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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Wahrheitspathos und ein Wahrheitsethos, das geradezu |91| masochistische Züge trägt – am berührendsten, bewegendsten, konsequentesten und eindrücklichsten beim Propheten Jeremia.
    Stets sind sie Einzelne, ganz auf sich Gestellte. Und sie sind stets wieder vor die Legitimationsfrage gestellt. Sie spüren
     den Spott der Menge, die Macht der Mächtigen, die Verführbarkeit durch die Meinungsmacher und die Unfähigkeit
aller
zu hören, was ist und was auf dem Spiel steht.
     
     
    Jesaja
     
    Beginnen wir mit Jesaja (Kapitel 1–39, dem so genannten ersten Jesaja).
    Er ist Prophet und Ratgeber der Könige von Juda. Jesaja erlebte vier Könige, drängte auf Reformen, besaß eine außergewöhnliche
     poetische Ausdrucksfähigkeit. Er behielt einen pessimistischen Patriotismus und hielt an der Überzeugung fest, dass Rechtschaffenheit
     letztlich den Sieg davontragen wird. Ungezügelt werden seine Äußerungen über die traditionellen Feinde – die Edomiter. Hauptsorge
     war ihm die Verderbtheit des eigenen Volkes, der unmäßige Reichtum der Besitzer an Grund und Boden, die Sauferei und Prunksucht,
     die Arroganz der schönen Frauen. Die grausame Herrschaft der Assyrer sah er als Strafe für den Lebenswandel des eigenen Volkes
     an. Er erhoffte eine neue Schöpfung und ein neues Davidisches Reich durch den Messias, begründet auf den Rest des Volkes,
     der nach der Katastrophe übrig bleiben wird – auf den heiligen Rest.
     
    Mein Volk, deine Führer verführen dich
    und verwirren den Weg, den du gehen sollst!
    Der HERR steht da zum Gericht
    und ist aufgetreten, sein Volk zu richten.
    |92| Der HERR geht ins Gericht mit den Ältesten seines Volks
    und mit seinen Fürsten:
    Ihr habt den Weinberg abgeweidet,
    und was ihr den Armen geraubt, ist in eurem Haus.
    Warum zertretet ihr mein Volk
    und zerschlagt das Angesicht der Elenden?
    spricht Gott, der HERR Zebaoth.
    So hat der HERR gesprochen:
    Weil die Töchter Zions stolz sind
    und gehen mit aufgerecktem Halse,
    mit lüsternen Augen,
    trippeln daher und tänzeln
    und haben kostbare Schuhe an ihren Füßen,
    deshalb wird der Herr den Scheitel der Töchter Zions
    kahl machen,
    und der HERR wird ihre Schläfe entblößen.
    Zu der Zeit wird der Herr den Schmuck an den kost-
    baren Schuhen wegnehmen und die Stirnbänder, die
    Spangen, die Ohrringe, die Armspangen, die Schleier,
    die Hauben, die Schrittkettchen, die Gürtel, die Riechfläschchen,
    die Amulette, die Fingerringe, die Nasenringe,
    die Feierkleider, die Mäntel, die Tücher, die Täschchen,
    die Spiegel, die Hemden, die Kopftücher, die Überwürfe.
    Und es wird Gestank statt Wohlgeruch sein
    und ein Strick statt eines Gürtels
    und eine Glatze statt lockigen Haars
    und statt des Prachtgewandes ein Sack,
    Brandmal statt Schönheit.
    Deine Männer werden durchs Schwert fallen
    und deine Krieger im Kampf.
    Und Zions Tore werden trauern und klagen,
    und sie wird leer und einsam auf der Erde sitzen.
    (Jesaja 3,12b–26)
     
    |93| Eines der ältesten poetischen Prophetenzeugnisse ist das Weinbergslied:
    Mein Freund hatte einen Weinberg
    auf einer fetten Höhe.
    Und er grub ihn um und entsteinte ihn
    und pflanzte darin edle Reben.
    Er baute auch einen Turm darin
    und grub eine Kelter
    und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte;
    aber er brachte schlechte.
    Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas,
    zwischen mir und meinem Weinberg!
    Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg,
    das ich nicht getan habe an ihm?
    Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht,
    während ich darauf wartete, dass er gute brächte?
    Wohlan, ich will euch zeigen,
    was ich mit meinem Weinberg tun will!
    Sein Zaun soll weggenommen werden,
    dass er verwüstet werde,
    und seine Mauer soll eingerissen werden,
    dass er zertreten werde.
    Ich will wüst liegen lassen,
    dass er nicht beschnitten noch gehackt werde,
    sondern Disteln und Dornen darauf wachsen,
    und will den Wolken gebieten,
    dass sie nicht darauf regnen.
    Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel
    und die Männer Judas seine Pflanzung, an der
    sein Herz hing.
    Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei
    über Schlechtigkeit.
    (Jesaja 5,1b–7)
     
    |94| Wie Unrecht und Lüge eine unheilige (Macht-)Allianz eingehen, geißelt der Prophet so:
    Weh denen, die das Unrecht herbeiziehen mit Stricken
    der Lüge
    und die Sünde mit Wagenseilen
    und sprechen: Er lasse eilends und bald kommen
    sein

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