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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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nahe sein? Wer Unrecht meidet. (Verglei che Psalm 15)
     
    HERR, höre die gerechte Sache,
    merk auf mein Schreien,
    vernimm mein Gebet,
    von Lippen, die nicht trügen.
    Sprich du in meiner Sache;
    deine Augen sehen, was recht ist.
    (Psalm 17,1.2)
    Im Treiben der Menschen bewahre ich mich
    vor gewaltsamen Wegen
    durch das Wort deiner Lippen.
    (Psalm 17,4)
    Errette mich […]
    vor den Leuten dieser Welt,
    die ihr Teil haben schon im Leben […]
    Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit,
    ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem
    Bilde.
    (Psalm 17,13 b–14 a,15)
     
    Diese Gebete sind selber große Literatur und haben das Denken des christlich-jüdischen Umkreises inzwischen 2000 Jahre geprägt.
     Ihre Entstehung reicht bis in die Zeit vor 3000 Jahren. Andererseits haben die Psalmen Literatur inspiriert, immer wieder
     und immer neu. Kein poetischer Text der abendländischen Kultur ist so oft übersetzt worden wie die Psalmen.
    Wer weiß noch, was Psalm 8, Psalm 23, Psalm 39, Psalm 73, Psalm 85, Psalm 90, Psalm 103, Psalm 104, Psalm 121, Psalm 130,
     Psalm 139 evoziert?
    Wenn du nur 10 Psalmanfänge in dir trägst, kannst du alles sagen, was wichtig ist – arm, wer das nicht mehr weiß.
    |125| Die Gebetssprache der Kirche, eine Liturgie, die bereinigt ist von aller Expressivität und Bildhaftigkeit, reduziert sich
     auf dogmatisch-saubere Hymnologie und summarische Fürbitten. Das Expressive schwindet in dem Maße, wie das Poetische eliminiert
     wird. Bisweilen mit dem Grund (oder Vorwand) besserer Verständlichkeit. Glaube ohne Poesie ist überhaupt nicht denkbar, weil
     Poesie das Geheimnis des Lebens selbst zur Sprache bringt. Dogmatik ist zu keiner Poesie fähig. (Dorothee Sölle spricht deshalb
     von der Theologie als Theopoesie.) Fast alle Psalmen geben eine Seelenbewegung sprachlich wieder. Das Loslösende im Aussprechen
     wird für den erfahrbar, der die Zeilen in sein Innerstes lässt und darin das Äußerste – zur Sprache gebracht – nachempfindet.
     Aus Tiefen ist es gekommen, in Tiefen will es reichen und den Beter wieder hoch-bringen.
    150 Gebetslieder aus verschiedenen Sammlungen. Eine Ordnung lässt sich nach ganz unterschiedlichen Kriterien finden, ohne
     dass man einer den Vorzug geben könnte. Es lassen sich ursprüngliche Sammlungen herausfinden, wie David-Psalmen (3–41), elohistische
     Psalmen, die für Gott den Namen Elohim verwenden (42–83), Lobpsalmen (103 bis 118), Königspsalmen, Wallfahrtspsalmen.
    Oder man teilt ein nach Lob- und Klagepsalmen des Einzelnen oder der Gemeinschaft, nach erzählenden und lehrhaft-bekenntnisartigen
     oder liturgischen Psalmen, nach Vertrauensliedern und Verzweiflungsschreien, Schöpfungs- und Segenspsalmen, Weisheitspsalmen
     und »Gott ist König«-Preisungen, Zions- und Wallfahrtslieder, Lieder aus liturgischen Sängerfamilien, wie Korah, Asaph und
     »von David«.
    Das Ich des Beters kann durchaus auch ein gemeinschaftliches werden, wie das Wir von einem Einzelnen erfahren wird.
    Durchgehend vermitteln die Psalmen eine Erfahrung: Was |126| »vor Gott« ausgesprochen wird, wird leichter, bis Klage in Lob, Aussichtslosigkeit in Zuversicht, Tränen in Freude, Unbegreiflichkeit
     in Dankbarkeit, Erregtheit in Gelassenheit, Verfolgungs- und Bedrohungsgefahr in Sicherheits- und Schutzgefühle überwechseln.
    Bei vielen Psalmen lässt sich ein Entstehungsanlass rekonstruieren; entscheidend aber bleibt die existenzielle Übertragbarkeit
     für den Stoßseufzer des Einzelnen: »Ich wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen.« (Psalm 73,2) Und der Jammer des Volkes:
     »An den Wassern von Babylon saßen wir und weinten.« (Psalm 137) Ganz nahe beieinander liegen Betrübnis und Gewissheit, etwa
     in Psalm 42/43: »Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
     dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.« In allem scheint eines durch: das Vertrauen, dass alles in Ordnung kommt,
     dass alles dennoch seine gute Ordnung hat, dass der ferne Gott sich umwendet und wieder nahe ist und hilft, dass der Feind
     unterliegt und der Redliche obsiegt.
     
    Beginnen wir mit Psalm 8:
    HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name
    in allen Landen,
    der du zeigst deine Hoheit am Himmel!
    Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge
    hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen,
    dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.
    Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger

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