Die Bibel für Eilige
hohen Bergen in Israel sollen ihre Auen sein; da werden sie auf
guten Auen lagern und fette Weide haben auf den Bergen Israels. Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern
lassen, spricht Gott der HERR.
Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken
und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist.
(Ezechiel 34,1–11.16)
Der Hirte sammelt die Verstreuten. Auch Ezechiel nimmt die Erwartung eines neuen Davids und eines neuen Jerusalem |112| auf – einschließlich Rückführung der in die ganze Welt Verstreuten nach Israel.
Immer, wenn Juden litten und deportiert wurden, haben sie diese Schrift gelesen, – unüberbietbar in der Drastik und Realistik
des Schreckens wie in der erwärmenden Hoffnung der Bilder vom neuen Heil.
Für alle großen Propheten ist eine Universalisierung des Handelns Gottes charakteristisch, die die Juden zu einem ganz eigenen
Kosmopolitismus führte. Zugleich schärfen die Propheten einen strengen Monotheismus ein, insbesondere der so genannte Deutero-Jesaja
(Jes. 40–55). (Nicht zufällig waren viele säkularisierte Juden Kommunisten, die die Welt als
eine Welt
sahen und deshalb alle sozialen, religiösen, kulturellen und rassischen Unterschiede und Barrieren niederreißen wollten.)
»Gott ist Herr der Welt« bedeutet hier nicht den Anspruch der Juden auf andere Völker, sondern bedeutet: Gott nimmt
alles
und
alle
in Anspruch, ist also Herr der Völker und auch Herr über die Völker. Seinen Ausdruck findet dies bei den Propheten in einer
Vielzahl so genannter Völkersprüche. Sie richten sich an alle näheren oder ferneren Nachbarn Israels. Auch die gefürchteten
Großmächte sind in Gottes Hand – und können zu Gottes Werkzeugen werden – vernichtend oder errettend.
Nebukadnezar kann Vollstrecker des Gerichts über Jerusalem werden, so wie Kyros der Retter sein kann, der das Volk aus der
Knechtschaft, aus 40-jährigem babylonischem Exil, zurückziehen lässt.
Die Freude darüber besingt der Psalm: »Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.
Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein.« (Psalm 126)
|113| Amos
Amos ist Zeitgenosse von Jesaja, lebte also um 700 v. Chr. Er ist Schafzüchter, kommt von unten, gehört nicht zur »führenden
Klasse«. Er benutzt bukolische Bilder, um das schreiende Unrecht zur Sprache zu bringen. So vergleicht er z. B. Frauen der
vornehmen Gesellschaft mit »fetten Kühen«. Er geißelt Korruption und das Schlemmen der Reichen auf Kosten der Armen. Und wer
Menschen schindet, der schändet Gott.
Höret dies Wort, ihr fetten Kühe,
die ihr auf dem Berge Samarias seid
und den Geringen Gewalt antut
und schindet die Armen
und sprecht zu euren Herren:
Bringt her, lasst uns saufen!
(Amos 4,1)
Getrieben ist der Prophet von der Sorge, Gott könnte sich völlig entziehen. So richtet er die Bitte Gottes an sein Volk, Gott
zu
suchen
, dann würden sie leben.
Suchet das Gute und nicht das Böse,
auf dass ihr leben könnt,
so wird der HERR, der Gott Zebaoth, bei euch sein,
wie ihr rühmt.
Hasset das Böse und liebet das Gute,
richtet das Recht auf im Tor,
vielleicht wird der HERR, der Gott Zebaoth,
doch gnädig sein denen,
die von Joseph übrigbleiben,
(Amos 5, 14,15)
|114| Den ritualisierten Gottesdienst lehnt Amos – als Mund Gottes – strikt ab:
Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie
und mag eure Versammlungen nicht riechen.
Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder;
denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören!
Es ströme aber das Recht wie Wasser
und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
(Amos 5,21. 23. 24)
Das Schlimmste wäre für ihn, wenn Gott sich entzöge und nicht mehr finden ließe:
Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR,
dass ich einen Hunger ins Land schicken werde,
nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser,
sondern nach dem Wort des HERRN, es zu hören;
dass sie hin und her von einem Meer zum andern,
von Norden nach Osten laufen
und des HERRN Wort suchen
und doch nicht finden werden.
(Amos 8,11f.)
Dies hat unmittelbar mit dem sozialen Verhalten zu tun. Er schärft ein:
Höret dies, die ihr die Armen unterdrückt
und die Elenden im Lande zugrunde richtet
und sprecht: Wann will denn der Neumond ein
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