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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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wird der Psalm plötzlich aus der Perspektive der Zurückgebliebenen
     in Jerusalem gesungen, die darauf warten, dass die anderen Jerusalemer aus Babel zurückkehren und sie gemeinsam Jerusalem
     – die hoch gelobte Stadt – wieder aufbauen.
    HERR, bringe zurück unsre Gefangenen,
    wie du die Bäche wiederbringst im Südland.
    (Psalm 126,4)
     
    So unglaublich es immer wieder ist, dass das völlig ausgedörrte Flussbett wieder voll strömenden, reißenden, lebensspendenden
     Wassers ist,
so
unwahrscheinlich ist es, dass die |136| Gefangenen nach 40 Jahren doch noch zurückkehren. Es ist wie das Frühlingserwachen: Plötzlich, nach der langen Dürre, der
     tristen Verödung, nach einer Zeit sengendster Hitze, des Verdorrens jedes Halmes. »Mittagsland« heißt es: Zenit der Sonne,
     Südland, Wüstenland.
    In den Versen 5 und 6 wird der Wechsel von Freude und Leid beschrieben, anknüpfend an die Erfahrung beim Säen und beim Ernten.
    Die mit Tränen säen,
    werden mit Freuden ernten.
    Sie gehen hin und weinen
    und streuen ihren Samen
    und kommen mit Freuden
    und bringen ihre Garben.
    (Psalm 126,5.6)
    Mit Tränen des Hungers geben sie ihr letztes
Brot
getreide und lassen es zu
Saat
getreide werden, darauf wartend, dass aus dem Saatgetreide wieder Brotgetreide werde und der Hunger ein Ende habe. Mit Tränen
     wird gesät und mit Freuden wird geerntet. Unter Tränen wird der Same ausgestreut. Man kommt im innersten Jammer vom Felde
     und kommt mit größtem Glück wieder zurück. Dazwischen liegen Monate der Geduld und Entbehrung.
    Ein Naturbild wird mit einem Geschichtsereignis verglichen. Gleichzeitig sind es Ereignisse, die sich im Innersten des Menschen
     abspielen. Ein Psalm der allerhöchsten Poesie, der ein Mensch fähig ist. Und die Verse sind doch ganz geerdet.
    Die
Erlösung
aus der Gefangenschaft wird zum Ur-Symbol, genauso wie die
Hoffnung
auf diese Erlösung und der lange
Weg
durch die Wüste, ehe es das Land gibt, in dem das Volk wieder sein
Zuhause
findet.
    Wer hört da nicht die Vertonung der Psalmverse in Johannes Brahms’ »Deutschem Requiem« mit?
    Psalm 85 knüpft an die vollzogene Befreiung aus Babel an:
    |137| HERR, der du bist vormals gnädig gewesen deinem
    Lande
    und hast erlöst die Gefangenen Jakobs;
    der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk
    und alle seine Sünde bedeckt hast.
    Der du vormals hast all deinen Zorn fahren lassen
    und dich abgewandt von der Glut deines Zorns:
    hilf uns, Gott, unser Heiland,
    und lass ab von deiner Ungnade über uns!
    Willst du denn ewiglich über uns zürnen
    und deinen Zorn walten lassen für und für?
    Willst du uns denn nicht wieder erquicken,
    dass dein Volk sich über dich freuen kann?
    HERR, erweise uns deine Gnade
    und gib uns dein Heil!
    Könnte ich doch hören,
    was Gott der HERR redet,
    dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen,
    damit sie nicht in Torheit geraten.
    Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten,
    dass in unserm Lande Ehre wohne;
    dass Güte und Treue einander begegnen,
    Gerechtigkeit und Friede sich küssen;
    dass Treue auf der Erde wachse
    und Gerechtigkeit vom Himmel schaue;
    dass uns auch der HERR Gutes tue;
    und unser Land seine Frucht gebe;
    dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe
    und seinen Schritten folge.
    Du, sei doch uns
wieder
gnädig und zürne nicht über uns. Und lass uns Lebensfreude wiederfinden.
    Und dann beklagt der Beter »Hörunfähigkeit« des Einzelnen und des Volkes, das immer wieder in Torheit gerät. Sodann mündet
     die Bitte in Zuversicht:
    |138| Güte und Barmherzigkeit. Treue und Redlichkeit. Gerechtigkeit und Recht. Friede und Brot. Alles gehört zusammen! Dass das
     Land nicht nur seine Frucht gibt, sondern dass die Frucht auch in Gerechtigkeit geteilt werde, damit Frieden sei. Eine ganze
     Gesellschaftstheorie in Form eines poetischen Gebets. Kein Friede ohne Gerechtigkeit. Und keine Gerechtigkeit ohne Frieden.
    Wie die ganze Schöpfung durch ihr Dasein den Schöpfer lobt – die Engel, die Gestirne, das Wetter, die Fische und Würmer, die
     Könige und die Jungfrauen –, erzählt Psalm 148!
    Lobet im Himmel den HERRN,
    lobet ihn in der Höhe!
    Lobet ihn, alle seine Engel,
    lobet ihn, all sein Heer!
    Lobet ihn, Sonne und Mond,
    lobet ihn, alle leuchtenden Sterne!
    Lobet ihn, ihr Himmel aller Himmel
    und ihr Wasser über dem Himmel!
    Die sollen loben den Namen des HERRN;
    denn er gebot, da wurden sie geschaffen.
    Er lässt sie bestehen für immer und ewig;
    er gab eine

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