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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Ende
    haben,
    dass wir Getreide verkaufen,
    und der Sabbat,
    dass wir Korn feilhalten können
    und das Maß verringern
    |115| und den Preis steigern
    und die Waage fälschen,
    damit wir die Armen um Geld
    und die Geringen um ein Paar Schuhe
    in unsere Gewalt bringen
    und Spreu für Korn verkaufen?
    (Amos 8,4–6)
     
    Wer sich vor Augen führt, was internationaler Währungsfonds und Weltbank mit den Armen der Welt heute tun, spürt, wie hochaktuell
     in einem globalen Sinne geworden ist, was in einem lokalen Kontext – mit scharfem Auge, betrübtem Herzen, wachem Verstand
     und einer dennoch bleibenden Hoffnung – von Amos ausgesprochen wurde.
    Denn Jahwe verspricht:
     
    Zur selben Zeit will ich die zerfallene Hütte Davids
    wieder aufrichten
    und ihre Risse vermauern
    und, was abgebrochen ist, wieder aufrichten
    und will sie bauen, wie sie vorzeiten gewesen ist […]
    (Amos 9,11)
     
     
    Micha
     
    Der Prophet Micha – sein Name bedeutet ›Wer ist Jahwe‹ – wirkte zur gleichen Zeit wie Jesaja, also um 700 v. Chr. Das Nordreich,
     also Jakob/Israel, wurde von den Syrern 733 erobert und Jerusalem 701 von den Assyrern belagert. Auch ihm geht es um den engen
     Zusammenhang zwischen Ritus und Gerechtigkeit. Bei Micha findet sich die Ursprungsfassung der Friedensvisionen, die auch bei
     Jesaja überliefert wird (Jesaja 2,2–5).
    |116| In den letzten Tagen aber wird der Berg,
    darauf des HERRN Haus ist, fest stehen,
    höher als alle Berge
    und über die Hügel erhaben.
    Und die Völker werden herzulaufen,
    und viele Heiden werden hingehen und sagen:
    Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des HERRN gehen
    und zum Hause des Gottes Jakobs,
    dass er uns lehre seine Wege
    und wir in seinen Pfaden wandeln!
    Denn von Zion wird Weisung ausgehen
    und des HERRN Wort von Jerusalem.
    Er wird unter großen Völkern richten
    und viele Heiden zurechtweisen in fernen Landen.
    Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen
    und ihre Spieße zu Sicheln machen.
    Es wird kein Volk wider das andere
    das Schwert erheben,
    und sie werden hinfort nicht mehr lernen,
    Krieg zu führen.
    Ein jeder wird unter seinem Weinstock
    und Feigenbaum wohnen,
    und niemand wird sie schrecken.
    Denn der Mund des HERRN Zebaoth hat’s geredet.
    Ein jedes Volk wandelt im Namen seines Gottes,
    aber wir wandeln im Namen des HERRN,
    unseres Gottes, immer und ewiglich!
    (Micha 4,1–5)
    Dieser Hoffnungstext mit konkreter Handlungsrelevanz gehört zum globalen Vermächtnis der prophetischen Tradition. Im allgemeinen
     Bewusstsein ist
ein
Vers übrig geblieben: »Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden.« Diese Konzentration ist zugleich eine Verkürzung.
    Schwerter werden »zu Pflugscharen«: Das wertvolle Eisen |117| wird nicht mehr benutzt werden, um zu töten, den Boden mit Blut zu tränken, sondern dient dazu,
Brotgetreide
aus der Erde hervorzubringen. Die Konversion soll endgültig sein, der ständige Wechsel von Kriegs- und Friedenszeiten soll
     aufhören. Und
genauso
sollen die Winzermesser immer Winzermesser bleiben, die den Wein schneiden und nicht zu Spießen geschmiedet werden, um den
     Feinden in den Leib getrieben zu werden. Brot statt Tod und Wein statt Blut. Brot und Wein werden geheiligt, wo der Friede-Fürst
     sein SCHALOM-Mahl austeilt, mitten in der Machtwelt des Imperators und Pilatus: »In der Nacht, da er verraten ward, nahm er
     das Brot […] nahm er den Wein […]«
    Micha kündet von einer Konversion, die nicht wieder zurückgenommen wird. Dazu gehört unabdingbar, dass die Völker
alle
zusammenkommen, sie gelehrt werden und sich darüber belehren lassen, was es heißt, »auf
seinen
Pfaden zu wandeln«.
    Es geht um internationale Rechtsprechung, um das Recht aller! Wenn kein Volk mehr gegen das andere das Schwert erhebt, brauchen
     auch die Völker keine Angst mehr zu haben; die Angst wird nicht wieder zur Rüstung führen. Sie werden nicht mehr lernen, wie
     man Krieg führt, sondern lernen, wie man Frieden bewahrt: gemeinsame Sicherheit zu beiderseitigem Vorteil. Kriegshandwerk
     wird kein seriöses Handwerk mehr sein. Dazu gehört unabdingbar die Gerechtigkeit. Wo jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum
     wohnt und nicht der eine der Knecht des anderen bleibt! Das wird eine Zeit sein, in der die Angst begraben und dieses Friedenslied
     gesungen wird.
    Es geht um die Hardware und um die Software des Friedens, um den Zusammenhang von Gerechtigkeit und Frieden, von Lehre und
     Leben. Es geht nicht bloß um die Abwesenheit

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