Die bezaubernde Rivalin
könnten noch etwas trinken, bevor das Konzert beginnt.“
„Ich würde lieber noch ein bisschen draußen bleiben und die laue Sommerluft genießen.“
„Wie du möchtest“, sagte Jordan und reichte ihr seinen Arm. Sie schlenderten noch ein wenig auf und ab und unterhielten sich über die Artikel, die die „Evening Post“ und das „Celebrity“-Magazin über sie verbreiteten.
Danach wartete India im Foyer, während Jordan Programmhefte kaufte. Er trug einen leichten Sommeranzug, hatte das Poloshirt aufgeknöpft und wirkte sehr zufrieden mit sich und der Welt. Dabei sah er einfach zum Anbeißen aus und schien nicht einmal zu bemerken, wie begierig ihn die anderen Frauen ansahen. Plötzlich verspürte India so etwas wie Eifersucht und hätte ihren Geschlechtsgenossinnen am liebsten gesagt, sie sollten ihre eigenen Begleiter mit Blicken verzehren.
Doch als Jordan zurückkam und ihr lächelnd ein Programmheftchen reichte, schien sein Blick zu sagen:
Ich bin froh, dass gerade du heute Abend mit mir hier bist.
Das versöhnte India.
Dabei hatte sie am Anfang gar nicht kommen wollen, weil Jordan ihr mit der Einladung zu diesem seit Wochen ausverkauften Violinkonzert sozusagen einen Befehl erteilt hatte, dem die Musikliebhaberin in ihr kaum Widerstand leisten konnte. Er hielt sich wohl für unheimlich clever, und India war zunächst versucht gewesen, die Eintrittskarten in den nächsten Mülleimer zu werfen. Aber dann hatte sie beschlossen, dass er ruhig denken konnte, er hätte sie in der Tasche. Sollte es ihr gelingen, heute mit ihm als Klassikfan das Konzert zu genießen, ohne dabei schwach zu werden, konnte sie auch im Warenhaus nicht mehr gegen ihn verlieren.
Für Jordan war es das erste Mal, dass er ein klassisches Konzert besuchte, und er fand seine Begleiterin wesentlich interessanter als die Musik. India saß ganz still da und lauschte den Klängen. Und einmal, als die junge Violinistin besonders virtuos spielte, legte India ihm gerührt die Hand auf den Arm. Natürlich nutzte Jordan die Gelegenheit, um Indias Hand zu nehmen und zu drücken. Als India daraufhin bewegt zu ihm sah, lief ihr eine Träne über die Wange.
Gern hätte Jordan sie weggeküsst. Am liebsten hätte er India überall geküsst, mit der zarten Haut hinter ihrem Ohr angefangen, sich dabei an ihrem herrlichen Parfüm berauscht, ihr das Haar hochgehoben und den Nacken liebkost. Aber ganz langsam, bis sie es kaum noch hatte erwarten können, dass er ihre Schultern küsste und das Dekolleté.
Wären sie allein gewesen, wäre jetzt der richtige Augenblick gewesen, um damit anzufangen. India lauschte der Musik und dachte überhaupt nicht daran, sich gegen ihn zu wappnen. Und genauso wollte er sie haben: willenlos.
„Danke, Jordan, das war …“ India fand einfach nicht die richtigen Worte, um auszudrücken, was sie bei dem Konzert empfunden hatte, und bedeutete Jordan, ihr bei der Formulierung behilflich zu sein.
„Ja, das war es … Es war …“, sagte er stockend, als wäre er ebenfalls um Worte verlegen.
India lachte. „Wir empfinden beide das Gleiche, können es aber nicht ausdrücken.“
„Mal sehen, ob wir dagegen etwas tun können: Bist du hungrig?“
„Ja.“
„Ich auch. Möchtest du italienisch, japanisch oder thailändisch essen gehen?“
„Amerikanisch“, sagte India. „Ich hätte gern einen Hotdog.“
„Einen Hotdog?“
„Mit einer doppelten Portion Zwiebeln und ganz viel Senf. An der Waterloo-Brücke gibt es einen Würstchenstand.“
„Du bist ja einfach zufriedenzustellen.“
So einfach war es nun auch wieder nicht, denn sie wollte beim Essen am Fluss spazieren gehen und sagte das jetzt auch. Jordan warf einen Blick auf ihre Schuhe – bequeme Ballerinas. „Wenn du das gern möchtest.“
Gern?
dachte India, kein,
wie wär’s stattdessen mit einem lauschigen kleinen Restaurant?
So hatte ihr Verlobter James immer reagiert, wenn sie nach einem Konzert einen ähnlichen Wunsch geäußert hatte und eigentlich nur hatte spazieren gehen wollen.
War es denn die Möglichkeit, dass Jordan Farraday sie nach ihren Wünschen fragte und ihr dann auch noch den Gefallen tat, sich danach zu richten? Da war er ja noch viel raffinierter, als sie gedacht hatte!
Als sie die Halle verließen, versuchten draußen schon Hunderte von Konzertbesuchern ein Taxi zu bekommen. Aber nicht einmal dieses Problem hätte sich ihnen gestellt. „Ich sage meinem Chauffeur nur schnell, dass wir unsere Pläne geändert haben“,
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