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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Jerusalem nach Emmaus (ihr Lehrmeister Jesus war ans Kreuz genagelt worden,
     in Schimpf und Schande und in furchtbarer Qual gestorben) einem fremden Mann begegnen, mit dem sie ins Gespräch kommen und
     der ihnen aufmerksam-einfühlsam zuhört, nichts sagt – und wenn sie bei Sonnenuntergang zu ihm sagen: »Herr, bleibe bei uns,
     denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget«, so ist dies weit mehr und noch anderes als eine bloße Dreierkonstellation
     im Jahre 33 nach Christus, angesichts eines hereinbrechenden Abends samt einer gastfreundschaftlichen Geste. Da schwingt viel
     mit: der Abend des Tages, der Abend des Lebens, der Abend der Welt. Es schwingt das Geheimnisvolle dieses fremden Mannes mit,
     in dessen Nähe sie ihre ganze Traurigkeit loswerden – so, als wenn sie von ihnen einfach abfiele, als ihnen »warm wird ums
     Herz«, durch seine Nähe. Wer kennt es nicht, dass einem durch die Nähe eines Menschen sein bloßes Dasein warm oder eben kalt
     ums Herz wird! Wie ein zufälliger Mensch zum unentbehrlichen Freund wird, wie Trennung von einem uns nahen Menschen schwer
     fällt und wir ihn geradezu anflehen, doch dazubleiben.
    |41| Und dann brechen sie das Brot. Und er bricht das Brot. An der Art, wie er es bricht und das Dankgebet spricht, spüren sie,
     dass es
der
ist, der ihnen das Brot bei ihrem früheren Zusammensein gebrochen hatte.
    Und der nun
sein
Leben gegeben hat – und
wir
weiterleben –, das Brot des Lebens brechend – in Zuversicht.
    Auch hier geht es nicht nur darum, vom großen Brotlaib ein Stückchen abzubrechen, weil das Schneiden des Brotes mit einem
     Messer nicht üblich war, sondern es geht um das Brechen des Brotes füreinander, das Teilhaben an einem Brot-Laib, der zum
     Symbol wird für die Teilhabe am Leib und Leben dieses einmaligen Menschen aus Nazareth. Alles, was Eucharistie, also Danksagung
     bedeutet, wird hier elementar zur Darstellung gebracht und ist weit mehr wert als alles jahrhundertelange Theologengezänk
     darüber, ob bei der Brotbrechung der christlich-gottesdienstlichen Zeremonie nun der Leib Christi »real« empfangen würde oder
     nur »symbolisch«.
    Hier wird Menschen »warm ums Herz«; sie gewinnen neue Hoffnung, neuen Mut, neue Aussicht, neue Zuversicht für die nächsten
     Schritte – in einem Leben nach der Katastrophe. Sie erfahren es an der Art, wie sie einander das Brot brechen und dankbar
     die wunderbaren Güter des Lebens empfangen. Nicht zu vergessen dieser besondere Schluck Wein – vergossen
für
euch, wie sein Blut.
    Wer die Texte auf den Vordersinn reduziert, banalisiert, bis das Spannendste ganz langweilig und abgestanden wird, bis das
     Erhabene zum ganz Alltäglichen wird, zum Alltäglichen eben nicht im Sinne des Natürlich-Menschlichen, sondern im Sinne des
     bloß Mechanischen unseres Alltagslebens.
    Genauso kann das Füßewaschen eine bloße Reinigung sein;
und
der Dienst des Füßewaschens kann eine Geste der Demut, der Hilfe, der Barmherzigkeit sein, Labsal für den anderen, den Ermüdeten,
     den Geschundenen, den Kranken. |42| »Ein Beispiel habe ich euch gegeben«, heißt es im Johannesevangelium. Das meint weit mehr als das Thema »Mein Vorbild« einer
     Klassenarbeit in der 9. Klasse.
    Wer religiöse Texte, zumal biblische, auf Moral reduziert, hat sie gründlich missverstanden. Es geht um Bestehen und Bewältigen
     eines Lebens, das der menschlichen Bestimmung gerecht wird. Meiner Bestimmung, der ich ein unverwechselbarer, einmaliger Einzelner
     bin, ausgestattet mit Gaben, die ich ausleben soll, meine Be-Gabungen. Wie ich leide mit den Leidenden, mich freue mit den
     Fröhlichen, meinem Nächsten ein Nächster sei, um seinen und um meinen Wert wissend, um mein Glück und sein Glück gleicherweise
     besorgt. Und in allem Vertrauen behalte. Sicherheit gibt es nicht – aber Zuversicht. »Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht
     des, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht.« (Hebräer 11,1)

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    |43| II.
EINFÜHRUNG IN BIBLISCHE BÜCHER
[ERÖRTERUNGEN]

|45| Was war und was wahr ist
    Über das Verstehen biblischer (Ur-)Geschichten
    »Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?
    Dies nämlich dann sogar und vielleicht eben dann, wenn nur und allein das Menschenwesen es ist, dessen Vergangenheit in Rede
     und Frage steht: dies Rätselwesen, das unser eigenes natürlich-lusthaftes und übernatürlich-elendes Dasein in sich schließt
     und

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