Die bezaubernde Rivalin
Vollzeitjob.“
„Ja …“ In Gedanken lag India nach wie vor mit Jordan auf dem Sofa, und es dauerte einen Augenblick, bis sie reagieren konnte. Behutsam ließ sie daraufhin seinen Arm los, setzte das Kätzchen auf ihrem Schoß wieder zu seinen Geschwistern und zwang sich, keinen Kussmund zu machen. Stattdessen sagte sie: „Lassen Sie sich durch mich nur nicht aufhalten, Jordan“, nahm den Karton und verließ das Wohnzimmer.
Eine ganze Minute blieb Jordan, wo er war. Dabei rieb er sich das Gesicht, fuhr sich immer wieder durchs Haar und versuchte, an etwas Superlangweiliges zu denken.
Gerade hätte er sich fast vergessen. Indias Blick hatte ihm zu verstehen gegeben, dass er sie haben könnte. Bestimmt wäre es wunderbar gewesen, mit ihr zu schlafen. Aber morgen früh wäre sie dann furchtbar böse auf ihn gewesen und wahrscheinlich noch mehr auf sich. Und danach hätte sie womöglich eine unüberwindliche Barriere zwischen ihnen errichtet. Außerdem reichte es ihm nicht, dass sie sich ihm körperlich hingab. Er wollte alles! Ihre totale Hingabe in allen Bereichen. Ein letztes Mal fuhr er sich durchs Haar und stand auf.
Als er in die Küche kam, sagte India: „Ich hätte Sie hinausbegleiten sollen.“
Aber Jordan ließ sich nicht beirren und fragte: „Behandelt man so einen Mann, der einem nur seine Hilfe anbieten will?“ Er zog das Jackett aus und hängte es an die Türklinke, bevor er die Manschettenknöpfe abnahm und die Ärmel hochrollte.
„Sie helfen mir ja nicht, Jordan, Sie geben mir nur zu verstehen, dass Sie nicht gehen wollen.“
„Stimmt.“ Jordan bezwang den Drang, India das Milchkännchen aus der Hand zu nehmen und sie aufs Sofa ins Wohnzimmer zu tragen, damit sie dort weitermachen konnten, wo sie gerade eben aufgehört hatten. Aber am Wochenende hätten sie noch genug Zeit, einander näherzukommen. Jetzt wollte er sie nicht bedrängen oder ihr das Gefühl geben, seine Anwesenheit wäre bedrohlich. „Wie wär’s, wenn ich Kaffee koche, während Sie Katzenmutter spielen?“
„Diesen sexistischen Quatsch können Sie sich abschminken, Jordan. In unserem Warenhaus herrscht Gleichberechtigung.“ Während sie das sagte, drückte sie ihm das Kännchen in die Hand. „Daddy muss bei der Kinderaufzucht seinen Beitrag leisten.“
„Darf ich ein Kindermädchen engagieren?“, fragte er lächelnd. Doch gleich darauf verschwand sein Lächeln. Sicher war auch India von Kindermädchen aufgezogen worden und hatte dabei immer die Mutterliebe vermisst. „Na ja“, versuchte er die Situation zu retten, „ein Babysitter tut’s vielleicht auch, schließlich haben wir morgen volles Programm.“
„Wir?“
„Ich komme morgen früh wieder ins Warenhaus, schon vergessen?“
Nein, und heute Abend war er in ihrer Küche und wollte hier auch das Regiment übernehmen. Sie hätte Jordan vorhin zur Tür bringen und hinter ihm die Sicherheitskette vorhängen sollen. Aber sie hatte erst einmal einen gewissen Abstand zwischen sich und ihm schaffen müssen, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Und jetzt hätte sie eigentlich direkt unter die kalte Dusche gehen sollen, denn mit den hochgekrempelten Ärmeln, der gelockerten Krawatte und dem leicht zerwühlten Haar war Jordan mehr als nur
eine
Sünde wert.
Aus dem Karton ließ sich wieder klägliches Miauen hören, und das lenkte India von Gedankengängen ab, die sie annehmen ließen, irgendjemand hätte ihr einen Liebestrank in den Tee gegossen.
„Werden wir denn in der Lage sein, die Führung des Warenhauses mit der Versorgung einiger mutterloser Katzenbabys in Einklang zu bringen?“, wollte Jordan nun wissen, und India wiederholte fragend: „Wir? Was Sie betrifft, kann ich mir da kein Urteil erlauben, Jordan, aber
ich
bin durchaus dazu in der Lage.“ Sie nahm eine Tüte Milch aus dem Kühlschrank und fügte hinzu: „Sehen Sie, das ist der Grund, warum Männer im Haushalt hoffnungslos überfordert sind. Sie können nichts tun, ohne vorher einen Plan zu machen. Dadurch führen sie immer noch Zeitberechnungen der einzelnen Arbeitsschritte durch, während eine Frau die Sache längst angepackt hat.“
„Und weil Frauen sich weigern, sich richtig zu organisieren, sind sie im Geschäftsleben auch so hoffnungslos überfordert!“, konterte Jordan.
Doch India erwiderte ungerührt. „Das nennt man Flexibilität, Jordan. Deshalb sind wir Frauen viel besser in der Lage, mit dem Unvorhergesehenen klarzukommen, im Gegensatz zu den Männern, die nichts tun
Weitere Kostenlose Bücher