frauenzimmer gewesen, wenn ihr die Schwierigkeiten inmitten all der Karten und Buketts bewußt geblieben wären, die täglich für sie abgegeben wurden. Immer noch regnete es Einladungen zu allen erdenklichen Geselligkeiten; immer noch wollte auf den Bällen jeder junge Gentleman ihr Partner sein; immer noch lud Mr. Beaumaris sie im Park in seinen Wagen, und alle anderen jungen Ladies warfen ihr neidvolle Blicke zu. Was immer seine Ursache war, der Erfolg tat wohl; und da Arabella ein Menschenkind war, konnte sie nicht anders, sie mußte sich daran freuen.
Sie erwartete, daß man sich merklich weniger um sie drängen würde, sobald Lord Bridlington seine Information ausgegeben hatte, und sie hielt sich bereit, diese Demütigung hinzunehmen. Aber obwohl sie von Lady Bridlington wußte, daß Frederick seine Rolle getreulich gespielt hatte, blieben die Einladungen nicht aus, und die jungen Herren umdrängten sie. So faßte sie wieder Mut und freute sich, daß die Leute von Welt schließlich nicht so am Gelde hingen, wie man sie glauben gemacht. Weder sie noch Frederick ahnten, was wirklich geschah: sie, weil sie viel zu wenig raffiniert war; Frederick, weil ihm nie in den Sinn gekommen wäre, daß jemand an der Wahrheit seiner Worte zweifelte. Tatsache aber war, daß er sich seine Mühe hätte sparen können. Sogar Mr. Warkworth, sonst ein freundlich gesinnter Mann, schüttelte nur den Kopf und bemerkte zu Sir Geoffrey Morecambe, daß Bridlington die Sache zu grob anfange.
»Ganz meine Meinung«, bestätigte Sir Geoffrey und betrachtete im Spiegel sein Halstuch unbefriedigt. »Geradezu schäbig. Finden Sie, daß die Art, wie ich mein Halstuch gelegt habe, dem neuen Stil Nonpareils entspricht?«
Mr. Warkworth betrachtete das Halstuch gleichmütig. »Nein«, sagte er einfach.
»Ich auch nicht«, sagte Sir Geoffrey traurig, aber ohne Verwunderung. »Wie nennt er diese Art nur? Es ist nicht richtig die Postkutsche, und es ist ebensowenig Osbaldeston. Irgendwie ähnelt es einem Trône d’amour, ist aber doch wieder keiner. Und dabei kann ich die alle binden.«
Mr. Warkworth, nicht recht bei der Sache, sagte stirnrunzelnd: »Ja, schäbig ist das, Sie haben recht.«
Sir Geoffrey war ein wenig verletzt. »Finden Sie es wirklich so schlimm, Oswald?«
»Je mehr ich daran denke, um so schlimmer scheint es mir.« Sir Geoffrey betrachtete aufmerksam sein Spiegelbild und seufzte. »Stimmt. Ich werde heimfahren und es wechseln müssen.«
»Wie?« fragte Mr. Warkworth verwundert. »Was wechseln? Mein Bester, ich rede doch nicht von Ihrem Halstuch! Würde so was meinem schlimmsten Feind nicht antun! Spreche von Bridlington!«
»Ach so!« atmete Sir Geoffrey auf. »Dieser Tropf!«
»Braucht sich aber nicht einzubilden, alle ändern wären auch Tröpfe. Will Ihnen etwas sagen: dem bekäme es gar nicht gut, wenn er aller Welt diese Mondfee entführte! Verdammt feines Mädel, die kleine Tallant, und wenn es nach mir geht, kriegt er sie nicht. Und wenn er allein um sie anhielte!«
»Wahrscheinlich ahnt er nicht, was für ein langweiliger Bursch er ist. Woher auch? Wüßte er es, würde er nicht den Mund so voll nehmen.«
Mr. Warkworth überlegte. »Nein«, sagte er schließlich, »da irren Sie. Wenn er nicht wüßte, wie langweilig er ist, warum sollte er dann alle ändern wegscheuchen? Ich mag solche Schliche nicht. Ein Mann soll mit offenem Visier kämpfen.«
»Darum geht es ja nicht«, erwiderte Sir Geoffrey. »Verstehen Sie doch: die kleine Tallant will nicht, daß man von ihrem Geld etwas weiß. Fleetwood hat es mir selbst gesagt: sie hat es satt, des Geldes wegen umworben zu werden. Die waren droben in Nordengland alle hinter ihr her.«
»Oh«, sagte Mr. Warkworth mit aufkeimendem Interesse, »woher stammt sie eigentlich?«
»Von irgendwo aus dem Norden, Yorkshire, glaube ich«, sagte Sir Geoffrey, schob behutsam einen Finger in eine Falte seines Halstuchs und lockerte sie. »Ist es so besser?«
»Komisch. Ich sprach neulich Clayton. Der ist aus Yorkshire. Kennt keine Tallants.«
»Und Withernsea auch nicht. Möchte auch nicht beschwören, daß es Yorkshire war. Vielleicht sonst irgend so eine gräßliche Gegend – Northumberland oder etwas dergleichen. Wissen Sie, was
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