Die Bibel für Eilige
wie ein Hirsch,
und die Zunge der Stummen wird frohlocken.
Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen
und Ströme im dürren Lande.
Und wo es zuvor trocken gewesen ist,
sollen Teiche stehen,
und wo es dürre gewesen ist,
sollen Brunnquellen sein.
Wo zuvor die Schakale gelegen haben,
soll Gras und Rohr und Schilf stehen.
Und es wird dort eine Bahn sein,
die der heilige Weg heißen wird.
|98| Kein Unreiner darf ihn betreten;
nur sie werden auf ihm gehen;
auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren.
(Jesaja 35,4–8)
Mit Kapitel 40 beginnt ein neues Prophetenbuch, das auch unter dem Namen »Jesaja« geführt wird. Man nennt die Passagen von
Kapitel 40–55 den
Deutero-Jesaja
, den »zweiten«. Worte aus der Zeit um 540 vor Christus.
Es ist das große Trostbuch für die 40 Jahre Exilierten in Babylon über ihren Weg durch die Wüste zurück nach Jerusalem. Dieser
Prophet ist der konsequenteste Monotheist und geißelt spöttisch die babylonischen Kulte, mit denen sich Israel zu assimilieren
versuchte.
Der HERR, der ewige Gott,
der die Enden der Erde geschaffen hat,
wird nicht müde noch matt,
sein Verstand ist unausforschlich.
Er gibt dem Müden Kraft
und Stärke genug dem Unvermögenden.
Männer werden müde und matt,
und Jünglinge straucheln und fallen;
aber
die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft,
dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler,
dass sie laufen und nicht matt werden,
dass sie wandeln und nicht müde werden.
(Jesaja 40,28b– 31)
Suchet den HERRN, solange er zu finden ist;
rufet ihn an, solange er nahe ist.
Der Gottlose lasse von seinem Wege
und der Übeltäter von seinen Gedanken
und bekehre sich zum HERRN, so wird er sich
seiner erbarmen,
|99| und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.
Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken,
und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR,
sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde,
so sind auch meine Wege höher als eure Wege
und meine Gedanken als eure Gedanken.
Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt
und nicht wieder dahin zurückkehrt,
sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar
und lässt wachsen, dass sie gibt Samen, zu säen,
und Brot, zu essen,
so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein:
Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen,
sondern wird tun, was mir gefällt,
und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.
Denn ihr sollt in Freuden ausziehen
und im Frieden geleitet werden.
Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken
mit Jauchzen
und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen.
Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen
und Myrten statt Nesseln.
Und dem HERRN soll es zum Ruhm geschehen
und zum ewigen Zeichen, das nicht vergehen wird.
(Jesaja 55,6–13)
Dem folgt der dritte Prophet, der unter dem Namen Jesaja geführt wird.
( Trito-Jesaja
Kapitel 56–66, entstanden etwa um 500 v. Chr.)
Er wirkte nach der Zeit des Exils, also nach 539, als Kyros das Edikt erlassen hatte, dass die Israeliten aus Babylon zurückkehren
können. Die Rückkehrer begannen sofort, die Stadt und den Tempel wieder aufzubauen.
Sein Buch geht wahrscheinlich auf mehrere Verfasser |100| zurück. Man kann ihn als Schüler des Deutero-Jesaja ansehen, der dem Volk Mut macht und gleichzeitig vor jeder erneuten Veräußerlichung
des Ritus warnt.
Wo das Religiöse das Soziale einschließt, ist es erst richtiger »Ritus«.
Das ist aber ein Fasten, an dem ich Gefallen habe:
Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast,
lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast!
Gib frei, die du bedrückst,
reiß jedes Joch weg!
Brich dem Hungrigen dein Brot,
und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!
Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn,
und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!
Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte,
und deine Heilung wird schnell voranschreiten,
und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen,
und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen
Zug beschließen.
Dann wirst du rufen, und der HERR wird dir antworten.
Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.
Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst
und nicht mit Fingern zeigst und nicht
übel redest,
sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt
und den Elenden sättigst,
dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen,
und dein Dunkel wird sein wie der Mittag.
Und der HERR wird dich immerdar führen
und dich
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