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Die bezaubernde Rivalin

Die bezaubernde Rivalin

Titel: Die bezaubernde Rivalin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Fielding
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den Eindruck, Blei in den Beinen zu haben. Dabei war ihr das Herz genauso schwer.

9. KAPITEL
    Jordan fühlte sich wie eine Marionette. Dabei sollte er die Situation doch im Griff haben und derjenige sein, der India unbeeindruckt von ihren Gefühlen das Herz brach und danach das Warenhaus wegnahm, so wie es Indias Vater vor dreißig Jahren mit seiner Mutter gemacht hatte.
    Eigentlich war bisher ja auch alles nach Plan verlaufen. Wieso hatte ihn dann ihr kokettes Getue so aufgeregt? Passte ihm etwa nicht, dass sie so offensichtlich eine Rolle spielte und zu allem bereit war, um den Vorstandsvorsitz zu behalten?
    Er konnte es nicht sagen, wusste nur, dass er India Claibourne haben, sie im Arm halten, sie spüren und hilflos seufzen hören wollte, wenn er zu ihr kam.
    Einen Moment, bevor sie mit ihrer Koketterie begonnen hatte, war da etwas in ihren Augen gewesen, das ihn zutiefst berührt hatte. Und da hatte er gewusst, dass er India begehrte wie keine andere Frau. Wenn sie doch bloß nicht immer an das Warenhaus denken würde!
    Schweigend waren sie bisher nebeneinander her gelaufen, aber India ertrug es nicht länger und fragte: „Was hat deine Mutter gemacht, nachdem mein Vater den Vorsitz übernommen hat? Du hast doch gesagt …“
    „Ich weiß, was ich gesagt habe“, fiel Jordan ihr ins Wort, aber wenigstens sprach er überhaupt noch mit ihr.
    „Was ist aus ihren Träumen bezüglich des Warenhauses geworden?“
    Jordan wandte India kurz den Kopf zu, sagte aber nichts, sondern ging einfach weiter. Doch India hatte das Gefühl, dass Kittys Schicksal irgendetwas mit dem zu tun hatte, was im Augenblick mit ihr geschah. Aber niemand sagte ihr, was damals tatsächlich passiert war. Ihr Vater war auf irgendeiner Pilgerfahrt zu seiner Jugend unterwegs, und die Anwälte hielten sich bedeckt, als warteten sie einfach nur darauf, dass sie sich mit dem Unabänderlichen abfand. Aber das würde sie nur, wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fielen.
    „Also, was hat Kitty getan, nachdem ihr Traum vom C & F-Vorstandsvorsitz geplatzt war?“
    „Eine Zeit lang überhaupt nichts“, sagte Jordan, klang aber immer noch sehr reserviert. „Sie hatte einen Nervenzusammenbruch.“
    „Wie bitte? O Jordan!“ India blieb stehen, während er noch einige Schritte weiterging.
    „Was ist?“ Er hatte ihr nach wie vor den Rücken zugekehrt und klang sehr ungeduldig. Als India nicht antwortete, drehte er sich um, und das erste Mal sah sie den tief sitzenden Schmerz, den er sonst mit seinem geschäftsmäßigen Gehabe überspielte.
    Am liebsten hätte sie ihn in die Arme genommen und ihm gesagt, dass er seinem Ärger Luft machen solle, bevor der ihn auffraß. Aber Jordans Unnachgiebigkeit hielt sie auf Abstand. Da blieben ihr nur Worte, um die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken. „Es tut mir so leid“, flüsterte India und dachte: Das ist doch nur so eine Floskel und sagt gar nichts. Also versuchte sie es noch einmal: „Ich weiß, wie zerstörerisch Trauer sein kann und …“
    „Trauer?“ Jordan hob den Kopf und sah sie an. „Du glaubst wirklich, dass es nur die Trauer um meinen Großvater war, die zum Zusammenbruch meiner Mutter geführt hat?“
    „Nein, nein, natürlich nicht!“ Nicht nur Trauer, aber die verstärkt durch Schuldgefühle konnte sich schon sehr negativ auf das Seelenleben eines Menschen auswirken.
    Und es waren immer Schuldgefühle mit im Spiel, wenn ein Familienmitglied so plötzlich aus dem Leben schied. Dann hatte man nicht mehr die Gelegenheit, um Verzeihung zu bitten und sich für die guten Dinge zu bedanken. Zu sagen, dass man jemanden liebte. Womöglich waren vor dem Unfall harte Worte gefallen, die Kitty gern zurückgenommen hätte. Und ihr Schuldgefühl war wahrscheinlich noch verstärkt worden, weil sie den Eindruck gehabt hatte, dem geliebten Vater mit dem unehelichen Kind Kummer bereitet zu haben.
    Wahrscheinlich hatte sich auch Jordan schuldig gefühlt, weil er geglaubt hatte, die Ursache für den Nervenzusammenbruch seiner Mutter zu sein. Bei dem Gedanken erschauderte India.
    „Du frierst ja!“ Jordan zog sich das Jackett aus, ging zu ihr zurück und legte es ihr um die Schultern. Einen Moment umfasste er dann das Revers, wobei er den Blick allerdings auf den Boden gerichtet hielt. Dann atmete er tief durch, hob den Kopf und sah India in die Augen. Und die Mauer, die sie noch vor Kurzem getrennt hatte, stürzte genauso schnell ein, wie sie entstanden war. „Sollen wir die letzten zwanzig

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