Die Beziehungs-Trickkiste

stehen zwei Interessen ganz oben: das an der Liebe und das an sich selbst. Das eine weist den Weg zum Partner, das andere führt von ihm weg, was sich nicht immer reibungslos miteinander verträgt. Das zeigt sich beispielsweise dann, wenn einer Nähe sucht und der andere für sich sein möchte und dadurch eine Missstimmung oder ein Streit entsteht. Wie bringt man diese widersprüchlichen Interessen in Übereinstimmung? Indem man beiden Bedürfnissen nachkommt, nicht gleichzeitig, aber nacheinander. So braucht jede Beziehung „kleine Trennungen“, damit erneut Begegnung möglich ist.
    Es kommen weitere Interessen hinzu. Solche an einer bestimmten Freizeitgestaltung, geistige Interessen, musische, sportliche, körperliche, sexuelle und andere mehr, für deren Umsetzung man den Partner braucht oder zu brauchen glaubt. Versuche, die eigenen Interessen durchzusetzen, sind – wenn man in seiner Beziehung zufrieden sein möchte – insofern unerlässlich. Unvermeidbar sind daher Auseinandersetzungen oder zuweilen Kämpfe, die durch Interessenkonflikte ausgelöst werden. Eine allzu große Harmonievorstellung kann den Auseinandersetzungen im Wege stehen. Die Liebe schafft keine völlige Interessengleichheit, sie kann aber dazu beitragen, sich den Bedürfnissen des Partners zuzuwenden.
    Eine Geschichte
    Fred und Gina beklagen sich in der Beratung darüber, wenig miteinander zu unternehmen, sie würden zunehmend aneinander vorbei leben. Sie haben sich vorgenommen, mehr gemeinsame Interessen zu entwickeln. Sie hätten schon einiges versucht, aber was dem einen Spaß macht, würde dem anderen missfallen.
    Ãœber die Frage „Wozu sollte es denn gut sein, mehr miteinander zu unternehmen?“ sind sie erst einmal erstaunt. Nach einer ganzen Weile der Besinnung und etlichen Nachfragen kommen sie zu dem Ergebnis, dann „mehr Nähe zueinander zu haben“. Es geht ihnen also nicht darum, irgendetwas miteinander zu tun, Tennis zu spielen oder zu joggen, sondern es geht darum, etwas Bestimmtes zu erleben: emotionale Nähe zueinander.
    Damit sind sie auf das Bedürfnis hinter den Interessen gestoßen, in diesem Fall ein gemeinsames Bedürfnis. Sie sprechen darüber, wann er und wann sie Nähe mit dem Partner erlebt haben oder noch erleben. „Wenn wir zusammen kochen“, „Wenn wir nach dem Essen noch zusammensitzen und uns etwas erzählen“, „Wenn wir entspannt im Bett liegen, ohne dass etwas passieren muss“, „Wenn wir ab und zu Ausflüge machen und Hand in Hand spazieren gehen“   … die Liste der Möglichkeiten, Nähe miteinander zu haben, ist lang. Zentral war für beide zu entdecken, worum es jedem ging. Und darüber, dass jeder Nähe mit dem anderen vermisst und mit seinem Bedürfnis nicht allein dasteht, sind sie sehr erfreut.
    Auf den Punkt gebracht
    â€¢ Bedürfnisse werden dem Partner gegenüber oft als Interessen formuliert und damit sozusagen „getarnt“, sie erscheinen dann als berechtigte Forderungen. Beispielsweise sagt man: „Wir sollten mal wieder miteinander schlafen.“
    â€¢ Beide Partner haben Interessen und müssen ebenso jeder für sich wie gemeinsam dafür sorgen, dass sie erfüllt werden.
    Â 
    Aus der Trickkiste
    Wenn die Bedürfnisse unterschiedlich sind: Wenn einer beispielsweise im Urlaub nach Mallorca will (weil er Action sucht) und der andere in die Berge (weil er Ruhe sucht) – was macht man dann? Wichtig ist zuerst einmal anzuerkennen, dass die Interessen unterschiedlich sind. Nicht immer lassen sich Kompromisse finden, mit denen beide zufrieden sind. Dann mag die Frage helfen, wie man als „gute Freunde“ mit der Situation umgehen würde.
Kinder

    Kinder verlangen einem Paar einiges ab. Sie verlagern den Schwerpunkt einer Beziehung von der emotional-leidenschaftlichen auf die partnerschaftliche Verbindung. Die Partner haben das Projekt Familie begonnen, und dadurch werden andere Dinge als zum Beispiel die Gefühlszustände wichtiger. Ein Kleinkind verlangt Aufmerksamkeit unabhängig davon, ob es den Eltern gut oder schlecht geht, ob sie müde oder ausgeruht sind. Leicht entsteht eine Situation, in der das Bedürfnis der Partner, neben der Familie auch eine Paarbeziehung zu haben, Zeit miteinander zu verbringen, Sex zu haben, zu kurz kommt.
    Die Belastungen, die Kinder mit sich bringen, sollten gerecht